Investor informiert im Bauausschuss über das neue Gewerbegebiet an der Hafenstraße

So wie zurzeit die meisten Tanklaster von der Hafenstraße kommend auf die Opel-Brücke auffahren, soll künftig auch der Lkw-Verkehr vom neuen Gewerbegebiet West V aus diesen Weg nehmen. Foto: Nietner

Mönchhofdreieck, Mainspitzdreieck, Frankfurter Kreuz – die Verkehrsanbindung des Gewerbegebietes West V ist ideal. So sieht es zumindest die Gesellschaft Nextparx, die an einem großen Grundstück im geplanten ersten Bauabschnitt interessiert ist.

Flörsheim liege im „goldenen Dreieck“, erklärte Nextparx-Unternehmenssprecher Francisco Bähr. Es bestehe die Möglichkeit sehr schnell und ohne Ampel auf die nächste Autobahn zu fahren. Doch was passiert, wenn nicht alle Transporter das Flörsheimer Stadtgebiet umfahren? Das Transthermos Kühllager hat ja gezeigt, welche Proteste eine Gewerbeansiedlung bei Anwohnern auslösen kann. Die Mitglieder des Ausschusses für Bau-, Verkehrs- und Umweltfragen wollten es deshalb ganz genau wissen. „Wir sind gebrannte Kinder“, meinte CDU-Vertreter Norbert Hegmann. Seine Fraktion sei erschrocken, als sie Hallen auf dem Plan gesehen habe, erläuterte der frühere Erste Stadtrat. Für viele Flörsheimer sind Hallen mittlerweile wohl gleichbedeutend mit verstärktem Lastverkehr.

Unbekannte Mieter

Was sich auf der 74 000 Quadratmeter großen Fläche abspielen wird, an der Nextparx interessiert ist, bleibt vorerst ungewiss: Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, flexibel nutzbare Logistikimmobilien zu bauen und zu vermieten. Wer in die Räume einzieht, steht bei Vertragsabschluss noch nicht fest. Nach durchschnittlich drei Jahren veräußert Nextparx seine Projekte an Investoren, bleibt aber weiterhin als Verwalter mit den Standorten verbunden. Die meisten Immobilien würden zwischen acht und zehn Jahre lang begleitet, berichtete Mitarbeiterin Christiane Kühl den Fraktionen im Ausschuss. Die Vertreter des Unternehmens stellten zwei Planungsvarianten für das Grundstück vor, das an die Hafenstraße sowie an die Landstraße zwischen Flörsheim und Hochheim grenzt. Beide Versionen sehen drei gewerblich nutzbare Gebäude vor. Das erste Konzept zeigte drei 14 Meter Hallen mit angegliederten Büroflächen. Der zweite Plan beruhte auf Gesprächen, die Nextparx mit einem potenziellen Mieter geführt hat. Die Größte der drei Immobilien würde demnach als 20 Meter hohes Bürogebäude gestaltet. Auf dem Gelände sind rund 300 Parkplätze vorgesehen.

„Letztes Filetstück“

Laut Francisco Bähr sollen 95 Prozent des Verkehrs über das Mönchhofdreieck und das Frankfurter Kreuz Richtung Frankfurt und Darmstadt fließen. Fünf Prozent der Fahrzeuge würden voraussichtlich durch Rüsselsheim fahren. Woher der Nextparx-Mitarbeiter die Verkehrswege so gut kenne, obwohl noch keine Mieter feststünden, wollte dfb-Vertreter Thomas Probst wissen. „Wir glauben zu wissen, wie der meiste Verkehr fließt“, erwiderte Bähr. Seine Kollegin Christiane Kühl argumentierte, dass Lkw-Fahrer eine Zeitvorgabe zu erfüllen haben und deshalb nicht freiwillig durch Ortschaften fahren. Probst störte sich daran, dass ein künftiger Investor mit den Immobilien machen könne, was er wolle. Das geplante Industriegebiet sei „das letzte Filetstückchen“ in Flörsheim, gab der Lokalpolitiker zu bedenken. „Damit sollte man sorgsam umgehen.“ Christiane Kühl versicherte, dass ein Investor keine anderen Interessen verfolgen würde, als Nextparx selbst. Rathauschef Michael Antenbrink (SPD) wies darauf hin, dass es ohne die Einnahmen aus dem Verkauf des Geländes keine Umgehungsstraße für Weilbach gebe. Nextparx würde rund 12 ,58 Millionen Euro für das Grundstück zahlen. Im Wahlkampf habe jeder gesagt, dass keine Spedition und kein Logistikunternehmen in West V angesiedelt werden solle, erinnerte Hegmann.

Keine Groß-Logistik

Der Wickerer konnte sich nur schwer damit abfinden, dass beim Abschluss eines Vertrages mit Nextparx nicht feststeht, welche Unternehmen die neuen Immobilien beziehen. „Zu meiner Zeit haben wir Industriegebiete noch selbst entwickelt“, betonte der CDU-Mann. Bürgermeister Michael Antenbrink erklärte, dass das Einfügen einschränkender Klauseln in den Vertrag zwar denkbar, aber sicherlich nicht im Sinne des gegenseitigen Einvernehmens sei. „Es ist die vernünftigste Lösung für die Stadt, das aus der Hand zu geben und denjenigen zu überlassen, die sich damit auskennen“, so der Rathauschef. Natürlich produziere so ein Gebäude Verkehr, räumte Christiane Kühl ein. Auch Nachtverkehr werde es geben, erklärte die Sprecherin von Nextparx. Es werde jedoch für jeden Mieter ein Lärmgutachten erstellt, dessen Ergebnisse die Vorgaben für ein Gewerbegebiet nicht überschreiten dürfen. Groß-Logistik sei allerdings nicht zu erwarten, versicherte Christiane Kühl. Hallen, die zwecks An- und Abtransport von zwei Seiten angefahren werden müssten, seien schlicht und einfach eine Verschwendung von Grundstücksflächen. Bei der Abstimmung votierten Galf und dfb gegen den Vertrag mit Nextparx, die SPD-Vertreter befürworteten das Projekt, während sich die CDU enthielt. Seine Partei stehe dem Projekt weiterhin positiv gegenüber, habe aber Informationsbedarf, erläuterte Frank Neugebauer (CDU). Eine Entscheidung über den Vertragsabschluss zwischen der Stadt und Nextparx soll in der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Donnerstag fallen. (sas)

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 7. September 2012

Info: Entwickler von Immobilien

Nextparx bezeichnet sich selbst als mittelständischen Projektentwickler für Logistikimmobilien. Das Unternehmen mit Sitz in Dreieich entwickelt seit 2001 Gewerbestandorte, deren Räumlichkeiten es vermietet. Die Immobilien selbst werden nach rund drei Jahren an Investoren veräußert. Nextparx bietet Büro- und Hallenflächen ab einer Größe von 1700 Quadratmetern an. Zu den Projekten, die in der Region bereits realisiert wurden, gehört der Nextpark GG 08 in Groß-Gerau mit einer Gesamtfläche von 60 000 Quadratmetern. Zu den Nutzern der dortigen Gebäude gehören unter anderem Lufthansa Sky Service und Metro. (sas)