„Einen Infostand-Schirm habe ich schon seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen“, stellte der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Altenkamp nach seiner Ankunft in der Rheinallee freudig fest. Dass sich der Parlamentarier und ehemalige Bad Sodener Bürgermeister freute, ließ sich allerdings nur an seinen Augen ablesen – denn trotz des Treffens unter freiem Himmel hatten alle Beteiligten am Stand der Flörsheimer CDU ihre Mund-Nase-Maske übergezogen. Beim ersten „Bürgergespräch“ nach der Corona-Unterbrechung legten die Christdemokraten Wert auf die gründliche Einhaltung der Hygieneregeln. Erst kurz zuvor war bekannt geworden, dass es an zwei Flörsheimer Schulen Covid-19-Fälle gibt.

Zukunft des Trinkwasser

Bevor sich Norbert Altenkamp in politische Diskussionen stürzte, nahm sich der Gast erst einmal Zeit für ein erfrischendes Eis mit dem Flörsheimer CDU-Vorsitzenden Jens Weckbach. Wirklich hektisch wurde es aber auch im Verlauf der folgenden Stunde nicht am Infostand in der Rheinallee. Zwar fand sich alles was Rang und Namen hat unter den Flörsheimer Christdemokraten dort ein – von Bürgermeister Bernd Blisch über Stadtverordnetenvorsteher Michael Kröhle bis zum Fraktionsvorsitzenden Marcus Reif. Interessierte Bürger, die das Angebot zum persönlichen Gespräch nutzen wollten, gab es jedoch quasi überhaupt nicht. Nur einer suchte den Austausch mit dem Mitglied der CDU-Bundestagsfraktion: Der Weilbacher Bernd Zürn sorgte sich um die Zukunft des Trinkwassers.

Zürn bemängelte, die Trinkwasser-Knappheit werde immer schlimmer. Der Weilbacher kritisierte, dass zu viele Flächen versiegelt werden und wollte Norbert Altenkamps Position dazu hören. Der Bundestagsabgeordnete argumentierte, die Versiegelung von Flächen sei vielmehr eine Umwandlung. Heute seien bei allen neuen Bauprojekten Ersatzmaßnahmen wie Zisternen oder begrünte Dächer gefordert. 

„So wie früher wird heute nicht mehr versiegelt“, betonte Altenkamp. Es sei Aufgabe der jeweiligen Gebietskörperschaften, die Bebauungspläne zu überwachen. Altenkamp vertrat die Ansicht, dass der Trinkwassermangel eher durch fehlenden Regen ausgelöst werde. Grundsätzlich gebe es aber genug Trinkwasser in Deutschland. „Wir haben ein Verteilungsproblem“, so der Parlamentarier.

Die Folgen der Corona-Krise

In der übrigen Zeit des „Bürgergesprächs“ tauschte sich der Gast mit den Flörsheimer Parteikollegen über verschiedene Themen aus. Dabei ging es unter anderem um die Folgen der Corona-Krise. Vor der Pandemie habe es in Deutschland immer geheißen: Wir können keine Digitalisierung, meinte Diplom-Volkswirt Altenkamp. „Wir sind Weltmeister darin, zu sagen, was nicht geht“, erklärte der CDU-Mann. Nun habe sich sowohl im Berufsalltag als auch an Schulen vieles verändert. Der Bundestagsabgeordnete sah auch einen Vorteil für das vom Fluglärm geplagt Flörsheim. „Ein bestimmtes Mobilitätsverhalten wird nie wieder kommen“, vermutete Altenkamp. Nicht nur das Flugverhalten werde sich verändern – auch das Pendeln zum Arbeitsplatz verringere sich. Dies habe wiederum Auswirkungen auf andere Bereiche: Wenn die Entfernung zum Arbeitsplatz unwichtiger werde, steige die Attraktivität anderer Wohnlagen, so Norbert Altenkamp.

Dass das erste „Bürgergespräch“ nach dem Corona-Lockdown nur wenige Außenstehende anlockte, wertete Ortsverbandschef Jens Weckbach nicht negativ. „Wir sind mal wieder rausgegangen, und man hat uns gesehen“, erklärte der Flörsheimer auf Nachfrage. Auch Norbert Altenkamp gab sich zufrieden. Meist entwickele sich am Infostand nicht viel mehr als ein oder zwei Gespräche. Entscheidend sei, dass die CDU wieder aus dem virtuellen Bereich rausgekommen sei. „Die digitalen Medien bewegen sich immer in ihrer Blase“, betonte der Bundestagsabgeordnete.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 24. August 2020

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