Am 13. Dezember 2020 feiert Ingeborg Schießel ihren 90. Geburtstag

Der Lebenslauf von Ingeborg Schießel, geb. Swiechota, ist nachhaltig geprägt von Flucht und Vertreibung, die sie in jungen Jahren mit ihrer Familie erleben musste. Sie stammt aus dem Sudetenland, das bis 1938 zum Tschechischen Staat gehörte. Geboren ist sie und hat bis zum 10. Mai 1945 in der Nähe von Postelberg, Kreis Saaz/Eger. gelebt. Dann, gewarnt vor tschechischer Gewalt, verließen die Eltern mit ihren drei Töchtern Hals über Kopf nur mit dem, was sie am Leibe trugen, zu Fuß mit einem Handwagen ihr Heimatdorf in Richtung Westen. In Krima im Erzgebirge fanden sie bei Bekannten Unterschlupf. Dort erfuhren sie später, dass inzwischen bis auf ein paar Spezialisten alle deutschen Männer in ihrem Heimatdorf und seiner Umgebung umgebracht wurden, wenn sie nicht vorher durch Selbstmord geendet hätten. Aus Krima wurde die Familie dann ausgewiesen. Mit dem ersten Transport seien sie schließlich im Güterwagen nach Homberg/Efze in Nordhessen gekommen, wo ihnen eine Unterkunft zugewiesen wurde.

Durch einen reinen Zufall erfuhren sie Jahre später von einem Pfarrer Höckel, dass dessen Mutter für ihr landwirtschaftliches Anwesen in Flörsheim einen Pächter suchte. Der Vater von Ingeborg Swiechota, der schon im Sudetenland eine Landwirtschaft hatte, bewarb sich und hatte Glück, dass er die Stelle bekam. Und so kam die Familie Swiechota schließlich im Jahr 1953 nach Flörsheim.

Ingeborg Swiechota wurde in Flörsheim mit ihren Eltern sehr schnell heimisch, gründete eine Familie und wurde mit ihrem Hausbau in Wicker sesshaft. Sehr schnell hatte sie sich in die örtliche Gemeinschaft integriert. Trat in die Vereine ein, interessierte sich für die Kommunalpolitik und fand so den Weg zur CDU. Eine Legislaturperiode lang, von 1985 bis 1989, gehörte Frau Schießel sogar dem Wickerer Ortsbeirat an, wo ihr die Probleme der Vertriebenen, ihr Fuß fassen und ihr gedeihliches Einfinden in die neue Umgebung besonders am Herzen lag.

Jahrzehnte lang engagierte sie sich im Vorstand des Volksbundes der Vertriebenen für das Schicksal all derjenigen, die wie sie nach dem Krieg aus ihrer angestammten Heimat vertrieben wurden und in Flörsheim am Main ihre neue Heimat gefunden hatten. Jahrelang lud sie auch ihre Mitschülerinnen aus der Postelberger Bürgerschule zum Klassentreffen nach Flörsheim ein und zeigte ihnen Stadt und Umgebung. Und sie kamen, wie sie berichtete, immer wieder gern von überall her, wohin sie inzwischen verstreut worden waren, aus allen Teilen Deutschlands und aus Österreich.

Ingeborg Schießels Geburtstagswunsch: Sie möchte, „dass unser deutsches Kulturgut, wie die deutsche Literatur, unsere vielen deutschen Volkslieder, die wir in der alten Heimat als Unterdrückte so gepflegt hatten, auch im heutigen vereinten Europa nicht in Vergessenheit gerät“.

Der Parteivorsitzende des CDU-Stadtverbandes Jens Weckbach und der CDU-Fraktionsvorsitzende Marcus Reif danken der Altersjubilarin für ihren langjährigen Einsatz für die örtliche Gemeinschaft und wünschen ihr noch viele Jahre in guter Gesundheit und Schaffenskraft.