Erwartungsgemäß hat das Viererbündnis aus CDU, Galf, Freien Bürgern und FDP am Dienstag den 54-jährigen Dr. Bernd Blisch als gemeinsamen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 27. Mai 2018 vorgestellt. An der Bedeutung des bisher in der Stadt einmaligen Vorgangs, dass sich vier Parteien, die 70 Prozent der bei der jüngsten Kommunalwahl abgegebenen Wählerstimmen repräsentieren, auf einen Kandidaten geeinigt haben, wollte CDU-Vorsitzender Markus Töpfer keinen Zweifel aufkommen lassen. „Das ist ein bedeutsamer Tag. Es ist schon außergewöhnlich, dass wir in dieser Konstellation hier sitzen“, betonte Töpfer und fügte hinzu: „Das ist kein Kandidat einer Partei, den die anderen gut finden. Das ist ein gemeinsamer Kandidat. Das gab es hier noch nicht. Das ist bewundernswert.“ Der Slogan „Gemeinsam“, steht auch unter dem Namen des Kandidaten auf dem Wahlplakat, die Schriftfarben wechseln von schwarz über grün und blau nach gelb. Es sind die Farben der Parteien, die den Kandidaten unterstützen und gleichberechtigt am unteren Rand des Plakats aufgeführt sind. Es ist auch die zentrale Wahlkampfaussage von Bernd Blisch. Mit dem Begriff „Gemeinsam“ und dem Untertitel „Die Stadt sind wir alle“ wird er bewusst als Gegenpol zu Amtsinhaber Michael Antenbrink (SPD) präsentiert, dem das Viererbündnis einsame Entscheidungen über die Köpfe der Bürger und des Stadtparlamentes hinweg vorwirft.

Blisch soll Spaß an der Politik wiederbeleben

Den Großteil der Pressekonferenz im Hochzeitszimmer der Stadthalle bestreiten am Dienstag Vertreter des Viererbündnisses, die nicht müde werden, eben jene große Gemeinsamkeit zu betonen, die fast zwangsläufig zum Kandidaten Bernd Blisch geführt habe. „Das ist einer, der aus Flörsheim kommt, der alte Gepflogenheiten kennt und wertschätzt“, sagt Thomas Probst, Fraktionsvorsitzender der Freien Bürger, der sich von Blisch erhofft, dass er Flörsheim dahin bringt, wo es einmal war, als es noch Spaß gemacht habe, Politik zu machen und Ideen einzubringen.

Auch Thorsten Press (FDP) unterstrich, wie wichtig es sei, wieder einen Bürgermeister für alle Flörsheimer zu bekommen, einen der zusammenführt, der Kompromisse finden könne. „Wir brauchen jemanden, mit dem sich die Bürger identifizieren können“, sagte Press.

„Die Stadt entwickelt sich in eine Richtung, die uns nicht gefällt“, begründete Galf-Fraktionsvorsitzende Renate Mohr die Unterstützung für Blisch, die der Partei gar nicht schwergefallen sei. Er sei in der Lage, die Situation zu entschleunigen, dafür zu sorgen, dass man Flörsheim auch noch in 20, 30 Jahren erkennen könne.

Und der Kandidat selbst? Der zeichnete am Dienstag von sich das Bild eines waschechten Flörsheimers, geboren im Marienkrankenhaus, getauft in der Krankenhauskapelle, als Vorsitzender des Heimatvereins einer, der auf moderierende Art auch Leute zusammenbringen könne. Seine Heimatverbundenheit verbinde sich aber auch mit Weltoffenheit, betonte der promovierte Historiker und verwies unter anderem auf seinen Studienaufenthalt in Birmingham. Der Reiz der Kandidatur liege in der breiten Unterstützung von vier Parteien. „Das ist eine neue Geschichte, die in Flörsheim anfangen kann“, sagte Blisch. Eines seiner zentralen Themen sei die Stadtentwicklung für die nächsten zehn, 15 Jahre. Die Balance zwischen Bauen und Grün müsse erhalten bleiben, die Weilbacher Umgehungsstraße zügig realisiert werden. Blisch sieht auch eine Reihe von Fehlentwicklungen in den vergangenen Jahren. Die Stadt sei mittlerweile hoch verschuldet, nicht alle Projekte, wie etwa der Rathausneubau, würden von den Bürgern angenommen. Über den politischen Stil herrsche großer Unmut, sagte Blisch, ohne Antenbrink direkt zu erwähnen. Politik werde über die Köpfe der Bürger gemacht. „Das läuft nicht rund“, so Blisch. „Es wird ein Moderator gebraucht. Dafür biete ich mich an.“ Das Bild eines allzu passiven Kandidaten sieht Blisch nicht. „Leute zusammenzubringen ist Arbeit und einfach auf den Tisch zu hauen ist nicht besonders aktiv“, sagte Blisch.

Quelle: Main-Spitze vom 25. Oktober 2017