Die Main-Spitze erfragte die Meinung der Fraktionsvorsitzenden zur Kandidatur des früheren SPD-Bürgermeisters. Hier die Fragen und Antworten, unterhalb der Artikel vom 8. März 2024:

Es war absehbar. Die Gerüchte waren seit Wochen zu vernehmen. Auch Herr Antenbrink war auf so ziemlich jeder Veranstaltung zugegen. Untypisch für ihn, aber ein klares Indiz für seine Kandidatur. Selbst in der SPD gab es viele, die hinter vorgehaltener Hand ihren Unmut darüber kundtaten. 

Wir freuen uns natürlich, dass die SPD jemanden gefunden hat. Ich hätte ihm seinen Ruhestand gegönnt. Mit fast 70 Jahren hat man sicherlich Ruhe verdient. Doch dass die SPD ihn nun wieder nominiert hat, sagt ja einiges aus über die SPD. Erst wurde er von der Kommunalwahlliste genommen, weil man einen Neuanfang wollte. Jetzt darf er im hohen Alter noch mal ran. Sieht alles sehr hilflos aus. Die Personaldecke der SPD ist mehr als dünn.

Keinerlei Einfluss. Wir schauen nur auf unseren Kandidaten. Ich glaube auch nicht, dass diese Monstranz „ich kann es besser“ dazu führt, dass die Leute nun mehr an ihn glauben. Diese wilde und eruptive Art seiner Amtsführung hatte ihn gegen zwei andere Kandidaten im ersten Wahlgang verlieren lassen. Selbst eingefleischte SPD-Wähler wendeten sich ab. 


Antenbrink-Kandidatur: Was sagen Fraktionen in Flörsheim?

Der 68-Jährige fordert den amtierenden Bürgermeister Bernd Blisch (CDU) heraus, der ihn vor sechs Jahren als Rathauschef abgelöst hatte. Wie kommt das in Flörsheim an?

FLÖRSHEIM. Die Nachricht kam für viele überraschend: Michael Antenbrink (SPD) tritt bei der am 9. Juni in Flörsheim stattfindenden Bürgermeisterwahl an. Der 68-Jährige fordert den amtierenden Bürgermeister Bernd Blisch (CDU) heraus, der ihn vor sechs Jahren als Rathauschef abgelöst hatte.

Während die Fraktionsvorsitzenden Frank Laurent (Galf), Alois Mhlanga (dfb) und Thorsten Press (FDP) gegenüber dieser Zeitung erklären, nicht mit der Kandidatur des Ex-Bürgermeisters gerechnet zu haben, zeigt sich Marcus Reif (CDU) wenig verwundert: „Die Gerüchte waren seit Wochen zu vernehmen.“ Dabei sei Antenbrink vor drei Jahren von der SPD-Wahlliste für die Stadtverordnetenversammlung genommen worden, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Dass der Wahlverlierer von 2018 nun „in hohem Alter noch mal ran“ dürfe, sieht laut Reif „sehr hilflos aus“. Antenbrinks Kandidatur habe auf die Gestaltung des Wahlkampfs keinerlei Einfluss, die CDU schaue nur auf ihren Kandidaten Bernd Blisch.

Man erwarte, dass Antenbrink einen „eher rücksichtslosen Wahlkampf“ führen werde, sagt Galf-Fraktionschef Frank Laurent. Antenbrink spreche von Stillstand in der Stadtentwicklung, doch davon könne keine Rede sein. Unter Bürgermeister Blisch und Erster Stadträtin Renate Mohr (Galf) sei, etwa in Sachen Gesundheitscampus, Mainufersanierung oder Kita-Platz-Angebot, vieles vorangebracht worden.

Die Entsendung Antenbrinks in den Bürgermeisterwahlkampf sei „aufgrund der Historie schwer nachvollziehbar“, erklärt Alois Mhlanga für die Freien Bürger. Schließlich seien „viele Versäumnisse der Vergangenheit“ mit der Amtszeit von Antenbrink verbunden, darunter „die negative Entwicklung des Herrnberg-Areals“. Außerdem sei die Zusammenarbeit mit Antenbrink von CDU, Galf, dfb und FDP „als unzureichend wahrgenommen“ worden, was vor der „deutlichen Abwahl zur Koalitionsbildung“ der genannten Fraktionen geführt habe, so Mhlanga.

„Ich hätte mir frischen Wind gewünscht“, meint der FDP-Fraktionsvorsitzende Thorsten Press mit Blick auf die erneute Konfrontation zwischen Blisch und Antenbrink. In den kommenden drei Monaten würden sich die bereits vor sechs Jahren gelieferten Wortgefechte wiederholen, vermutet Press. „Es ist schon traurig, dass zwei alte Männer das wieder aufwärmen.“

Quelle: Main-Spitze vom 8. März 2024