Die Stadt muss sich schnell Lösungen einfallen lassen, um den Rechtsanspruch der Eltern auf Betreuung zu erfüllen. Die Verwaltung plant einen Neubau in Modul- und Containerbauweise. Noch ist aber völlig unklar, wo die Einrichtung entstehen soll.

VON SASCHA KRÖNER Flörsheim/Weilbach. Die Nachfrage in der Kinderbetreuung übersteigt das vorhandene Angebot um insgesamt 176 Plätze. Bis zum Ende des Kita-Jahres im Sommer 2017 bestehe eine entsprechende Warteliste im Stadtgebiet, erklärte Erster Stadtrat Sven Heß (Galf) auf Kreisblatt-Nachfrage. Derzeit fehlen 112 Plätze für die Betreuung im Kindergartenalter von drei bis sechs Jahren sowie 64 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Die stark gestiegene Nachfrage resultiert, laut Heß, aus der großen Zahl an Neubürgern. Flörsheim verzeichne 700 Zuzüge in den vergangenen zwölf Monaten bis zum Oktober dieses Jahres. Die Stadt muss sich nun schnell Lösungen einfallen lassen, um den gesetzlichen Anspruch der Eltern auf Kinderbetreuung zu erfüllen.

Höchster KreisblattFür die Stadtmitte scheint eine Lösung in greifbarer Nähe zu sein: Sven Heß erklärte in seiner Haushaltsrede, dass die Verwaltung gemeinsam mit den politischen Fraktionen über einen Neubau in Modul- und Containerbauweise berate. Wo diese neue Kita entstehen soll, wollte er dem Kreisblatts jedoch noch nicht verraten. Am 15. November lege die Verwaltung dem Magistrat eine Vorlage zur Schaffung der benötigten Betreuungsplätze im Stadtgebiet vor. Diesem Termin wolle er nicht vorgreifen, so Heß. Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) berichtete derweil in der Stadtverordnetenversammlung, dass die Stadt den Auftrag für die Erweiterung der Weilbacher Kita „Pusteblume“ an das Hochheimer Architekturbüro LRM vergeben habe. Die Kita solle von vier auf bis zu sieben Gruppen ausgebaut werden.

Die SPD-Fraktion zog daraufhin einen Antrag zurück, mit dem sie den Magistrat auffordern wollte, 180 Betreuungsplätze für Kinder über drei Jahren und 45 U3-Plätze bis zum Jahr 2020 in Weilbach zu schaffen. Der Rückzug der SPD sorgte für Verstimmung beim Viererbündnis aus CDU, Galf, dfb und FDP, das bereits einen Änderungsantrag vorbereitet hatte, der nun ebenfalls nicht behandelt wurde. Die Schaffung von Betreuungsplätzen in Weilbach ist nämlich ziemlich umstritten. Das Vierer-Bündnis wollte sich dafür einsetzen, die Kita „Pusteblume“ auf maximal fünf Gruppen auszubauen. In einer Presseerklärung der Vierer-Koalition heißt es, dass der Bedarf in Weilbach durch eine neue Einrichtung mit drei Gruppen gedeckt werden könne.

„Perspektivisch ist ein neuer Standort für eine Einrichtung in Weilbach südlich der Weilbachhalle vernünftig“, wird CDU-Fraktionschef Marcus Reif in der Erklärung zitiert. Die Stadt dürfe die Qualität der Betreuung nicht aus den Augen verlieren, mahnt die Galf-Fraktionsvorsitzende Renate Mohr. Das Bündnis sehe deshalb von Einrichtungen mit mehr als fünf Gruppen ab. Außerdem wolle man flexibel bleiben und mit einer Baumaßnahme keine Fakten für Jahrzehnte schaffen. Die Freien Bürger schlagen vor, dass man die Fläche eines Spielplatz in Weilbach umwidmen könne, um dort eine Betreuungseinrichtung mit zwei oder drei Gruppen zu bauen.

Kritik an der Erweiterung der Kita „Pusteblume“ kommt auch von FDP-Vertreter Jörg Duchmann aus dem Weilbacher Ortsbeirat: Der Liberale interessiert sich vor allem für den Abriss des Wohnhauses an der Ecke Hofheimer Straße/Burgstraße, das als Erweiterungsfläche für die Kita dienen soll. Duchmann erinnert daran, dass seine Partei schon im Juni beim Magistrat nachfragte, wer festgestellt habe, dass das Gebäude von Schimmel befallen ist und eine Sanierung sich nicht lohnt. Trotz mehrerer Erinnerungen habe es keine Rückmeldung gegeben.

Duchmann spricht nun in einer Mitteilung von „Geheimniskrämerei“. Er äußert die Vermutung, dass die Aussage des Bürgermeisters, eine Sanierung sei teurer als der Neubau, nicht begründet ist. Verwaltungschef Antenbrink treibe die Erweiterung voran, ohne Entscheidungsgrundlagen offenzulegen und täusche die Öffentlichkeit, so der Weilbacher. Jörg Duchmann bezeichnet den Standort als „gänzlich ungeeignet“. Dass weitere Betreuungsplätze geschaffen werden müssten, stehe außer Frage. „Sie müssen aber nicht an einer Stelle geschaffen werden, wo direkt zwei Bundesstraßen, mit dem höchsten Verkehrs- und Lärmaufkommen sind“, so der FDP-Mann. Seine Partei wünsche sich die Renovierung der „Pusteblume“ in ihrer bestehenden Form und einen Neubau an anderer Stelle.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 9. November 2016

Grundsatzposition des Bündnisses von CDU, Galf, dfb und FDP

Qualitative Kinderbetreuungsplätze haben Priorität

  • Neue Einrichtungen schaffen mit Qualitätsorientierung
  • Einrichtungen mit maximal fünf Gruppen
  • neue Einrichtungen dort bauen, wo der Bedarf ist

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