„Alles Mist“ oder Kunst auf dem Kreisel?

Als viel zu teuer empfinden viel Wickerer die Realisierung von Plänen für die Installation von Gegenständen auf dem Kreiselbau an der Flörsheimer- und Kirschgartenstraße. Wie die Innenfläche des Bauwerks gestaltet wird, ist noch offen.

Dieses Modell wird favorisiert: In Natura soll es sich um einen zwei Meter großen Kelch aus Stahlringen handeln. Quelle: Höchster Kreisblatt

Dieses Modell wird favorisiert: In Natura soll es sich um einen zwei Meter großen Kelch aus Stahlringen handeln. Quelle: Höchster Kreisblatt

Wicker. Seit Monaten liegt die Innenfläche des Wickerer Kreisels brach. Ein künstlerische Gestaltung des neuen Verkehrsbauwerks scheint von einigen Bewohnern des Stadtteils dringend herbeigesehnt zu werden. Darauf deutet zumindest der Umstand hin, dass Unbekannte die Dekoration bereits selbst in die Hand genommen haben: Eine inoffizielle Skulptur in Form des Wickerer Wappens schmückt seit einiger Zeit den Verkehrsknotenpunkt auf der Kirschgartenstraße. Ein Vorschlag der CDU, die benachbarte Mariensäule in den Kreisel zu verlegen, hatte keine Mehrheit gefunden. Stattdessen beauftragte die Stadt den Bad Weilbacher Künstler Reinhard Roy. Das Ergebnis seiner Arbeit sind drei Entwürfe, die den Wickerern am Mittwoch Abend vorgestellt wurden. Mit rund 120 Zuhörern in der Goldbornhalle war das Interesse groß. Die Begeisterung für die Vorschläge hielt sich jedoch in Grenzen.

Neben der Präsentation der Ideen, rief die Flörsheimer Verwaltung zu einer Umfrage auf. Die Zuhörer in der Goldbornhalle sollten auf Stimmzetteln ihren Favoriten unter den drei Modellen küren. Knapp die Hälfte der Teilnehmer habe jedoch alle Entwürfe abgelehnt, berichtet Rathaussprecher Andreas Wörner dem Kreisblatt. Die Vorschläge seien durchgestrichen worden. „Alles Mist“, war auf einem Stimmzettel zu lesen.

Trotz der geharnischten Reaktionen kann den Arbeiten von Reinhard Roy eine versuchte Nähe zum Weindorf Wicker nicht abgesprochen werden Der erste Entwurf, den die Landschaftsarchitektin Johanna Moraweg vorstellte, zeigte einen über zwei Meter großen Kelch aus Stahlringen, der auf einem Untergrund aus versetzt angeordneten Kreisen steht. Die zweite Gestaltungsvariante umfasste einen schräg geneigten Bogen aus Stahl, der Wicker als Tor zum Rheingau symbolisieren soll. Zu diesem Entwurf gehört außerdem ein kleiner Kelch auf einem Hügel. Das dritte Modell wurde schließlich von einem größeren Stahlbogen dominiert und beinhaltete darüber hinaus das Wickerer Wappen.

Für Schrecken sorgte bei manchem Zuhörer der Preis der vorliegenden Pläne: Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) nannte einen Kostenrahmen von 80 000 bis 120 000 Euro. Etwa zehn Prozent der Umfrageteilnehmer bezeichneten diese Summen, nach Angaben von Andreas Wörner, als zu teuer. Von vielen Anwesenden sei außerdem geäußert worden, dass sie auf alternative Vorschläge von Wickerer Handwerkern oder Vereinen hoffen. Es gab auch Stimmen, die bemängelten, dass drei Vorschläge eines einzelnen Künstlers vorgelegt wurden, anstatt drei verschiedene Künstler mit jeweils einem Entwurf zu beauftragen. Die Auswahl von Reinhard Roy habe Bürgermeister Antenbrink vorgenommen, teilte Rathaussprecher Andreas Wörner dem Kreisblatt auf Nachfrage mit. Der Künstler aus Bad Weilbach hatte bereits das Logo für den 350. Verlobten Tag in Flörsheim entworfen.

Rund 60 Besucher der Informationsveranstaltung gaben letztlich ihre Stimmen für einen der Entwürfe ab. Während nur eine Handvoll für Vorschlag zwei stimmte, verteilten sich rund 55 Stimmen zu etwa gleichen Teilen auf die Vorschläge eins und drei. Von vielen wurde der Wunsch geäußert, das Wickerer Wappen auch in den ersten Entwurf zu integrieren. Die Verwaltung werde nun die Reaktion aus Wicker auswerten und dem Ortsbeirat einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen unterbreiten, erläutert Andreas Wörner die nächsten Schritte.

Die ehemalige Wickerer Ortsvorsteherin und amtierende CDU-Stadträtin Berthilde Enders hat in der Vergangenheit selbst einen Entwurf gezeichnet, der die Mariensäule beinhaltete. Die Präsentation des Wickerer Kreisels liegt ihr am Herzen. Sie habe sogar schon einen Torbogen im Rheingau fotografiert und Bürgermeister Antenbrink als Beispiel für eine mögliche Gestaltung vorgelegt, sagt die Christdemokratin. Trotz ihres eigenen Vorstoßes hat Berthilde Enders die Vorstellung der drei Entwürfe diplomatischer aufgenommen, als manch anderer Wickerer: Es sei eine gute Sache, dass die Skulptur für den Kreisel gemeinsam mit der Bevölkerung diskutiert werde, findet die Wickerin. Sie sieht die Zusammenarbeit mit dem Künstler als Chance, „etwas Besonderes zu bekommen“. Berthilde Enders favorisiert übrigens den ersten Entwurf von Reinhard Roy. Auch sie wünscht sich allerdings die Einbeziehung des Wickerer Wappens.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 23. September 2016