Das Bild, das Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) am Freitag von der Flörsheimer Kommunalpolitik zeichnete (wir berichteten), hat bei CDU und Galf deutliches Befremden ausgelöst. Antenbrink hatte sich dabei als Kapitän beschrieben, der dem Sturm einer Koalition aus CDU, Galf und Freien Bürgern gegen den Bürgermeister, die sich aber nicht wage, öffentlich anzugreifen, trotzen müsse. „Ich bin am Samstag beinahe vom Stuhl gefallen, als ich das beim Frühstück gelesen habe“, kommentiert CDU-Fraktionsvorsitzender Marcus Reif im Gespräch mit dieser Zeitung die Einlassungen Antenbrinks. „Es gehört schon viel Demokratieunverständnis dazu, sich so zu positionieren“, so Reif weiter. Antenbrink sehe die Stadtverordnetenversammlung als Erfüllungsgehilfen des Bürgermeisters, ohne dass dieser für seine Interessen werbe. Dies habe sich auch in den bisherigen Sondierungsgesprächen mit der SPD gezeigt. Während mit der Fraktionsvorsitzenden Marion Eisenmann-Kohl und dem Parteivorsitzenden Gerd Mehler gute Gespräche geführt worden seien, sei „der Bürgermeister mit seiner Art nicht gerade diskussionsfördernd gewesen“, so Reif.

Nah an Zusammenarbeit Zwei Wochen lang sei man dicht vor einer festen Zusammenarbeit gewesen. Dass es dann nicht funktioniert habe, liege nicht an den Fraktionen, sagte Reif. Mit Antenbrink sei es äußerst schwierig, auf einen Nenner zu kommen. „Er glaubt, die SPD zu sein und muss dann auch mit allen Konsequenzen daraus leben.“ Reif empfiehlt Antenbrink, ein bisschen weniger SPD und ein wenig mehr Bürgermeister von Flörsheim zu sein. Die aktuelle Situation sei sehr unschön für alle. „Wie soll denn da ein Klima entstehen“, fragt sich Reif. Sich und seiner Partei tue Antenbrink mit seinem Verhalten keinen Gefallen. Das Bild des einsamen Kämpfers, das Antenbrink zeichne, kann Reif nicht nachvollziehen. „Vielleicht sollte er mal seine ganze Energie zusammennehmen, um zu reflektieren, dass es nicht 100 Geisterfahrer gibt, sondern einen“, sagte Reif.

„Keine Drohkulisse“

Die Drohkulisse, dass die Stadt Schaden nehme, wenn der Bürgermeister nicht mit klaren Mehrheiten und Entscheidungsbefugnissen im Rücken in das Gespräch mit Investoren gehen könne, sieht Reif nicht. „Mich würde es befremden, wenn es so laufen würde. Wer in Deutschland investiert, dem ist völlig klar, dass Absprachen getroffen werden müssen. Wir sind ja nicht in Kenia.“ Wer so etwas nicht wolle, verhindere die Diskussion darüber, was richtig sei. „Und dafür bin ich nicht mehr zu haben“, betonte Reif. Mit Galf und den Freien Bürgern sei die Gesprächsatmosphäre dagegen so, wie sie sein solle, sagte Reif.

Auch die Galf-Fraktionsvorsitzende Renate Mohr weist den Vorwurf einer Koalition gegen den Bürgermeister weit von sich. Die Neuordnung der Stadtverwaltung durch Antenbrink (wir berichteten) verwundere sie zwar nicht („So kennen wir ihn“), nachvollziehen könne sie sie aber dennoch nicht. „Uns geht es immer um Inhalte, nicht um den Bürgermeister und nicht um Verschwörungen“, betonte Mohr. Eine politische Wirkung oder gar eine Disziplinierung der politischen Konkurrenten durch die Umgestaltung der Verwaltung vermag Mohr nicht zu erkennen. „Das hat nichts bewirkt. Diese Maßnahmen animieren uns nicht mal zum Nachdenken, weil ich gar nicht weiß, worüber ich nachdenken soll“, so Mohr im Gespräch mit dieser Zeitung und fügt hinzu: „Wenn uns der Bürgermeister zum Nachdenken bringen will, dann mit Themen.“ Die Ursache für Antenbrinks Einschätzungen und Handlungen sieht Renate Mohr darin: „Ich glaube, der Bürgermeister nimmt sich zu wichtig, das ist sein Urproblem.“

Thomas Probst, Fraktionschef der Freien Bürger betont: „Es gibt keine Koalition gegen den Bürgermeister. Das ist Unsinn. Der Bürgermeister sollte mal wieder runterkommen.“

Quelle: Main-Spitze vom 3. Mai 2016

13119021_10153404929516883_3916982895940574752_n