BAUEN Regionalverband schätzt geeignete Flächen in den Ortslagen auf zwölf Hektar

ThomasHornFLÖRSHEIM – Die Politik streitet derzeit über die künftige Entwicklung der Stadt. Soll die Kommune weiter wachsen und wie groß soll dieses Wachstum ausfallen, wie viele neue Baugebiete sind möglich, wie viele gewünscht? Einen Blick über den Tellerrand sollte eine gemeinsame Sitzung aller Ausschüsse und Ortsbeiräte am Donnerstag in der Stadthalle gewähren. Thomas Horn (CDU), ehemals Bürgermeister von Kelkheim und aktuell Beigeordneter im Regionalverband Frankfurt, lieferte den Blick auf die Position der Stadt in der Region, aber kein Rezept.

Deutlich wurde aber, dass Wohnungsbau für Städte aus finanzieller Sicht kein gutes Geschäft ist. Pro Neubürger, egal ob Kind oder Erwachsener, Rentner oder Berufstätiger, betrage der durchschnittliche Einkommenssteueranteil für die Kommune 250 Euro pro Jahr, in Flörsheim sind es 325 Euro. Rechnet man die Infrastrukturkosten vom Kita-Platz über Schulkindbetreuung und Verkehrsbedarf dagegen, bleibt unter dem Strich ein dickes Minus. Horn forderte deshalb öffentliche Zuschüsse für Gemeinden, die Bauland ausweisen. 

Wie unsicher selbst kurzfristige Vorhersagen sein können, dokumentierte Horn mit einem Blick auf den 2011 nach sieben Jahren Vorlauf in Kraft getretenen Regionalen Flächennutzungsplan. Damals war von Stagnation, gar von einem Schrumpfen der Bevölkerungszahl in der Region ausgegangen worden. Die Wirklichkeit hat die Planer eines besseren belehrt, aber auch gezeigt, wie unsicherheitsbehaftet solche Vorhersagen sind.

Weiter starke Nachfrage nach Wohnungen

Nun gehen die Planer von einer weiter starken Nachfrage nach Wohnungen im Regionalverband aus. Der Main-Taunus-Kreis hinke dabei hinterher, wenn es darum gehe, den prognostizierten Bedarf an Wohnraum auch zur Verfügung zu stellen. Von 2013 bis 2030 bestehe ein Gesamtwohnungsbedarf im Kreis von 16 000 Einheiten, so Horn. Mit den im aktuellen Flächennutzungsplan ausgewiesenen Bauflächen (277 Hektar) könnten im Kreis gut 12 000 Wohneinheiten realisiert werden. In Flörsheim stünden noch 21 Hektar unbebaute Flächen zur Verfügung. Selbst in der Kernstadt, wo hinter dem östlichen Ende der Rheinallee in Richtung Weilbach nach aktueller Planlage noch Bebauung vorgesehen ist, könnte diese trotz der Siedlungsbeschränkung wegen des Fluglärms realisiert werden. Der Grund: Die Ausweisung als Baugebiet hat vor den Beschränkungen stattgefunden. Weitere Flächen gibt es in Wicker (hinter der Goldbornhalle) und im Norden von Weilbach. Aber auch in der Nachverdichtung sieht Horn noch erhebliches Potenzial. In den bereits bebauten Ortslagen der Kernstadt und der Ortsteile sieht er in Brachen und auf Grundstücken mit großen Freiflächen eine nutzbare Fläche von zwölf Hektar.

Bis 2030 bezifferte Horn den Wohnungsbedarf für die Stadt Flörsheim auf rund 1300 zusätzliche Einheiten. Faktisch würde das eine Verdopplung der Bautätigkeit im Zeitraum 2011 bis 2015 bedeuten, als pro Jahr im Schnitt 39 Wohnungen fertiggestellt wurden.

Die politische Frage, ob und wie die Stadt wachsen soll, war damit aber nicht beantwortet. Durch private Bautätigkeit werde es nie zu einem völligen Erliegen des Wohnungsbaus kommen, sagte Horn. Und niemand könne eine Stadt zwingen, Bauland auszuweisen oder selbst zu bauen. „Wenn eine Stadt mal nichts macht, bricht kein Chaos aus“, sagte Horn, empfahl aber „qualitatives und organisches Wachstum“.

Quelle: Main-Spitze vom 3. Juni 2017