Koalitionsfraktionen einigen sich auf Vorgaben zur Stadtentwicklung – „Deckelung“ auf 25 000 Einwohner

Flörsheim  – Es kann die Grundlage für etwas Großes sein. Ob es tatsächlich der große Wurf für die Mainstadt wird, kann man wohl erst hinterher beurteilen. Sicher ist aber: CDU und GALF haben sich darauf geeinigt, welche Projekte die Stadtentwicklung voranbringen sollen und welche zuerst angepackt werden müssen. So ist es keine Überraschung, dass die Nahversorgung im Stadtteil Wicker und der Kauf des Herrnberg-Zentrums den Vorrang vor allen anderen Vorhaben eingeräumt bekommen. 

Wenn es um die Entwicklung der Stadt geht, gibt es viele Meinungen, was zuerst getan werden müsste. Und genau so viele Meinungen gibt es, wenn spekuliert wird, welche Auswirkungen bestimmte Projekte auf die weitere Entwicklung der Kommune haben könnten. Denn es gibt immer Anforderungen, die mit einer Ausdehnung von Siedlungsflächen einhergehen: Der Fahrzeugverkehr muss irgendwie sinnvoll in den Griff zu bekommen sein und die notwendige Infrastruktur muss vorher geschaffen werden. Das ist ein schwieriges Unterfangen, was die überwiegend ehrenamtlichen Kommunalpolitiker da auf sich nehmen. So kann man den Mitstreiterinnen und Mitstreitern von CDU-Fraktionschef Marcus Reif und GALF-Fraktionschef Frank Laurent gratulieren, innerhalb kurzer Zeit ein gemeinsame Linie festgelegt zu haben. Die Stadtentwicklung steht in der Mainstadt derzeit bei den städtischen Gremien im Mittelpunkt. Nachdem das integrierte Stadtentwicklungskonzept, kurz ISEK genannt, durch die Planer der Firma UmbauStadt vorgestellt wurde, haben die Fraktionen jetzt die Möglichkeit, ihre Prioritäten festzulegen. Nach einer ersten Sitzung Ende Januar sollen die Fraktionen ihre wichtigsten Vorstellungen für die gewünschten Maßnahmen bis zum 22. Februareinreichen. 

Die CDU-Fraktion habe gemeinsam mit dem Koalitionspartner GALF diese Vorbedingungen für die Koalition entwickelt, erklärte CDU-Fraktionschef Marcus Reif. Der Christdemokrat kann zufrieden sein, fußt doch vieles von den nun gemeinsam mit der GALF festgelegten Vorbedingungen für eine Stadtentwicklung auf ein Grundsatzpapier („Rothenbuch-Papier“) seiner Partei, das bei einer Klausurtagung in Rothenbuch im Jahr 2018 formuliert wurde. 

Zu diesen Vorgaben zählen, dass die Einwohner-Zielgröße bei maximal 25 000 Einwohner liegt, wenn davon ausgegangen wird, bis zum Jahr 2050 durch neue Baugebiete (ohne Nachverdichtung) neue Einwohner anzusiedeln. Außerdem sollen 150 neue Wohneinheiten durch die Ausweisung von neuen Baugebieten in einem jeweils fünfjährigen Jahreszyklus ermöglicht werden. Der Bebauungsmix für die Stadtteile soll künftig aus zehn Prozent frei stehenden Einfamilienhäusern, 40 bis 50 Prozent Doppel- und Reihenhäusern für ein bis zwei Familien sowie aus 40 bis 50 Prozent Mehrfamilienhäusern (mit jeweils sechs bis acht Wohneinheiten) bestehen. Der Anteil des öffentlich geförderten Wohnraums soll bei circa 15 bis 20 Prozent liegen (sozialer Wohnungsbau bei circa 10 bis 15 Prozent in kleinen Einheiten). 

Der Mix der Baugebiete soll den Schnitt bei circa 50 Wohneinheiten pro Hektar nicht überschreiten, haben CDU und GALF vereinbart. Weitere Vorgaben sind eine mitwachsende Infrastruktur: Das heißt, die Angebote für Familien, Kinderbetreuung und Jugendliche soll „infrastrukturell mindestens parallel zur Entwicklung neuer Baugebiete entstehen“. Zudem solle weiter die bisherige Maßgabe gelten, dass „kein Gebäude höher als der Turm der Sankt-Gallus-Kirche“ und nicht mehr als sechs bis acht Wohneinheiten pro Gebäude umfassen soll. 

Für die nächsten zehn Jahre sollen als neue Baugebiete in Wicker der erste Abschnitt „Prälat-Müller-Quartier“ sowie in Weilbach das Gebiet „In der Krimling“ entwickelt werden. Vornehmlich zu realisieren seien eine gute Anbindung der neuen Baugebiete an den ÖPNV sowie an ein Rad- und Fußwegenetz. Die Bebauung solle verkehrsberuhigend erfolgen. 

Als Schwerpunktthemen nennt die CDU/GALF-Koalition folgende Projekte, die umgehend begonnen werden sollen: Eine Einkaufsmöglichkeit in Wicker (Vollsortimenter), die Herrnberg-Neugestaltung, die schnellstmögliche Realisierung der kleinen Umgehung Weilbach (inklusive Radweg), die Mainufersanierung mit Altstadtbezug zum Gallus-Platz sowie der künftigen Bebauung dort, die Bebauung der Bahnhof-Nordseite, das Baugebiet im Prälat-Müller-Quartier, die Verkehrsberuhigung im Ortskern von Weilbach sowie die Verkehrsberuhigung der Ortsdurchfahrten in den Stadtteilen Wicker sowie Weilbach. meh

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 17. Februar 2022