Die Flörsheimer CDU wird 75

Ein halbes Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 suchte Flörsheim auch nach einem politischen Neuanfang. Ein wichtiger Schritt war dabei die Gründung der CDU am 17. November 1945 mit 83 Männern und 68 Frauen. Als Vorsitzender der Partei wurde Heinrich Blees gewählt. Danach übernahm der Rektor der Riedschule, August Großmann, dieses Amt. Nach dessen frühem Tod wurde 1953 Mathäus Lauck, der damalige zweite Vorsitzende, Parteichef und blieb dies über 22 Jahre. Ähnlich lange wie der heute 89-Jährige überblickt nur noch Heinz-Josef Großmann die Geschichte der Flörsheimer Christdemokratie.

Auch der Vater von Mathäus Lauck, Kilian Lauck, war – wie Großmanns Vater – Gründungsmitglied der Flörsheimer CDU. Für den Sohn rückblickend ein logischer Schritt. Bis März 1933 war sein Vater Vorsitzender der Flörsheimer Zentrumspartei, die in der Wählergunst der Untermainstadt bis zuletzt vor der NSDAP gelegen habe, erinnert sich Lauck. Vor diesem familiären Hintergrund sei sein Engagement in der CDU naheliegend gewesen.

Die Integrität der neu gegründeten Flörsheimer CDU sieht Lauck auch rückblickend außer Frage. „Bei uns hat kein einziger Alt-Nazi Unterschlupf gesucht“, sagt Lauck, der sich neben der Zwangsverpflichtung beim Jungvolk auch in der katholischen Jugend engagierte. Eine wichtige Person bei der inhaltlichen Ausrichtung der neuen Partei sei Kaplan Papst gewesen, ein erklärter Nazi-Gegner, erinnert sich Lauck. Unter seiner Ägide als Vorsitzender sei die CDU bei der Kommunalwahl 1954 stärkste Partei geworden, allerdings ohne absolute Mehrheit. Die Wiederbewaffnungsdebatte sei auch an der Flörsheimer CDU nicht spurlos vorüber gegangen. „Es gab ja jede Menge Kriegerwitwen“, sagt Lauck. Neben den Christdemokraten saßen noch SPD, FDP und der BHE – der Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten – im Kommunalparlament. Später ging der BHE in der CDU auf und sorgte für Jahrzehnte für absolute Mehrheiten.

Im Artikel wird auf die Veranstaltung am 14. März hingewiesen, die wir leider absagen mussten. Mehr Infos hierzu erhalten Sie hier!

CDU FEIERT IHR 75-JÄHRIGES BESTEHEN

Am kommenden Samstag, 14. März, feiert die CDU Flörsheim mit einem Jahresempfang ab 10 Uhr in der Weilbachhalle ihr 75-jähriges Bestehen. Eingeladen sind alle Freunde, Gönner und Parteimitglieder. Aber auch über eine rege Teilnahme der Bevölkerung würde sich die Partei freuen. 

Auch politische Prominenz hat sich angesagt. So werden als Redner der Bundestagsabgeordnete Norbert Altenkamp und Flörsheims Bürgermeister Bernd Blisch erwartet. Auch der Europaabgeordnete Michael Gahler und der Vorsitzende der CDU Main-Taunus, Axel Wintermeyer, werden dabei sein. (red)

Die kommunalpolitische Arbeit in den Jahren des Wiederaufbaus galt eher lebenspraktischen Themen als politischen Grundsatzdebatten, so Lauck. In der Keramag musste Wohnraum für die Flüchtlinge geschaffen, in der Stadt muste eine Kanalisation gebaut werden. Der finanzielle Beitrag der Bürger sei damals ein großes Thema gewesen. „Was ist den Leuten zuzumuten?“, war die Frage, die damals entschieden werden musste.

Mitte der 1950er Jahre musste die Flörsheimer CDU das Bürgermeisteramt an die SPD abgeben. Fritz Pein folgte dem Christdemokraten Jakob Merkel, über dessen Wiederwahl selbst die CDU uneins gewesen sei. Pein wurde dann mit den Stimmen der FDP zum Bürgermeister gewählt, erinnert sich Lauck. „Irritationen aus alten Zeiten“, hätten damals für die Unterstützung des SPD-Kandidaten durch die FDP gesorgt.

Ab 1962 war die Welt für die CDU dann wieder in Ordnung: Mit Unterstützung des BHE wurde mit Josef Anna erneut ein Christdemokrat Bürgermeister. Erst Michael Antenbrink (SPD) konnte den Chefsessel im Rathaus wieder für die SPD erobern. „Das hätte nicht sein müssen“, zeigt sich Lauck rückblickend kritisch über die Wahl von Angelika Doetsch zur CDU-Bürgermeisterkandidatin. Die politisch spannendste Zeit seien aber die 1960er und frühen 1970er Jahre gewesen, als in der Debatte um die Gebietsreform grundlegende Weichen für die Entwicklung der Stadt gestellt wurden.

Eine Zäsur in der Kommunalpolitik und auch eine völlig neue Erfahrung für die CDU bildete der Einzug der Galf ins Parlament. „Die waren ja aggressiv, da musste man sich wehren“, erinnert sich Lauck. „Die wollten das Establishment schikanieren und ich war das Establishment“ sagt er mit Blick auf sein exponiertes Amt als Stadtverordnetenvorsteher von 1968 bis 1989. Mittlerweile sieht Lauck das deutlich gelassener: „Das hat sich abgeschliffen. Da sind ja schlaue Köpfe darunter, die auch zu Einfluss kommen wollen.“ Und von ihrer grundsätzlichen Ausrichtung sei die Galf der CDU ohnehin viel näher als der SPD, meint Lauck, weshalb er auch die aktuelle Koalition mit der Galf nur folgerichtig findet.

Der Führungsanspruch der CDU bestehe aber nach wie vor. Ein wenig sei das mit der CSU vergleichbar, die ja für sich in Anspruch nehme, Bayern zu definieren, beschreibt Lauck. Seine Definition von Flörsheim ist weit gefasst. „Von Fastnacht bis zum Verlobten Tag. Das Fundament ist christlich“, sagt Lauck.

Sein Tipp für seine Partei bei der Kommunalwahl 2021: Die Unterstützung für Bürgermeister Bernd Blisch herausstellen. „Der hat einen sehr guten Stand, er kommt gut an.“ Davon solle auch die CDU profitieren.

Quelle: Main-Spitze vom 12. März 2020