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Die Taste, in denen Behinderte in den neuen S-Bahnen-Zügen Hilfe rufen können, sorgt täglich auf der Strecke der S 1 für Chaos. Die Stadtverordneten aller Fraktionen sind empört und fordern rasche Abhilfe.

Pendler aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet sind genervt: „Wenn das so weitergeht, hole ich mir keine Jahreskarte mehr“, erzählte eine Flörsheimerin dem Kreisblatt, nachdem sie fast eine Stunde auf ihre morgendliche Zugverbindung warten musste. Verspätungen der S-Bahn-Linie S1 sind aktuell an der Tagesordnung. Schuld daran sollen neue Züge des Typs ET 430 sein. Die Flörsheimer Stadtverordneten verabschiedeten am Donnerstag einstimmig einen Eilantrag der CDU-Fraktion, mit dem sie Druck auf den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ausüben wollen.

Auf der Strecke zwischen Frankfurt und Wiesbaden „steppt der Bär“, betonte CDU-Sprecher Michael Kröhle in der Stadtverordnetenversammlung. Verspätungen seien seit der Einführung der neuen Züge zum Normalfall geworden. Eine unausgereifte Hilfetaste für Menschen mit Behinderung ist die Ursache. Kröhle beklagte aber auch die „desaströse Informationspolitik“ der Bahn. Anfragen von Pendlern würden kaum beantwortet, hat der Christdemokrat mitbekommen. Die CDU möchte die Flörsheimer Pendler unterstützen und für Antworten sorgen. Deshalb beantragte die Fraktion, die RMV-Geschäftsführung zu einer Sondersitzung des Bau-, Verkehrs- und Umweltausschusses einzuladen.

Das Anliegen der Christdemokraten fand eine breite Unterstützung in der Versammlung: „Öffentlichkeit ist das einzige Mittel“, erklärte SPD-Mann Wolfgang Pokowietz, der die neue Einstiegshilfe der Bahn aus Sicht eines Betroffenen beurteilen kann: Zehn Jahre lang sei er als Körperbehinderter nach Frankfurt gependelt, berichtete Pokowietz. „Warum sind wir nicht in der Lage, Züge so zu gestalten, dass man auch als Behinderter Zugang hat“, fragte der Sozialdemokrat. Pokowietz appellierte an die Bahn, den Hilfsknopf, der das derzeitige Chaos verursacht, vorerst abzuschalten. Eine Lösung für das eigentliche Problem sei dies natürlich nicht. „Auch ein Behinderter muss in der Lage sein, in eine S-Bahn hinein- und wieder hinauszusteigen“, betonte der SPD-Sprecher.

Frank Laurent von der Galf-Fraktion hat in den vergangenen Wochen selbst negative Erfahrungen als Pendler gemacht. „Die Lage ist desaströs“, erklärte der Stadtverordnete. Zusätzlich zu dem problematischen Hilfeknopf fehle es in den neuen Zügen an Befestigungsmöglichkeiten für Fahrräder, kritisierte der Flörsheimer Grüne.

Er wies darauf hin, dass die Deutsche Bahn eines der teuersten Nahverkehrsangebote unterhalte. „Da können wir auch eine ordentliche Leistung erwarten“, so Laurent. Er berichtete der Versammlung, dass er von Plänen der Bahn gehört habe, die neuen Schalter an den Türen wieder auszubauen. Dass es überhaupt so weit kommen konnte, bezeichnete er als „ein Unding“. „Es ist erschreckend, dass die Wagen offenbar ohne ordentliche Praxistests auf die Schiene gelassen werden“, findet Frank Laurent.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 27. September 2014