Im Anne-Frank-Weg ist Bernd Blisch zu Hause. Der 50-jährige Flörsheimer, der zehn Jahre in Mainz und während des Studiums ein Jahr in Birmingham lebte, hat sich dem Städtecheck dieser Zeitung gestellt. Der stellvertretende Direktor des Projektbüros des Wiesbadener Stadtmuseums und langjähriger Leiter des Flörsheimer Kulturamts, kann seinen „Flörsheimer Adel“ väterlicherseits bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen.
Im Ehrenamt aktiv
Seit über 20 Jahren ist er Mitglied im Flörsheimer Heimatverein, im 15. Jahr als Vorsitzender. Seit drei Jahren ist Blisch Vorsitzende des Historischen Vereins Rhein-Main-Taunus. Er gehört dem Stiftungsrat der Flörsheimer Bürgerstiftung an und sitzt seit der letzten Kommunalwahl für die CDU in der Stadtverordnetenversammlung. Außerhalb von Flörsheim ist der promovierte Geschichtswissenschaftler in Vorständen verschiedener Stiftungen und Vereine wie dem Rotary-Club Rüsselsheim-Mainspitze aktiv. „Ich engagiere mich für die Heimatgeschichte, weil sie mir hilft, mich, die anderen und meine Umgebung besser zu verstehen.“
Für Bernd Blisch hat sich die Lebensqualität „im Laufe der Jahrzehnte in Flörsheim verbessert“. Er nennt das Naherholungsnetz mit seinen Radwegen. Die Lage im Rhein-Main-Gebiet bereichere die „Flörsheimer Welt“ mit vielen interessanten und unterschiedlichen Menschen, die ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume mitbringen. Das Axthelmgelände bezeichnet er als „Wunde in der Altstadt“, durch die abgerissenen Häuser. Ihn persönlich stören die mittlerweile ungepflegten Grünanlagen. Ein paar – aus seiner Sicht eher überflüssige – Hochglanzbroschüren weniger aus dem Rathaus und die Stelle für einen weiteren Grünpfleger wäre vielleicht finanziert.
Mit dem Nahverkehr ist der Heimatvereinsvorsitzende „gar nicht zufrieden“. Indiskutabel sei, dass von Flörsheim aus eine S-Bahn nur alle 30 Minuten in die Landeshauptstadt fahre: „Wenn ich beruflich in Köln bin, brauche ich von Köln nach Wiesbaden nicht viel länger als dann mit Warten auf den Anschlusszug von Wiesbaden nach Flörsheim!“
Wünsche an das kulturelle Programm in Flörsheim hat er keine. Aber er sieht das kreative Potenzial der Flörsheimer, das nicht genügend genutzt werde. „Viele würden sich ehrenamtlich engagieren, wenn sie angesprochen würden“, ist Dr. Bernd Blisch überzeugt.
Blisch fühlt sich mit seinem Partner sicher in Flörsheim. Er wertet es als positiv, dass er die Polizeibeamten im Alltag nicht wahrnimmt. Als „Hüter des Heimatmuseums“ erlebt er die Flörsheimer Polizei als zuverlässigen Partner im Fall, dass die Alarmanlage anschlägt.
Lob für die Schulen
Blisch sind die Angebote der Sportvereine für Jugendliche bekannt, ebenso der Jugendkeller und der Güterschuppen in städtischer Trägerschaft. Ob das aber die meisten Jugendlichen anspricht, stellt er infrage: „Mich hätte das in meiner Jugend nicht interessiert.“ Was er aber immer wieder zu hören bekomme, sei der Neid in der Region „auf unsere Schulen“. Die Leitungen und Lehrer machten wohl eine sehr gute und engagierte Arbeit.
Die neue Landebahn sei für viele Flörsheimer ein drängendes Problem: „Auch ich habe die Landebahn nicht gebraucht und die Flieger bei Ostwind stören mich gewaltig.“ Aber die Flörsheimer Bürgerschaft müsse aus diesem Jammertal heraus. Hier sieht Blisch zu wenig Anstrengungen der Politik. „Wenn wir es schaffen, den Menschen zu zeigen, was alles interessant und lebenswert ist, was ihr Leben wirklich ausmacht, dann werden, denke ich, die Kräfte frei, das zweitwichtigste Problem der Stadt zu lösen: den defizitären Haushalt.“
MEINE STADT
Der Heimatvereinsvorsitzende Bernd Blisch im Städtecheck dieser Zeitung:Flörsheim ist für mich… eine Stadt, in der viele Menschen wohnen, die mir viel bedeuten.Besonders positiv an der Stadt finde ich,… dass sie mitten im Rhein-Main-Gebiet liegt.Negativ fällt mir auf,… dass sie an vielen Stellen, den Grünanlagen, aber auch den Unterführungen und zahlreichen weiteren Ecken mittlerweile sehr ungepflegt wirkt.
Ich würde mir für meine Stadt wünschen,… dass sie das kreative und intellektuelle Potenzial ihre Bürger wieder mehr einbindet.
Quelle: Main-Spitze vom 26. Juli 2013