Mit dem Herrnberg-Eigentümer wird gesprochen

PROGRAMM – CDU-Spitzenmann Marcus Reif erläutert die Schwerpunkte seiner Partei für die Kommunalwahl

Eine stark verjüngte Kandidatenliste, neuen Ideen für heikle Dauerthemen und den Sympathie-Schub für den amtierenden Bürgermeister Dr. Bernd Blisch (CDU) im Rücken: So stellen sich für die Kommunalwahl am Sonntag, 14. März, die Christdemokraten in der Mainstadt der Abstimmung durch die Wähler. Das CDU-Wahlprogramm setzt sich aus sechs Schwerpunkten zusammen. Der auf die Spitzenposition der Wahlliste gesetzte CDU-Fraktionschef Marcus Reif erläutert im Gespräch mit dem Kreisblatt die wichtigsten Punkte des Programms. 

So habe die CDU „nach intensiven Gesprächen“ mit dem Landrat erreichen können, dass es keinen Kiesabbau in Weilbach gibt. Entsprechende Grundstücke am Ortseingang von Weilbach, in Höhe der ehemaligen Kiesgrubenlandschaft sowie des Germania-Sportgeländes, waren ja schon von der GRKW dafür gekauft worden. Marcus Reif präzisiert: „Die Stadt kann die Grundstücke übernehmen, Naherholung erweitern und einen kleinen Gewerbepark an der Autobahn errichten.“ 

Damit ist klar: Eine Mehrbelastung des Weilbacher Ortskerns soll es nicht geben. Die direkte Zu- und Abfahrt zu den Autobahnen sind nach Ansicht der CDU die Lösung. Im Gegensatz zur Industriestraße, die nicht direkt an die Autobahn angebunden ist. Und unabdingbar sei, so der CDU-Fraktionschef, nach wie vor: „Die kleine Umgehung Weilbach muss schnell verwirklicht werden, dadurch können die Bundesstraßen als Stadtstraßen durchfahrtsberuhigt werden – von der Stadtmitte über Wicker und Weilbach. Der Verkehr muss raus.“

Ein weiteres Thema, das die Mainstadtbewohner seit Monaten wegen Negativ-Meldungen bewegt, ist der Herrnberg-Komplex an der Kapellenstraße. Shisha-Bars, Spielotheken und Wettbüros sind in diesem Bereich, zwischen dem Wohngebiet, den beiden Schulen und einer Kita an der Stadthalle sowie der Sankt-Josefskirche, nicht das, was städteplanerisch Sinn machen würde oder gar gewünscht ist. Marcus Reif hatte zwar Kritik für seinen Vorstoß bekommen, die „Gestaltungshoheit über den Gebäudekomplex auf beiden Seiten der Kapellenstraße zu erhalten“.

Doch das ficht den CDU-Fraktionschef nicht weiter an. Im Gegenteil. Denn in der Zwischenzeit wurde mit dem Eigentümer der Immobilie gesprochen, erklärt Marcus Reif. Die Aussichten, zu einer Einigung zu kommen, sind laut dem CDU-Mann im Bereich des Möglichen. Falls das alles so klappen würde, dann schwebt der CDU eine andere Form von Immobilie vor als bisher: Im Bestand des jetzigen Hochbaus sollen Wohnungen neu gebaut werden, mit einem kleineren „Annexbau mit höherwertigen Wohnungen davor“. Den Flachbau auf der gegenüberliegenden Seite könne dann mit einem Mehrgeschossbau überplant werden. „Eventuell kann dort ein kleines Ladengeschäft für die Nahversorgung eingerichtet werden – aber keine Spielothek, kein Wettbüro und Shisha-Bar“, betont Marcus Reif ausdrücklich. 

Ganz wichtig ist dem CDU-Fraktionschef ein Punkt im Wahlprogramm, der auf Familien abzielt. Es sollen neue Baugebiete mit einem sogenannten Einheimischenmodell entwickelt werden. Dies bedeutet: „Flörsheimer Familien haben Vorrecht auf den Erwerb von Grundstücken“, erläuterte der Fraktionsvorsitzende. Diese Vorgehensweise sei im übrigen rechtlich zulässig. 

Für den Stadtteil Wicker sieht die CDU nach dem Stopp der Deponieerweiterung nun die Zeit gekommen, um „für den Ausbau des Weinbaudorfs Wicker“ die Initiative zu ergreifen. So sollen der Weinbau und die Landwirtschaft als zusätzliche Schwerpunkte des Stadtmarketings und der Wirtschaftsförderung neuen Auftrieb bekommen. „Die Landwirtschaft soll gestärkt werden mit den Mitteln, die wir als Kommune zur Verfügung haben“, meint der CDU-Mann. So könne eine bessere regionale Vermarktung der Produkte für die landwirtschaftlichen Betriebe weitere Vorteile bringen. 

Was seit Jahrzehnten eher auf dem absteigenden Ast ist, soll nun aktiver als bisher beackert angegangen werden: Die Altstadt darbt vor sich hin, der neue Verwaltungsbau am Rathausplatz oder die Kultur-Scheune oder der Mehrgenerationen-Treff haben daran nichts geändert. 

„Künftig muss die Altstadt weiter belebt werden. Wettbüros und Ein-Euro-Shops sollten gutem Einzelhandel weichen“, meint Marcus Reif. Dass dies nur mit vielen Gesprächen geht, die mit den Eigentümern der Immobilien in der Alstadt geführt werden müssen, weiß der Politiker. Vor allem benötigt solch ein kompliziertes Vorhaben einen langen Atem bei der Verwaltung . . . meh

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 30.01.2021, Seite 16