IMMOBILIEN Freie Bürger favorisieren Ankauf von Grundstück an der Weilbacher Straße 5 von der Fraport

Von Jens Etzelsberger

FLÖRSHEIM – Die Schaffung von Wohnraum, vor allem von bezahlbarem Wohnraum, ist derzeit ein viel diskutiertes Thema in der Kommunalpolitik. Wo wird gebaut, was wird gebaut – alles Themen, über die kein übergreifender Konsens besteht. Fest steht allerdings, dass die Stadt bei Projekten an denen sie selbst mittelbar oder unmittelbar beteiligt ist, in jüngster Zeit wenig Bereitschaft gezeigt hat, geförderten und damit bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Weder im neuen Rathaus, wo neben Flächen für die Verwaltung auch 14 Wohnungen entstanden sind, noch auf dem Areal Erzberger Straße 5 und 7, die Grundstücke hat die Stadt an einen Investor verkauft, wird günstiger Wohnraum verwirklicht.

Keine Spur von Sozialwohnungen

Die Flächen im neuen Rathaus sind längst als Eigentumswohnungen verkauft, an der Erzberger Straße wird ebenfalls hochwertig gebaut und teuer verkauft. Keine Spur von Sozialwohnungen und gefördertem Wohnungsbau. Die Begründung des Bürgermeisters dafür, hier finanzschwaches Klientel außen vorhalten zu wollen: Es soll Kaufkraft in die Innenstadt gebracht werden. Im politischen Raum wird hinter vorgehaltener Hand auch anderes kolportiert: Der Bürgermeister wolle kein potentielles Problemklientel rund um das schöne neue Rathaus und seinen Amtssitz in der alten Villa.

Auch um einen aktuellen Vorstoß der Fraktion der Freien Bürger zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist heftiger Streit entbrannt. In einem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung fordern die Freien Bürger die Verwaltung auf, das Gelände in der Weilbacher Straße 5 von der Fraport für maximal 230 000 Euro zu kaufen und dort bezahlbaren Wohnraum zu realisieren. Das längliche, etwa 13 Meter breite und 1100 Quadratmeter große und derzeit noch bebaute Grundstück grenzt an Weilbacher Straße und Bahnlinie und würde von der Fraport im Rahmen des Casa-Programms nach der Eröffnung der Nordwest-Landebahn gekauft.

Die Freien Bürger haben sich auch schon Gedanken über eine mögliche Bebauung gemacht und erste Architektenpläne erstellen lassen. Danach seien auf dem Areal elf Wohnungen und ausreichend oberirdische Stellplätze zu realisieren.

Fläche sei wirtschaftlich nicht zu nutzen

Der Weg, den der Vorschlag gegangen ist, zeigt allerdings enormes Konfliktpotenzial auf. Nach Informationen dieser Zeitung wollten die Freien Bürger zunächst im Magistrat über den Antrag beschließen lassen. Nachdem Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) wegen möglicher Interessenkonflikte mit Staatsanwalt und Hausdurchsuchungen gedroht habe, wurde der Antrag aber zurückgezogen, um nun als Vorlage für die Stadtverordnetenversammlung Eingang in die öffentlichen Beratungen zu finden. Bürgermeister Antenbrink, der seinen Hinweis auf mögliche staatsanwaltliche Ermittlungen im Magistrat bestätigte, die Hintergründe aber nicht näher erläutern wollte, steht dem Projekt äußerst skeptisch gegenüber. Seiner Ansicht nach sei das Grundstück für geförderten Wohnungsbau wirtschaftlich nicht zu nutzen. „Entweder ist es so toll, dass es jeder Private macht oder es ist so verheerend, dass es die Stadt nicht machen sollte“, sagte Antenbrink. Es mache grundsätzlich keinen Sinn, dass die Stadt dem Markt Grundstücke entziehe. Mit der Vermarktung des Grundstücks ist der Flörsheimer Makler Gerhard Richter beauftragt.

„Die elf Wohnungen hätte ich am Untertor mit deutlich weniger Aufwand realisiert“, sagte Antenbrink mit Blick auf das von der Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung abgelehnte Projekt. Sollte sich eine Mehrheit für den Ankauf in derWeilbacher Straße finden, hält es Antenbrink für durchaus möglich, dass er Widerspruch dagegen einlegt, weil er das wirtschaftliche Wohl der Stadt gefährdet sieht.

Quelle: Main-Spitze vom 22. Juni 2017