Der CDU-Politiker will Nachfolger seines Parteifreundes Steffen Bonk werden. Die SPD reklamiert das Amt für sich.

Michael Kröhle soll Stadtverordnetenvorsteher werden. Der 48 Jahre alte CDU-Politiker, aktuell schon stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher, soll das Amt von seinem Parteifreund Steffen Bonk übernehmen, der zum Bürgermeister der Hochtaunusstadt Steinbach gewählt wurde (wir haben berichtet). Kröhle gilt als aussichtsreicher Kandidat, da die CDU in einem Dreierbündnis mit Galf und Freien Bürgern die Parlamentsmehrheit stellt.Widerspruch kommt dagegen von der SPD, die ihrerseits das Amt des Stadtverordnetenvorstehers für sich reklamiert.Er sei von seiner Fraktion gefragt worden, ob er das Amt übernehmen wolle, sagte Kröhle im Gespräch mit dieser Zeitung. Gespräche samt positiver Signale habe es auch mit der Galf-Fraktionsvorsitzenden und designierten Ersten Stadträtin Renate Mohr sowie mit dem Fraktionschef der freien Bürger, Thomas Probst, gegeben. Deshalb geht Kröhle auch von einer umfassenden Rückendeckung vonseiten des Dreierbündnisses aus. Ein Gespräch mit der SPD habe sich noch nicht ergeben. In den nächsten Tagen will Kröhle aber an die Sozialdemokraten herantreten.

Michael Kröhle (48) ist gebürtiger Flörsheimer. Er ist getrennt lebender Vater eines Sohnes und arbeitet in einer Führungsposition einer Frankfurter Bank. 1985 trat Kröhle der Jungen Union bei, zehn Jahre später der CDU. Seit 1997 ist er Stadtverordneter, von 1999 bis 2009 war er CDU-Fraktionsvorsitzender, seit der jüngsten Kommunalwahl ist er stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher.

Sein Urgroßvater, Jahrgang 1889, war überzeugter Sozialdemokrat. Als prägende Politiker Kröhle neben Konrad Adenauer und Helmut Kohl nennt Kröhle auch den Sozialdemokraten Willy Brandt, ohne dessen Ostpolitik die Wiedervereinigung nicht möglich gewesen sei. (etz)

Deren Fraktionsvorsitzende Marion Eisenmann-Kohl zeigte sich nicht sonderlich amüsiert über die Aussicht, dass erneut ein Christdemokrat erster Bürger der Stadt werden könnte. „Uns steht der Posten zu und wir werden auch jemanden aufstellen“, betonte Eisenmann-Kohl auf Anfrage. Das Recht auf die Besetzung leitet sie einerseits aus der ungeschriebenen Übereinkunft ab, dass der stärksten Fraktion das Amt des Parlamentschefs zustehe. Dass nach der jüngsten Kommunalwahl mit Steffen Bonk ein Christdemokrat gewählt wurde, war einer Absprache zwischen SPD und CDU geschuldet. Das vereinbarte Gegengeschäft, nämlich die Wahl des damaligen Bürgermeisters Michael Antenbrink in die Regionalversammlung, scheiterte allerdings, weil sich die CDU in der geheimen Wahl nicht an die Abmachung hielt. Die Kandidatur von Michael Kröhle zeige, dass „alte Gepflogenheiten“ nicht mehr gewürdigt würden, sagte Eisenmann-Kohl. „Die halten sich an nichts mehr. Wenn das das neue Bild von Flörsheim soll – dann gute Nacht.“ Persönlich habe sie aber nichts gegen Michael Kröhle. Wie er sich als Stadtverordnetenvorsteher mache, werde man dann sehen. Der Kandidat der SPD soll in der nächsten Fraktionssitzung bestimmt werden.ZUR PERSON

Innerhalb der CDU-Fraktion wurde aus der Wahl von Steffen Bonk zum Stadtverordnetenvorsteher schon ein Anspruch auf das Amt für die gesamte Legislaturperiode abgeleitet, was auch die Wahl von Michael Kröhle beinhalte.Kröhle selbst will, auch mit Blick auf das angestrebte Amt, keine politische Bewertung seiner Kandidatur und der Ansprüche der SPD vornehmen. „Ein Kandidat für das Amt des Stadtverordnetenvorstehers ist gut beraten, sich aus politischen Dingen herauszuhalten“, so Kröhle. Er habe nie etwas gegen den demokratischen Wettbewerb einzuwenden gehabt. Außerdem verwies er darauf, dass SPD wie CDU über jeweils elf Sitze in der Stadtverordnetenversammlung verfügen. Der Anspruch der SPD leitet sich aber daraus ab, dass die Partei bei der jüngsten Kommunalwahl 0,3 Prozentpunkte mehr erhielt als die CDU.

Die Aufgabe des Stadtverordnetenvorstehers bestehe vor allem in einer moderierenden Funktion, sagte Kröhle, der sich das Amt, auch angesichts eines persönlichen Reifeprozesses, durchaus zutraut. Als CDU-Fraktionsvorsitzender (1999 bis 2009) habe er zwar auch zuspitzen müssen, aber auch damals nie den Kontakt zu den anderen Fraktionen verloren. Das Verhältnis zur Galf habe sich allerdings erst entwickeln müssen. Im möglichen Amt des Stadtverordnetenvorstehers sei es ihm wichtig, sich allen gegenüber gesprächsbereit zu zeigen und Lösungen zu finden, mit denen alle leben könnten. „Ich nehme allen Fraktionen ab, dass sie das Beste wollen und ich unterstelle jedem, der dort sitzt, dass er sich für seine Heimatstadt einsetzt.“ Die Wahl des Stadtverordnetenvorstehers wird voraussichtlich am 13. Juni sein.

Quelle: Main-Spitze vom 4. Mai 2019


Kröhle ist nominiert

Kommunalpolitik Stadtverordnete wählen neuen Vorsteher

Die Mehrheitsverhältnisse in der Stadtverordnetenversammlung (37 Sitze) sind eindeutig. Das Bündnis von CDU (11), dfb (6) und Galf (6) hat eine klare Mehrheit gegenüber SPD (11) und FDP (3). Dennoch gibt es Aufregung wegen der Wahl eines neues Vorstehers.

Nachdem Stadtverordnetenvorsteher Steffen Bonk (CDU) vor einigen Wochen zum Bürgermeister von Steinbach gewählt wurde, müssen die Stadtverordneten eine neuen Vorsteher wählen. Für das Dreier-Bündnis von CDU, dfb (Freien Bürgern) und Grüner Alternative Liste Flörsheim (Galf) ist jetzt schon klar: Sie möchten einen geigenen Kandidaten wählen. Die CDU wird mit Michael Kröhle einen erfahrenen Kommunalpolitiker vorschlagen, der sich den Stimmen der Bündnispartner gewiss sein kann. 

Nach der Kommunalwahl im Jahr 2016 hatte es ein Zerwürfnis zwischen CDU und SPD gegeben. Im Rahmen der damaligen Koalitionsverhandlungen hatte die SPD de CDU den Vorsteher-Posten zugestanden unter de Voraussetzung, dass dafür der damalige Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) den Flörsheimer Sitz in der Regionalversammlung Frankfurt Rhein-Main bekommt. Doch die Abmachung scheiterte, die Koalitionsverhandlungen waren ins Stocken geraten. Die SPD hatte aber zuvor aber bereits Steffen Bonk mit zum Stadtverordnetenvorsteher gewählt. Doch Antenbrink bekam später den Sitz in der Regionalversammlung nicht, sondern ein Vertreter der Grünen. Die Sozialdemokraten schäumten vor Wut über die nicht eingehaltene Verabredung. Aber es gab und gibt keine gesetzliche Handhabe, dass die Wahl zu unrecht erfolgte. Die SPD berief sich zwar zusätzlich darauf, dass sie die meisten Stimmen bei de Kommunalwahl bekommen hätten. Doch die übliche Verfahrensweise, dass die stärkste Fraktion in eine Stadtverordnetenversammlung den Vorsteher stellt, ist weder als Gebot noch eine Vorschrift, sondern nur die übliche Vorgehensweise in vielen Kommunen. Ansonsten bleibt es den Fraktionen überlassen wen sie zum Vorsteher wählen. In Flörsheim hat die SPD übrigens genau so viele Sitze wie die CDU in der Stadtverordnetenversammlung, nämlich elf Sitze. 

Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte Michael Kröhle (CDU), dass er sich zur Wahl für das Amt des Stadtverordnetenvorstehers stellen wird. „Mein Partei hat mich gefragt und die Bündnispartner wollen meine Wahl unterstützen“, erklärte Michael Kröhle (48). Ob und wen die Opposition ins Rennen schickt, wisse er nicht. „Es ist aber gut, wenn es eine Wahl zwischen verschiedenen Kandidaten gibt“, meinte der Bank-Manager. 

Tatsächlich hatte SPD-Fraktionschefin Marion Eisenmann-Kohl bereits angekündigt, einen eigenen Kandidatin oder Kandidaten für die Wahl zum Vorsteher zu benennen. Die nächste Stadtverordnetensitzung am Donnerstag, 27. Juni, wird zum letzten Mal von Steffen Bonk eröffnet, der zum 1. Juli sein Amt in Steinbach antreten wird. Dann wird zugleich sein Nachfolger für das Ehrenamt in der Mainstadt gewählt.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 4. Mai 2019