Bürgermeisterdirektwahl: Markus Ochs möchte im zweiten Durchgang am kommenden Sonntag deutlich zulegen

Der CDU-Kandidat möchte seine Chance nutzen, den amtierenden Verwaltungschef Michael Antenbrink (SPD) zu entthronen.

Im Hintergrund ist sein Kontrahent auf einem Plakat zu sehen: Bürgermeisterkandidat Markus Ochs nach dem ersten Wahldurchgang vor der Stadthalle. Er muss verschiedene Lager überzeugen, um Flörsheims neuer Rathauschef zu werden. Foto: Nietner

Flörsheim. Fünf Tage vor der Entscheidung ist Markus Ochs angespannt, aber nicht nervös. Sein Wahlkampfkonzept hat er den Bedingungen angepasst, die sich seit dem ersten Wahlgang verändert haben. Nach dem Ausscheiden seines Mitkonkurrenten Sven Heß (Galf) hatte der Erste Stadtrat und CDU-Bürgermeisterkandidat noch gehofft, er könne auch um die Stimmen der Galf-Sympathisanten kämpfen. Nach der klaren Ansage von Galf-Fraktionschefin Renate Mohr sowie ihres Stellvertreters Sven Heß, dass ein CDU-Mann für das grüne Klientel in der Mainstadt für sie nicht wählbar sei, setzt Markus Ochs nicht mehr auf die Unterstützung der Galf-Leute. Obwohl es für ihn immer noch einige Beispiele gibt, bei denen er mit seiner Haltung nicht „weit entfernt von der Galf liegt“, wie Ochs erklärt.

Die geplante Bebauung beziehungsweise Ansiedlung von Unternehmen im West V-Gewerbegebiet an der Landstraße nach Hochheim ist eines dieser Beispiele. Moderat soll dieses Areal in der Nachbarschaft des Ortsteils Keramag-Falkenberg entwickelt werden, meint Markus Ochs. Eine Ansiedlung von Transport- oder Logistik-Firmen lehnt der Bürgermeisterkandidat aber ab.

Ein zweites Beispiel, bei dem der Bewerber um das Bürgermeisteramt einen eventuellen Anknüpfungspunkt mit der Galf sieht, ist der Standort für die neue U 3-Betreuungseinrichtung am Höllweg, auf dem bisher freien Grundstück gegenüber den Flörsheim Kolonnaden. Er könne sich durchaus vorstellen, darüber zu diskutieren, die geplante U 3-Betreuung auf dem ehemalige Axthelm-Gelände in der Innenstadt errichten zu lassen.

Viele Nichtwähler

Ob der 39-Jährige, der seit 2007 in Flörsheim wohnt, bei den Galf-Wählern punkten und deren Stimmen (für Heß votierten 2028 Wähler) einheimsen kann, ist dennoch unklar. Auch wenn der Amtsinhaber und Mitbewerber um das Bürgermeisteramt, Michael Antenbrink (SPD), bei vielen Galf-Anhängern in Ungnade gefallen ist, so ist es doch eine andere Sache, ob diese tatsächlich zur Wahlurne gehen und auf den Wahlzetteln ihre Kreuzchen bei Ochs machen.

Der Diplom-Verwaltungswirt kämpft eigentlich gegen alle. Fast alle. Denn bisher haben ihn nur die Weilbacher in überragender Manier dafür belohnt, dass er versprochen hat, im Falle eines Wahlsieges so schnell wie möglich die kleine Ortsumfahrung realisieren zu wollen. Auch bei der Finanzierung sieht er die Stadt mit den Mitteln aus dem Regionalfonds – der für die vom Fluglärm am meisten betroffenen Kommunen aufgelegt wurde – in der Pflicht. Dieses Geld könne für die Realisierung der Ortsumfahrung verwendet werden.

Doch wie motiviert sich ein Bürgermeisterkandidat, der nicht als Favorit in die Stichwahl geht und der seit dem Oktober 2011 wegen der Auswirkungen der Nordwest-Landebahn sein Fett wegbekommt, weil er CDU-Mitglied ist? Markus Ochs hat nach dem ersten Wahldurchgang die Situation analysiert und ist sicher: „Es gibt eine große Gruppe von CDU-Wählern, die bewusst nicht zur Wahl gegangen sind.“ Und zwar deshalb nicht, weil nach dem 21. Oktober nichts mehr so ist, wie es einmal in Flörsheim war. Nämlich fluglärmmäßig einigermaßen erträglich. Das ist vorbei. Markus Ochs muss dafür büßen, obwohl er mit seiner Familie zu denjenigen gehört, die im Norden von Flörsheim wohnen und am meisten vom Fluglärm belastet sind. Er kann den Frust der Nichtwähler verstehen. Dass in den Internetforen gezielt Stimmung gegen ihn gemacht wird, weil er als CDU-Vertreter für die Nordwest-Landebahn sozusagen in die Haftung genommen werden soll, versteht der Ehemann und Vater von zwei schulpflichtigen Söhnen nicht. Es werde versucht, einen Keil reinzutreiben, der da heißt: Ochs ist CDU-Mitglied, also muss er als Zeichen an Wiesbaden „benutzt“ werden. „Ich habe im Magistrat oder innerhalb der CDU-Fraktion nie für den Ausbau gestimmt. Auch die juristische Auseinandersetzung mit der Fraport habe ich immer unterstützt.“ Im Gegensatz zu manch anderen Zeitgenossen, die diesen Kampf für langwierig und teuer, aber aussichtslos gehalten haben. Markus Ochs hat sich weit aus dem Fenster gelehnt, als er schon vor Monaten heftig kritisierte, dass die meisten Haus- und Wohnungseigentümer im Baugebiet Nord keine Zuschüsse für Schallschutzmaßnahmen erhalten. Ebenso kritisierte er Hessens Ex-Wirtschafts- und Verkehrsminister Dieter Posch (FDP) für dessen Verrenkungen bei der Festlegung des Nachtflugverbotes. Mehrmals war er bei den Parteikollegen in Wiesbaden vorstellig geworden, um ihnen zu erklären, welche Belastungen die Flörsheimer bei Ostwind seit dem „Happy-Landing“-Termin ertragen müssen. Gedankt wurde ihm die klare Haltung contra Landespartei aber nicht. Im Gegenteil. Dabei, so wundert sich der CDU-Bürgermeisterkandidat, waren auf Landes- sowie Bundesebene im Endeffekt fast alle Parteien für den Flughafenausbau – nicht zuletzt auch die SPD. Dass der Vorsitzende der hessischen Sozialdemokraten, Thorsten Schäfer-Gümbel, in Flörsheim von seinem Konkurrenten Michael Antenbrink als Wahlhelfer eingesetzt wird, versteht Markus Ochs deshalb nicht.

Wen möchte der 39 Jahre alte „Alleinkämpfer“ noch davon überzeugen, dass es gut wäre, ihn zu wählen? Diese Frage fällt dem Herausforderer leicht. Bei seinen Hausbesuchen, die er nach dem ersten Wahltermin am 3. Juni nach eigener Aussage unvermindert weiter fortgesetzt hat, habe er zu seinem Erstaunen erfahren müssen, „dass viele Bürger von der Stichwahl anscheinend überhaupt nichts mitbekommen haben“. Ob die bisherigen Nichtwähler ihm einen Zuwachs bescheren, ist ebenso unklar wie die Zahl der CDU-Wähler, die er noch für sich aktivieren möchte.

Kämpfen ist angesagt

Markus Ochs macht keinen Hehl daraus, dass er vornehmlich auf die enttäuschten CDU-Wähler sowie auf die bisherigen Nichtwähler setzt. Er weiß, dass er weder im SPD-Lager noch von der Galf viel zu erwarten hat. Trotzdem steht er für seine Überzeugungen weiter ein. Und die heißen unter anderem: Ausdehnung des Nachtflugverbotes auf die Zeit von 22 bis 6 Uhr, eine sorgsame Entwicklung der Infrastruktur, keine neuen Baugebiete in der Einflugschneise der landenden Flugzeuge, bevorzugte Bauplatzvergabe in ruhigeren Gegenden, wie zum Beispiel in Weilbach, an Familien, die aus Flörsheim wegziehen, aber nicht in andere Städte umsiedeln möchten.

Beim ersten Wahlgang bekam Markus Ochs 2435 Stimmen, auf Michael Antenbrink entfielen 3186 Stimmen. Das sind 751 Wählerstimmen mehr auf der Habenseite des amtierenden Rathauschefs. Zum Vergleich: Bei der Bürgermeisterdirektwahl 2006 lag Antenbrink mit 417 Stimmen gegen Angelika Doetsch (CDU) zurück. Ochs kämpft weiter bis zum Sonntag – was der Kampf gebracht hat, werden die Zahlen zeigen. meh

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 12. Juni 2012