Der CDU-Ortsverband wird 75 Jahre alt. Der Ehrenvorsitzende und Ehrenbürger Mathäus Lauck erinnert sich an die Anfänge.

Es war eine völlig andere Zeit. Das Jahr 1945, in dem der Flörsheimer CDU-Ortsverband kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs seine Arbeit aufnahm, wirkt im Vergleich zu heute wie eine andere Welt. Der langjährige Vorsitzende Mathäus Lauck muss ein wenig Schmunzeln, wenn er im Beitragsheft des Gründungsjahres blättert. „Der monatliche Mitgliedsbeitrag lag bei 30 Pfennig“, erzählt der 88 Jahre alte Christdemokrat, dessen politisches Interesse bis heute nicht abgenommen hat.

Aus dem historischen Parteidokument lassen sich mehr spannende Informationen ablesen als die Höhe der monatlichen Beiträge. Beispielsweise, dass 151 Mitglieder den Flörsheimer CDU-Verein am 17. November 1945 ins Leben riefen. 83 Männer und 68 Frauen waren unter den Gründern. Mathäus Lauck war damals noch nicht dabei, schloss sich der CDU jedoch kurz nach seinem 18. Geburtstag im Jahr 1949 an. 

Breiter Rückhalt in der Gesellschaft 

Wenn Lauck die Namen im Beitragsheft des Gründungsjahres überfliegt, werden viele Erinnerungen wach. Unter den Gründern hebt Lauck unter anderem Heinrich Blees hervor – den ersten Vorsitzenden der Flörsheimer CDU. August Großmann, der damalige Rektor der Riedschule, löste Blees später als Vorsitzender ab. 1953 übernahm Mathäus Lauck das Amt von Großmann.

Der Flörsheimer Ehrenbürger kann auch Hintergründe zur Zusammensetzung des frühen Ortsvereins aus dem Beitragsheft ablesen: „Das waren Landwirte, Mitglieder von Gesangsvereinen, aber auch Opel-Mitarbeiter“, fasst Mathäus Lauck den breiten Rückhalt in der Gesellschaft zusammen. In Flörsheim sei die CDU stark von der 1933 verbotenen Zentrumspartei bestimmt gewesen. Sein Vater habe die Auflösung der Zentrumspartei als stellvertretender Vorsitzender begleitet, berichtet Lauck von der familiären Verbindung. Während das Zentrum katholisch geprägt war, sei die CDU nach dem Krieg offen für eine überkonfessionelle Mischung gewesen. 

Im Jahr 1946 wurde der Mitgliedsbeitrag laut Mathäus Lauck auf 50 Pfennig angehoben. Dies war auch das Jahr, in dem er sich erstmals aktiv für die CDU engagierte. Noch vor seinem Eintritt habe er gemeinsam mit dem späteren langjährigen Fraktionsvorsitzenden Heinz-Josef Großmann Plakate für die Verfassungsgebende Versammlung in Wiesbaden geklebt, erzählt Lauck. Im Jahr 1949 trat er der CDU bei und übernahm bereits 1951 Verantwortung als stellvertretender Vorsitzender. Zwei Jahre später wechselte er auf den Posten des Vorsitzenden. Anfang der fünfziger Jahre sei Bewegung in die Flörsheimer Politik gekommen, umschreibt er die Amtszeit des SPD-Bürgermeisters Fritz Pein. Mit der Wahl des Christdemokraten Josef Anna habe sich aus Sicht der CDU aber alles wieder stabilisiert. Der CDU seien in den Folgejahren absolute Mehrheiten sicher gewesen.

Drei Jahrzehnte leitete Mathäus Lauck die Flörsheimer CDU – länger als jeder andere Vorsitzende. Als eine der wichtigsten politischen Diskussionen seiner Zeit nennt er die deutsche Wiederbewaffnung, die sich bis auf die kommunale Ebene ausgewirkt habe. Ebenfalls stark beschäftigt habe die Politik die Gebietsreform, die 1972 zum Zusammenschluss mit Wicker und Weilbach führte. „Die Gebietsreform war die Herausforderung schlechthin“, betont Lauck. 

Die Flörsheimer Bevölkerung habe sich durch Neubaugebiete dem allgemeinen Mittel in Ballungsgebieten angenähert, meint Mathäus Lauck. Dies zeige sich auch in den Bündnissen der vergangenen Jahre. Politik sei vielschichtiger geworden, und die Grenzen zwischen den politischen Akteuren nicht mehr so eng gezogen. Die CDU habe jedoch bis heute gute Mitgliederzahlen gehalten.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 11. Januar 2020