Der frühere Flörsheimer Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) feiert am kommenden Donnerstag (12. November 2020) seinen 80. Geburtstag. Wolf war von 1979 bis 2000 das Oberhaupt der Untermainstadt. Das seien damals außerordentlich gute Jahre für Flörsheim gewesen, in denen seine Heimatstadt erheblich an Attraktivität gewonnen habe, betont der Flörsheimer CDU-Parteivorsitzende Jens Weckbach in seiner Laudatio. Damals seien neben der erfolgreichen Sanierung der alten Ortskerne von Flörsheim, Weilbach und Wicker viele wichtige Einrichtungen für die örtliche Gemeinschaft, Kindertagesstätten und Sporthallen, Stadtgärten und Grünanlagen sowie vielfältige Betreuungsangebote für Jung und Alt geschaffen worden. Dieter Wolf habe dabei immer wieder das Kunststück fertigbracht, zur Finanzierung dieser vielen städtischen Investitionen in hohem Maß von Dritter Seite Zuschüsse zu besorgen, so dass der Steuerzahler weniger strapaziert werden musste. So sei es ihm damals immer wieder gelungen, in jedem Jahr ausgeglichene Haushalte ohne einen Fehlbedarf vorzulegen.

Aufgewachsen in Flörsheim, begann Wolf nach dem Realschlussabschluss bei der Flörsheimer Stadtverwaltung eine Verwaltungslehre. Dem folgte ein Studium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Mainz. Nach 15 Jahren Tätigkeit bei der Stadtverwaltung Flörsheim wurde er in Eschborn zum hauptamtlichen Ersten Stadtrat gewählt, dem sieben Jahre später die Berufung in das Bürgermeisteramt seiner Heimatstadt folgte. Dieter Wolf ist seit 1963 mit seiner Frau Helga verheiratet. Zu seiner Familie zählen zwei Söhne und fünf Enkelkinder.

„Dieter Wolf ist ein „Flerschemer“ mit ganzer Seele und ganzem Herzen. Er hat sich schon immer durch klare Ziele und Vorstellungen ausgezeichnet, durch die Liebe zu seiner Stadt, durch die Fähigkeit, zu bewegen und zu gestalten, aber auch durch die Fähigkeit, all die Widrigkeiten, die mit einem Bürgermeisteramt nun mal verbunden sind, geduldig hinzunehmen“, schreibt Jens Weckbach.

Unmittelbar nach Beginn hatte Wolf die wohl schwerste Entscheidung seiner über 20-jährigen Amtszeit zu treffen. Wegen der zu erwartenden erheblichen zusätzlichen Lärmbelastungen für ihre Bürger hatte die Stadt Flörsheim zehn Jahre lang unter Ausnutzung aller Rechtsmittel erfolglos  gegen den Bau einer weiteren Bahn am Frankfurter Flughafen geklagt. 1980 gab die Hessische Landesregierung durch den damaligen Wirtschaftsminister Heinz Herbert Karry den Ausbau der Bahn frei und läutete damit die Enteignung der Flörsheimer Waldflächen ein. Drei Monate vor der Kommunalwahl, am 11. Dezember 1980,  also vor fast 40 Jahren, stimmten die Flörsheimer Stadtverordneten dem von Wolf ausgehandelten Vertrag mit dem Flughafenbetreiber in einer stürmischen, von Polizeischutz begleiteten Sitzung zu. Der Vertrag machte die Stadt zum gleichberechtigten Partner der Flughafen AG. Nur so konnten Entschädigungssummen vereinbart werden, die im Enteignungsverfahren bei weitem nicht zu erzielen gewesen wären. Die CDU-Parlamentarier waren bei ihrer Entscheidung auf sich allein gestellt – und dies drei Monate vor der nächsten Kommunalwahl. Die übrigen für den Bau benötigten Flächen verkauften die betroffenen Nachbargemeinden südlich des Mains ebenfalls an die Flughafengesellschaft, zu gleichen Bedingungen, allerdings einige Monate nach der Kommunalwahl.

Flörsheim ist durch Wolfs zielbewusstes Handeln schöner und „grüner“ geworden. Da waren der Ankauf und die Sanierung des früheren Kurparks von Bad Weilbach, die Sicherung der Schwefelquelle und die Regionalparkroute mit dem Bau der Warte ebenso wie die Schaffung von drei Stadtparks mit der Neugestaltung des Mainufers – Investitionen in Millionenhöhe, die sich die Stadt ohne die Vereinbarung mit dem Flughafenbetreiber nicht hätte leisten können.

Wolfs Geschick, Dritte für seine Ideen zu gewinnen, fand sichtbarsten  Ausdruck in der 1980 gegründeten Weilbacher Kiesgruben Gesellschaft. Zusammen mit den Partnern Main-Taunus-Kreis, Umlandverband Frankfurt und den Nachbargemeinden Hattersheim und Hochheim wurden 150 ha Flächen aufgekauft. Die wilden Müllablagerungen in Weilbach hatten ein Ende. Der Kiesabbau erfolgte in geordneten Bahnen. Aus einer arg geschundenen „Landschaft ohne Wiederkehr“ entstand im Laufe von vier Jahrzehnten ein Juwel für Naturschutz und Naherholung in der Region. Die Aktivierung der Flörsheimer Erschließungsgesellschaft TERRA mit dem Bau vieler Sozialwohnungen, auch von altengerechten Wohnungen, und die Unterstützung von Eigenheimbauten Privater bildeten einen weiteren Schwerpunkt in Wolfs Arbeit. Der Kreis schließt sich mit dem Bau der Großsporthalle an der Bürgermeister-Lauck-Straße, der Goldbornhalle in Wicker, der Erweiterung der Weilbachhalle, dem langersehnten Hochwasserschutz für Weilbach, der tatkräftigen Unterstützung zum Bau des Laurentius-Münch-Hauses, dem Bau von fünf Kindertagesstätten, der Erweiterung des Weilbacher Kindergartens, der Einrichtung des Flörsheimer Kellers, der Erweiterung des Kulturprogramms mit der Errichtung der Kinder- und Jugendbücherei, der Gründung der Galluskonzerte sowie der Einrichtung des Flörsheimer Wochenmarkts.

Dies alles ist das Ergebnis eines akribischen und ausdauernden Schaffens. Hinzu kamen Fantasie und ein gehöriges Maß an Hartnäckigkeit, wenn es darum ging, an anderer Institutionen Geld heranzukommen. So wurde ein beachtlicher Teil der mehr als 320 Millionen DM für die städtischen Investitionen während seiner Amtszeit durch Zuschüsse von außerhalb vereinnahmt. Diese Gelder verstärkten ganz gewaltig die finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt. Am Ende von Wolfs Amtszeit waren rund 19 Millionen DM in der städtischen Rücklage. „Dieter Wolf hat es immer verstanden, für seine Ideen zu werben und über die Parteigrenzen seiner CDU hinweg Partner zu finden. In den großen Fragen der Stadtentwicklung suchte er stets breite Mehrheiten im Stadtparlament. Dieter Wolf hat seine Heimatstadt geprägt wie kaum ein anderer Bürgermeister“, so das Fazit von Jens Weckbach.

Dieter Wolf hat im Interesse seiner Heimatstadt auch nach seiner Zeit als Flörsheimer Bürgermeister viele Jahre weiterhin seinen Einfluss in Kreis und Region behalten. Wichtige Baumaßnahmen, wie die Erneuerung und Erweiterung des Graf-Stauffenberg-Schulzentrums mit Investitionen von mehr als 23 Millionen Euro, gehen mit auf seine Einflussnahme zurück.