Der ehemalige Rathauschef der Mainstadt ist am Mittwoch verstorben


Nicht nur für viele ältere Bewohner der Mainstadt ist dies eine traurige Nachricht: Flörsheims Altbürgermeister Josef Anna ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Mit seiner Ehefrau Christiane war er über 65 Jahre verheiratet und er war Vater von vier Töchtern.

„Bedeutende Projekte realisiert“

Die Stadtverwaltung hatte der CDU-Politiker als deren Chef von 1962 bis 1979, geleitet. Der damals jung-dynamische Josef Anna galt als pragmatisch sowie durchsetzungsstark und engagierte sich für „sein“ Flörsheim als Verwaltungschef mit Geschick, Fantasie und Konsequenz. Er war ein verlässlicher Verhandlungspartner. In geselliger Runde fühlte sich der aus Ludwigshafen stammende Rheinpfälzer am liebsten bei „seine Fleschemer Leit'“ wohl. Das war bei den Ausflugsfahrten für Senioren mit dem Schiff in den Rheingau so und das war ebenso bei Reisen in die polnische Partnerstadt Pyskowice der Fall. 

Während der Amtszeit des Verstorbenen wurden viele bedeutende Projekte der Stadtentwicklung realisiert, heißt es in einem Nachruf des Magistrates. Dazu zählt der Beginn der Sanierung der Altstadt, der Bau des Schulzentrums sowie der Stadthalle, die Entwicklung von Baugebieten im Nordwesten Flörsheims, die Neugestaltung des Mainufers und der Bau des Hafens. Auch der freiwillige Zusammenschluss der Gemeinden Wicker und Weilbach mit Flörsheim wurde während Annas Dienstzeit als Verwaltungschef vollzogen.

Josef Anna bekleidete neben seiner Tätigkeit als Rathauschef viele weitere Ämter. So war er unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender der Terra-Erschließungs-GmbH, Verbandsvorsteher des Abwasserverbands Flörsheim und Stiftungsratsvorsitzender der Flörsheimer Bürgerstiftung. Josef Anna war kurzzeitig stellvertretender Vorsitzender der Gemeindekammer des Umlandverbands, er gehörte den Präsidien des Deutschen Städte- und Gemeindebunds sowie des Hessischen Städtetags an. Darüber hinaus war er in der Fluglärmkommission tätig, zeitweise als deren stellvertretender Vorsitzender. Außerdem war er langjähriges Mitglied des Kreistages sowie des Kreisausschusses des Main-Taunus-Kreises, zudem Mitglied im Vorstand und im Verwaltungsrat der Taunus-Sparkasse. Bürgermeister Dr. Bernd Blisch (CDU) würdigt den Verstorbenen und dessen „herausragende Verdienste um die Stadt Flörsheim. Sein hohes persönliches und politisches Engagement, seine Kompetenz und seine Persönlichkeit zeichneten ihn aus und trugen ihm die Anerkennung über alle politischen Grenzen hinweg ein. Er setzte sich mit seinem Wissen und seiner Erfahrung für die Belange der Bürgerinnen und Bürger ein und trug maßgeblich zur Entwicklung der Stadt bei“. 

„Glückliche Jahre für Flörsheim“

Die Flörsheimer Christdemokraten würdigen in einer Mitteilung die Verdienste des ehemaligen Bürgermeisters. Die 17 Jahre Amtszeit von Bürgermeister Josef Anna waren ausgesprochen glückliche Jahre für Flörsheim gewesen, in denen sich die Stadt auf einem erfolgreichen Weg kontinuierlich weiterentwickelt habe. Nicht vergleichbar mit heute seien die damaligen Aufgaben gewesen, die von den Verantwortlichen zu bewältigen waren. Groß sei der Nachholbedarf bei der städtischen Infrastruktur gewesen, wo sich Bürgermeister Anna überhaupt als erstes intensiv um den Aufbau einer effektiven Verwaltungsorganisation kümmern musste. Und grundlegende Dinge wie der Straßen-, Kanal- und Wasserleitungsbau hätten auch für längst schon bezogene Wohngebiete in Angriff genommen werden müssen. 

Josef Anna habe immer für eine „solide Politik mit Augenmaß“ gestanden, die die Mainstadt stetig vorangebracht habe. Diese Entwicklung sei vorbildlich verlaufen. Besondere Meilensteine seiner Amtszeit seien unter anderem der Bau des Graf-Stauffenberg-Schulzentrums gewesen, der Bau der Stadthalle, der Bau der Weilbachhalle, der Trauerhalle, die Sanierung der Altstadt auch mit eigenen städtischen Vorbildern, wie zum Beispiel der Sanierung der alten Kirchschule, des „Scharfen Eck“, des „Frankfurter Hofs“ sowie des Gasthauses „Zum Hirsch“. Der Bau des Hafens mit Gewerbegebiet habe in seiner Amtszeit stattgefunden. Auch der Bau der ersten Bahnunterführung am Alten Friedhof, die Gestaltung des Mainufers für die Naherholung und die Neubaugebiete Flörsheim-Nordwest in der Stadtmitte sowie Witthub-Klingfloß in Wicker. Im Bereich der sozialen Aufgaben seien Wohnungen für Geringverdienende entstanden, außerdem die Altenwohnanlage am Mainufer. 

Erfolgreich sei Josef Anna nicht zuletzt auch bei seinen vielfältigen Initiativen im Rahmen der Gebietsreform gewesen, wo es entgegen den dem zuwiderlaufenden Plänen der damaligen Landesregierung und des Main-Taunus-Kreises zu einem freiwilligen Zusammenschluss von Flörsheim, Weilbach und Wicker gekommen sei. Die Bildung einer Stadt mit Weilbach und Wicker sei damals zwar unter den Parteien politisch umstritten gewesen, werde heute jedoch von niemandem mehr ernsthaft in Zweifel gezogen.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 23. Mai 2020