Die Entwicklung des Flörsheimer Krankenhauses zu einem Gesundheitscampus hat Fahrt aufgenommen. Nachdem der Vertrag zwischen der Stadt und dem früheren Betreiber – der Marienhaus GmbH – lange Zeit kritisch von den Stadtverordneten diskutiert wurde, fiel im Dezember die Entscheidung. Die Mehrheit aus CDU, Galf und Freien Bürgern befürwortete den Vertragsabschluss gegen die Stimmen von SPD und FDP. Bereits kurz darauf machten Stadt und Marienhaus Nägel mit Köpfen. Noch im vergangenen Jahr sei der Vertrag über die Entwicklung des Gesundheitscampus bei einem Notar in Mainz unterzeichnet worden, berichtet Bürgermeister Bernd Blisch (CDU).

Das Gebäude des früheren Belegkrankenhauses soll zu einem Gesundheitscampus mit Arztpraxen, ambulantem OP-Zentrum, gesundheitsnahem Gewerbe und Wohnnutzung umgebaut werden. Die Stadt verzichtet auf die Rückübertragung des Gebäudes in ihren Besitz, die mit dem Ende der Krankenhausnutzung fällig geworden wäre. Der Vertrag legt fest, dass innerhalb eines Jahres eine Baugenehmigung vorliegen muss. Ansonsten würde das Gebäude schließlich doch wieder an die Stadt zurück fallen. Verwaltungschef Blisch erläutert, dass eine Verlängerung der Frist um drei Monate greift, falls es zu einer Verzögerung kommt, an der die Marienhaus GmbH nicht die Schuld trägt.

Investor steigt in Planung ein

Die Marienhaus GmbH hat den Projektentwickler Molitor aus Ingelheim am Rhein ins Boot geholt. Das Unternehmen hat für die Entwicklung der Flörsheimer Immobilie eine Projektgesellschaft gegründet. Auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt Molitor den Erwerb des Flörsheimer Krankenhauses durch die neue Projektgesellschaft „Gesundheitscampus Flörsheim GmbH & Co. KG“. Die Gesellschaft steige nun in die konkrete Planung ein.

Was sind also die nächsten Schritte auf dem Weg zur Baugenehmigung? Den Anfang mache die Zusammenstellung eines Teams aus Architekten und Fachplanern, heißt es vonseiten der Geschäftsführung. Des Weiteren gehe es darum zu prüfen, welche Elemente des Gebäudes erhalten bleiben können und was erneuert werden muss, erläutert Geschäftsführer Lars Heimann. „Unser Ziel ist es, möglichst viel von der bestehenden Struktur zu erhalten und mit den erforderlichen Erneuerungen einen modernen Gesundheitscampus zu entwickeln“, erläutert der Geschäftsführer.

Als weitere Aufgabe der kommenden Monate hebt Heimann die Planung der verschiedenen Nutzungsbereiche am Gesundheitscampus hervor. In diesem Zusammenhang sollen unterschiedliche Varianten untersucht werden, um herauszufinden, wie die Bereiche mit ihren jeweiligen Anforderungen am besten angeordnet werden können. Auch auf Ärzte möchte die Projektgesellschaft Gesundheitscampus schnellstmöglich zugehen: In den kommenden Monaten sollen erste Vermietungsgespräche mit den bestehenden Mietern ebenso wie mit möglichen neuen Nutzern geführt werden. 

Oppositionparteien haben Bedenken

Alle genannten Schritte sollen nicht länger als ein halbes Jahr beanspruchen. Die Molitor-Geschäftsführung plant, den Bauantrag im Sommer einzureichen.

Die Oppositionsparteien SPD und FDP hatten Bedenken vorgebracht und in der Stadtverordnetenversammlung gegen den Vertragsabschluss gestimmt. Die Sozialdemokraten kritisierten, dass eine Planungsvorgabe, die die Nutzung von 35 Prozent der Gebäudefläche für Arztpraxen vorschreibt, nach der Baugenehmigung nicht mehr gelte. Der Investor könne nach einem Jahr machen, was er will. Andere Stadtverordnete waren der Meinung, dass die künftige Nutzung durch die Baugenehmigung ausreichend geregelt sei. Sobald der Bauantrag für den Gesundheitscampus vorliegt, muss das Bauamt des Main-Taunus-Kreises über die Genehmigung entscheiden. Im Zuge dieses Prozesses seien auch die städtischen Gremien wieder eingebunden, erklärt Verwaltungschef Bernd Blisch.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 18. Januar 2020