Der neue Erste Bürger der Stadt sieht die Klimaverbesserung in dem Gremium als vordringliche Aufgabe. Achtungserfolg für Katharina Adam (SPD). Kein Wort zu Sven Heß.

Ein „Hochfest der Politik und der Demokratie“ hatte Bürgermeister Dr. Bernd Blisch (CDU) zu Beginn der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag angekündigt. Die „komplette Bandbreite der Kommunalpolitik“ hatte zuvor Stadtverordnetenvorsteher Steffen Bonk (CDU) dem zahlreichen Publikum in der Stadthalle in Aussicht gestellt.

Die großen Worte waren tatsächlich nicht übertrieben, denn mit der Wahl eines neuen Stadtverordnetenvorstehers und der Vereidigung von Renate Mohr (Galf) als neuer Ersten Stadträtin (Bericht auf dieser Seite) standen wichtige Personalien auf der Tagesordnung.

Wie schon im Vorfeld angekündigt, hatte die CDU Michael Kröhle für das Amt des Stadtverordnetenvorstehers nominiert, von der SPD wurde Katharina Adam ins Rennen geschickt. Erwartungsgemäß konnte sich Michael Kröhle am Abend vor seinem 49. Geburtstag in der geheimen Wahl durchsetzen, während Katharina Adam einen Achtungserfolg erzielte. Sie bekam zwölf Stimmen und damit zwei mehr als die SPD an diesem Abend Abgeordnete im Saal hatte. Auf Michael Kröhle entfielen 20 Stimmen, eine weniger als das Dreierbündnis an dem Abend rechnerisch zusammenbrachte. Dazu kamen eine Enthaltung und eine Nein-Stimme.

In seiner anschließenden Rede fand Kröhle nicht nur anerkennende Worte für alle seine Vorgänger im Amt, sondern lobte auch Mut und Engagement seiner Mitbewerberin.

„Ich werde der Stadtverordnetenvorsteher aller Kolleginnen und Kollegen in diesem Hause sein“, kündigte Kröhle an. Er wolle Moderator in dem Ideenwettbewerb um die gemeinsame Zukunft der Stadt sein. Kröhle will demnächst alle Fraktionsvorsitzenden zu einem gemeinsamen Gespräch einladen, um das Klima für ein besseres Miteinander zu schaffen.

Eine gewisse Befriedung scheint durchaus notwendig zu sein, denn vor dem Wahlgang hatte die SPD-Fraktionsvorsitzende Marion Eisenmann-Kohl Kröhle als „nicht tragbar und wählbar“ bezeichnet. Ein „Angriff“ und eine „Geringschätzung seiner Reputation“, über die sich CDU-Fraktionsmitglied Marcus Reif im Anschluss an die Sitzung „erschüttert“ zeigte. Mit Katharina Adam habe die SPD eine „sympathische, neugierige und aufstrebende Persönlichkeit“ nominiert, die als Partei- oder Fraktionsvorsitzende eher für einen Neuanfang stehen könne, so Reif.

CDU-Fraktionschef Christopher Willmy traute Katharina Adam das Amt als Parlamentschefin zu, plädierte angesichts der Erfahrung des bekannten und anerkannten Kandidaten Kröhle aber dann doch für seinen Parteifreund. Peter Kluin (Galf), der sich mit Kröhle vor vielen Jahren erbitterte Debattenschlachten geliefert hatte, fand am Donnerstag nur anerkennende Worte. „Er genießt das uneingeschränkte Vertrauen der Galf“, sagte Kluin.

Großes Lob gab es auch für den scheidenden Stadtverordnetenvorsteher Steffen Bonk (CDU), der das Amt wegen seiner Wahl als Steinbacher Bürgermeister aufgibt und der mit großem Applaus verabschiedet wurde. „Was du erreicht und geleistet hast, wird nur schwer zu toppen sein“, sagte Kröhle in Richtung seines Amtsvorgängers.
Der bedankte sich dafür, dass er das schönste Ehrenamt in seiner Heimatstadt ausüben durfte. Er beneide die Abgeordneten darum, die Zukunft der Kommune mit dem anstehenden Stadtentwicklungskonzept gestalten zu können. Bonk verwies aber auch auf Aufgaben wie die städtischen Finanzen und die Hessenkasse, die Flörsheim in den kommenden Jahren fordern werden. Wohnungsbau und Kinderbetreuung seien weitere Schwerpunkte, denen sich die Kommunalpolitik widmen müsse.

Eine Personalie ging an dem Abend aber völlig unter. Für den scheidenden Ersten Stadtrat Sven Heß (Galf) gab es kein Wort des Dankes, ja es wurde nicht einmal erwähnt, dass es auch für ihn die letzte Stadtverordnetenversammlung war. „Es war anscheinend keinem wichtig genug“, sagte Heß am folgenden Tag im Gespräch mit dieser Zeitung. „Das macht mir den Abschied etwas leichter“, so Heß weiter, der seit mittlerweile 30 Jahren kommunalpolitisch tätig ist und der Galf unter anderem als Bürgermeisterkandidat und Fraktionsvorsitzender zur Verfügung stand. Mit seinem Ruhestand will er die Politik komplett aufgeben. „Ich bin dann privat“, sagte Heß.

Quelle: Main-Spitze vom 15. Juni 2019

Klare Angelegenheit für Kröhle 

Vorsteher-Wahl SPD-Frau Katharina Adam bekommt nur eine Stimme von den anderen Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung. Einen Tag vor seinem 49. Geburtstag wurde Michael Kröhle in seiner Heimatstadt zum Stadtverordnetenvorsteher gewählt. 

Flörsheim. Alle Besucherstühle in der Stadthalle waren bei der jüngsten Stadtverordnetenversammlung besetzt. Kein Wunder, stand doch nicht nur die übliche Versammlung der Kommunalpolitiker an. Vielmehr gab es zwei wichtige Ereignisse am Donnerstagabend. So die Vereidigung und Amtseinführung der neuen Ersten Stadträtin Renate Mohr (Galf) und die Wahl eines neuen Stadtverordnetenvorstehers. Denn der bisherige Amtsinhaber Steffen Bonk (CDU) wurde vor einigen Wochen zum Bürgermeister von Steinbach am Taunus gewählt und verlässt nun seine Heimatstadt. Als Kandidaten für seine Nachfolge nominierte die SPD die ehemalige Wickerer Weinkönigin Katharina Adam. Für das Dreier-Bündnis von CDU, Freien Bürgern (dfb) und der Grünen Alternativen Liste Flörsheim (Galf) wurde Michael Kröhle (CDU) ins Rennen geschickt. 

Fast wie ein Kampf Gut gegen Böse war vor der Wahl die Entscheidung hochstilisiert worden. Seit einigen Jahren gibt es in der Flörsheimer Kommunalpolitik heftige Auseinandersetzungen, die juristische Schritte, Redeverbote und den Protest in Form eines Auszugs aus dem Sitzungssaal zur Folge hatten. Der Grund dafür sind schlicht und einfach die Eitelkeit von handelnden Personen, die aber nicht einsehen mochten, dass sie keine Mehrheiten haben. „Schwamm drüber“, meinen viele Flörsheimer, und erwarten von den Stadtverordneten aller Fraktionen entsprechende sinnvolle Verhaltensweise für die Kommune und nicht für das eigene Ego oder die Partei. Doch bevor die Wahl einer neuen Vorsteherin oder eines neuen Vorstehers über die Bühne gehen konnte, lebten noch einmal die bisherigen Reflexe in Form von Schuldzuweisungen und öffentlichen Lamentierens auf. So hatte Marion Eisenmann-Kohl (SPD) noch einmal erklärt, dass Katharina Adem als junge und unverbrauchte Kraft anpries, die neutral die Aufgaben einer Vorsteherin wahrnehmen würde. Sie spreche allerdings dem Kandidaten des Dreierbündnisses ab, als neutrale Person die Sitzungen der Stadtverordneten zu leiten. Diese Situation habe man bei der letzten Sitzung erlebt, die Michael Kröhle als Stellvertreter für den damals fehlenden Bonk geleitet hatte. Doch nun bekam die SPD ebenfalls eine heftige Schelte verpasst. Peter Kluin (Galf) war es wieder einmal, der an die Adresse der SPD-Fraktionsvorsitzender Marion Eisenmann-Kohl gerichtet von fehlendem Stil bei den Sozialdemokraten sprach. Die SPD habe bei einer Pressekonferenz ihre Kandidatin angepriesen, aber sich vorher nicht einmal mit der Galf in Verbindung gesetzt. „Wir sind kein Anhängsel der CDU“, betonte Kluin. „Sie hätten bei uns anrufen können, das haben Sie aber nicht getan. Seit zwei Jahren haben Sie sich in einer Schmollecke zurückgezogen“, kritisierte der Galf-Mann weiter. Daraufhin wurde Peter Kluin in seiner Rede vom noch amtierenden Stadtverordnetenvorsteher Steffen Bonk unterbrochen. Er solle doch über die Wahl reden, eine Abrechnungsdebatte stehe nicht auf der Tagesordnung. Kluin nahm den Ordnungsruf gelassen hin und erklärte, dass die Galf den „erfahrenen“ Michael Kröhle wählen werde. Ebenso äußerten sich CDU-Fraktionschef Christoph Willmy sowie Manuel Rath von den Freien Bürgern. 

Die geheim durchgeführte Wahl brachte ein Ergebnis, das nicht überraschend war. Für Kröhle stimmten 20 Stadtverordnete, für Adam 12. Von den 37 Stadtverordneten fehlten drei Vertreter, – Frank Neugebauer, Uwe Dicks (beide SPD) sowie Thomas Probst (dfb) – so das 34 Personen an der Wahl teilnahmen. Die CDU hat elf Sitze, die Galf sechs, ebenso die Freien Bürger. Die FDP hat drei Sitze. Da die SPD-Fraktion elf Mitglieder hat, bekam Katharina Adam eine Stimme aus den Reihen einer anderen Fraktionen. Zudem gab es eine Nein- sowie eine ungültige Stimme. So kann nun heftig spekuliert werden, woher die eine Stimme für Adam kam.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 15. Juni 2019

Marcus Reif (CDU) vermisst bei der SPD den Willen zum Neuanfang 

Flörsheim. Einer der Stadtverordneten, der sich nach dem Schluss der Sitzung und damit zugleich nach der Wahl von Michael Kröhle (CDU) zum neuen Stadtverordnetenvorsteher über die vorangegangene Debatte überhaupt nicht beruhigen konnte, war Marcus Reif. Der ehemalige CDU-Fraktionschef konkretisierte auf Nachfrage sein Kritik an den Sozialdemokraten. 

Lob für SPD-Kandidatin

„Ich bin immer noch erschüttert über die Äußerungen der SPD zur Kandidatur des Stadtverordnetenvorstehers. Mit Katharina Adam hat die SPD eine sympathische, neugierige und aufstrebende Persönlichkeit als Kandidatin nominiert. Sie unterhält sich auch mit anderen Stadtverordneten, hört sich deren Argumente und Positionen an und ist auch Kritik zugänglich. Und dennoch kann es möglich sein, dass man sie nicht wählt, weil man jemanden anderen präferiert“, meinte der Marcus Reif. Der Weilbacher CDU-Stadtverordnete hatte damit noch nicht alle seine Kritikpunkte aufgezählt. Er setzte weiter fort mit seiner Schelte der SPD-Vertreter: „Weshalb, so wie es von der SPD in Richtung Michael Kröhle getan wurde, muss man den politischen Wettbewerber öffentlich so angreifen, seine Reputation gering schätzen? Wir haben alle Arbeitgeber und machen unsere kommunalpolitische Arbeit ehrenamtlich. Ich finde das Verhalten der SPD sehr unwürdig. Und gerade die SPD wünscht sich weniger Streit. Übrigens sind heute 83 Prozent aller Tagesordnungspunkte einstimmig verabschiedet worden. Auch das gehört zur Wahrheit dazu.“ 

„Peinliche Vorstellung“

Er persönlich hätte die Ernsthaftigkeit hinter dem von den Sozialdemokraten bei dem öffentlich proklamierten Neuanfang gerne geglaubt, „wenn Katharina Adam nun Fraktions- oder Parteivorsitzende geworden wäre“. Doch die SPD-Stadtverordnete und Kandidatin für den Stadtverordnetenvorsteher-Posten „mit einer unwürdigen Pressekonferenz und einer peinlicheren Vorstellung politisch zu belasten, hätte man sich ersparen müssen“, meinte Marcus Reif vor allem an die Adresse von SPD-Fraktionsvorsitzenden Marion Eisenmann-Kohl gerichtet. meh