Flörsheim. Die Zukunft der Streetballanlage an der Werner-von-Siemens-Straße ist ein äußerst umstrittenes Thema. In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung schlugen die Gefühle sogar so hoch, dass Stadtverordnetenvorsteher Steffen Bonk (CDU) eine Besucherin ermahnen musste, keine Zwiegespräche mit den Stadtverordneten zu führen.

Bei der Frau auf den Zuschauerplätzen handelte es sich um eine Anwohnerin des Streetballfeldes, die ihre Forderung nach Schließung der Anlage durch Zwischenrufe unterstrich. Merkwürdig: Während von den Jugendlichen auf der Freizeitanlage ein an die Umgebung angepasstes, ruhiges Verhalten verlangt wird, halten sich die Erwachsenen selbst bei öffentlichen Sitzungen nicht an die Vorschriften. Das Feld abzubauen und an einen anderen Standort zu versetzen, war die Position der SPD, die ihren Antrag zum zweiten Mal vorstellte. Nach der ersten Diskussion des Themas im August hatte sich eine Teil der Stadtverordneten zu einer Besichtigung der Anlage getroffen. SPD-Fraktionschefin Marion Eisenmann-Kohl berichtete nun von einer Unterschriftenliste, auf der über 30 Anwohner gegen den Streetballplatz unterzeichnet hätten. Die Genossin sprach sich dafür aus, das eingezäunte Feld zu verlegen und stattdessen einen Kleinkinderspielplatz oder einige Sitzgelegenheiten zu installieren. Dies sei eine Lösung im Sinne der Anwohner. Hintergrund der Diskussion waren Beschwerden von Anwohnern, die sich durch Lärm gestört fühlen. Nach der Stadtverordnetenversammlung im August beklagten zwei Anwohnerinnen im Gespräch mit dem Kreisblatt, dass die Anlage für sie „die Hölle“ sei. Mit Sport habe die Nutzung des Streetballfeldes nichts mehr zu tun. Dort werde von Jugendlichen „Party gemacht“, so die Anwohnerinnen. Am meisten störe sie der Lärm von Bällen, die gegen den Zaun geworfen werden.

Die SPD setzte sich dafür ein, das Feld auf das naturnahe Spielgelände am Feldrand zu verlegen. Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Marcus Reif kommt der komplette Abbau des Streetballfeldes zu voreilig. Reif berichtete, dass sich die politischen Vertreter beim Ortstermin an der Anlage einig gewesen seien, dass es ausreiche, den Zaun zu entfernen und die defekten Körbe reparieren zu lassen. Es sei schon alleine aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll, zu prüfen, ob diese Schritte einen Verbesserung bringen. Der Christdemokrat formulierte einen Änderungsantrag: Die Stadt solle den Zaun entfernen und Markus Singer von der Mobilen Jugendberatung ein Jahr lang mit den Nutzern der Anlage arbeiten lassen. „Das ist der Mühe wert“, meinte Marcus Reif.

Thomas Probst von den Freien Bürgern (dfb) ergänzte, dass das Problem mit einem Umzug der Anlage an einen anderen Standort nicht gelöst sei. Er erkundigte sich außerdem bei der Verwaltung, ob die Anlage momentan geschlossen sei. Probst sah den defekten Korb als eine Gefahrenquelle. Die Position der SPD stand dem Vierer-Bündnis aus CDU, Galf, dfb und FDP gegenüber. Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) erklärte, dass die Anlage derzeit nicht in Betrieb sei. Der Verwaltungschef gab zu bedenken, dass die Entfernung des Zauns zur Folge hätte, dass unkontrolliert auf dem Feld gespielt werden kann. Dies halte er für keine gute Idee. Aus seiner Sicht gebe es nur zwei Optionen: Entweder man baue die Anlage ersatzlos ab oder man verlege sie neben den Bolzplatz auf dem naturnahen Spielgelände.

Am Ende ließ sich die SPD auf einen Kompromiss ein: CDU-Mann Reif schlug vor, dass der Magistrat weitere Ideen für die Zukunft der Anlage im Sozial- und Kulturausschuss vorlegt. Jugendarbeiter Markus Singer solle in die Diskussion im Ausschuss eingebunden werden. Diese Idee fand breite Unterstützung. Die Stadtverordneten beschlossen den Vorschlag einstimmig mit einer Enthaltung aus der SPD-Fraktion.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 12. Oktober 2016