FLÖRSHEIM – „Ich danke allen, die mir die Leitung leicht gemacht haben“, wandte sich Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Odermatt (CDU) an alle Anwesenden der letzten Stadtverordnetenversammlung vor der Wahl und lobte den bisher fairen Wahlkampf. Im Gespräch mit dieser Zeitung hob er zudem die von Grund auf positive Streitkultur und die mit Sachverstand geführten Debatten hervor, die ihm wenig Anlass zum Eingreifen gaben. So seien zum Beispiel 80 Prozent der Beschlüsse einstimmig gefasst worden.

Austausch mit Kollegen

odermattSeit nunmehr acht Jahren leitet Odermatt das Stadtparlament, und sein Fazit lautet: „Es läuft in Flörsheim eher gut“. Im Vergleich mit anderen Gemeinden kann er das durchaus beurteilen, denn er ist jeweils im Vorstand der Stadtverordnetenvorsteher im Bereich des Regierungspräsidiums Darmstadt und ganz Hessen und pflegt den Austausch mit seinen Amtskollegen. In der Untermainstadt gebe es eine „verschworene, wenn auch nicht einfache Gemeinschaft“, die vielleicht auch von Fastnacht und dem Verlobten Tag geprägt sei.

Wenn er als Stadtverordnetenvorsteher Neutralität wahren muss, heiße das für ihn aber nicht, dass er keine politische Meinung habe. Sicher sei es manchmal ein Spagat zwischen seiner Funktion und den Interessen seiner Fraktion, was auch schon mal zu Kritik führte, wie zum Beispiel bei den Querelen um das Gewerbegebiet West V. Als besonders einschneidendes Erlebnis nannte er allerdings den Bürgerentscheid zur Umgehungsstraße, als er eigens eine Bürgerversammlung einberufen hatte und sich vehement für demokratische Verhältnisse auf dem Podium einsetzte. „Das waren schwierige Wochen“, blickte er zurück, und als Mitbürger und Mensch sei er vom Abstimmungsergebnis enttäuscht gewesen. Bei der ganzen Diskussion habe er mehr Solidarität in der Bevölkerung erwartet.

Als er 2008 ins Amt gewählt wurde, sei er ins kalte Wasser geworfen worden, ohne jegliche Einführungen und Vorbereitungen. Dabei sei ihm zugutegekommen, dass das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden ein Teilbereich seines Studiums war und er in der Kommunalverwaltung der rheinland-pfälzischen Stadt Bad Dürkheim auch für die Stadtverordneten zuständig war. So war ihm vertraut, wie man nach Anträgen eine Tagesordnung aufstellt, sie mit dem Bürgermeister abstimmt und eine Sitzung leitet.

Weniger bewusst war ihm damals allerdings, wie viele Aufgaben insgesamt ihn als „Erster Bürger“ erwarteten. „Vier Fünftel meiner ehrenamtlichen Tätigkeit sind zusätzliche Termine“, stellt Odermatt mit Blick in seinen Terminkalender fest, seien es Veranstaltungen bei Vereinen wie zum Beispiel in dieser Kampagne alleine sechs Fastnachtssitzungen, seien es pro Monat etwa 20 Gratulationen oder überörtliche Termine.

Wenn sich das Stadtparlament nach der Wahl neu konstituiert habe, ende seine Amtszeit. Sollte die CDU dann wieder stärkste Partei sein und traditionsgemäß den Stadtverordnetenvorsteher stellen, könne er sich eine weitere Amtszeit vorstellen. Das geschehe nicht, wie schon vor acht Jahren, um im Rampenlicht zu stehen, sondern alleine aus dem Wunsch heraus, in der Stadt, in der er lebe, Einfluss zu nehmen und mitzugestalten. Als konstruktive Anregung stelle er sich offenere Diskussionen vor, also weniger vorgefertigte Reden und mehr Dialog und Spontaneität, wobei durchaus auch Humor seinen Platz haben könnte. Das würde auch für die Bürger die Sitzungen interessanter machen.

Quelle: Main-Spitze vom 4. März 2016