Der Haushaltsplan für das Jahr 2017 wurde mit der Mehrheit des Viererbündnisses von CDU, Galf, dfb und FDP auf den Weg gebracht. Ein Punkt, über den die Stadtverordneten im Ausschuss länger diskutierten, war die Kürzung der Finanzmittel für den Wickerer Kreisel. Am Ende setzte das Viererbündnis seinen Vorschlag durch.
VON SASCHA KRÖNER Wicker. Wie viel darf die Gestaltung der Innenfläche des Wickerer Kreisels kosten? CDU und Freie Bürger (dfb) hatten beantragt, die von der Verwaltung vorgesehenen Mittel von 110 000 Euro auf 60 000 Euro zu kürzen und mit einem Sperrvermerk zu versehen. Die SPD reagierte mit einem Änderungsantrag: Die Genossen wollten den ursprünglichen Betrag von 110 000 Euro gerne beibehalten. Sie schlugen vor, die Mittel bis zur Entscheidung für einen Gestaltungsentwurf zu sperren. SPD-Fraktionschefin Marion Eisenmann-Kohl wies darauf hin, dass der Wickerer Ortsbeirat am 16. März tagt. Der Entscheidung des Stadtteilgremiums wolle ihre Fraktion nicht durch Kürzungen vorgreifen.
Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) erinnerte daran, dass interessierte Wickerer eine Arbeitsgruppe gebildet haben. Dieser Kreis präsentiere seine Gestaltungsvorschläge im Ortsbeirat. Antenbrink bezeichnete es als unredlich, den Wickerern im Vorfeld „Fesseln anzulegen“, indem die Stadtverordneten die Mittel kürzen. Dies sei „unfair“.
Thomas Probst (dfb) widersprach der Darstellung des Rathauschefs: „Sie haben mit ihrem Künstler den Ortsbeirat schon übergangen“, erklärte der Fraktionsvorsitzende der Freien Bürger. Probst spielte darauf an, dass die Verwaltung zunächst ausschließlich auf Entwürfe des Künstlers Reinhard Roy setzte. Antenbrink hatte die Modelle des Bad Weilbachers bei einer Bürgerversammlung vorgestellt.
Der Bürgermeister wollte die Darstellung des dfb-Manns so nicht stehen lassen: „Ich weiß ja, dass Sie es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen“, konterte Michael Antenbrink. Bei der Bürgerversammlung seien mehrere Vorschläge vorgestellt worden. Es sei gut und richtig, dass die Wickerer sich nun des Themas angenommen haben, stellte der Rathauschef fest. Er argumentierte weiterhin für mehr Haushaltsmittel: Falls die Bürger am Ende ein Konzept für 90 000 Euro bevorzugen, dann solle man ihnen diesen Wunsch auch lassen.
Drei Modelle, ein Künstler
Thomas Probst verteidigte sich gegen die Behauptung des Bürgermeisters. Er betonte, dass es sich bei den „verschiedenen“ Vorschlägen auf der Bürgerversammlung um drei Modelle desselben Künstlers handelte. „Wir haben doch keine Eschborner Verhältnisse, wo wir das Geld aus einem Füllhorn geben können“, monierte FDP-Mann Thorsten Press. Peter Kluin (Galf) bat den Bürgermeister darum, bei der Wahrheit zu bleiben: Im Rahmen der Bürgerversammlung habe Antenbrink Kosten von 110 000 bis 120 000 Euro für die Kreiselgestaltung in den Raum geworfen. Danach sei ein Raunen durch den Saal gegangen, und erst daraufhin gebe es nun alternative Planungen. Er sei zuversichtlich, dass der Kreisel schön werde und am Ende sogar noch weniger koste, meinte Kluin. Die Galf hatte ursprünglich beantragt, die Haushaltsmittel auf 40 000 Euro zu kürzen.
Zwei Herzen in einer Brust
„Lassen Sie doch die Wickerer entscheiden“, forderte Antenbrink erneut. Einer dieser Wickerer saß im Ausschuss aufseiten der CDU. Wickers Ortsvorsteher Christopher Willmy erklärte, dass bei diesem Thema zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Einerseits wäre es schön, 110 000 Euro ausgeben zu können. Andererseits habe die Stadt kein Geld, erläuterte Willmy. „Wir können aus einer ökonomischen Verantwortung heraus nicht mehr machen“, so der CDU-Mann. Der Änderungsantrag der SPD wurde schließlich abgelehnt. Das Viererbündnis beschloss die Kürzung der Haushaltsmittel für die Gestaltung des Kreisels auf nun genau 60 000 Euro.
Bewohner des Weindorfs favorisieren die kostengünstige Lösung
Was sagen die Wickerer zu dem von 110 000 auf 60 000 Euro abgespeckten Betrag für die Gestaltung des neuen Kreisels? Kreisblatt-Mitarbeiter Sascha Kröner befragte Bewohner des Stadtteils.
„Je günstiger, desto besser“, findet der Wickerer Winzer Hans Jörg Venino. Der ursprüngliche Haushaltsansatz von 110 000 Euro hatte Venino überrascht. „Als ich das gehört habe, habe ich gedacht: das ist etwas arg“, so der Winzer. In seinem Lokal habe er den Eindruck bekommen, dass viele Wickerer ähnlich denken. Dass sich nun eine Arbeitsgruppe aus dem Stadtteil mit Gestaltungsideen befasst, findet Hans Jörg Venino dagegen gut. „Das muss jemand aus Wicker machen“, sagt der Winzer. Er glaubt, dass sich die Bewohner des Weindorfes mehr mit ihrem Ort identifizieren. „Es waren ja genug Vorschläge aus Wicker da“, betont Venino. Er kann sich aber auch vorstellen, einfach ein paar Reben im Kreisel-Zentrum zu pflanzen oder eine alte Kelter in die Mitte zu stellen. Günstig wäre das mit Sicherheit. „Die hat bestimmt noch jemand da“, meint der Winzer.
Auch Annette Huth fällt die Bewertung des geringeren Haushaltsansatzes leicht. „Wer soll denn etwas dagegen haben, wenn jetzt weniger Geld ausgegeben wird?“, fragt die Wickerin. „Ich dachte, die Stadt hat eh kein Geld“, erklärt Annette Huth. In dieser Situation so viel Geld für den Kreisel auszugeben, sei „heftig“. Für 110 000 Euro könne man schon eine kleine Wohnung kaufen, gibt die Frau aus dem Stadtteil zu bedenken.
„Wir haben doch auch viele künstlerisch begabte Leute im Ort. Warum soll es nicht ein Wickerer machen, der sein Herzblut da reinsteckt?“, meint Annette Huth. Dass die Qualität wegen der Beschränkung auf nun 60 000 Euro leiden wird, kann sich die Wickerin nicht vorstellen. Sie habe Vertrauen in die Arbeit des Schmieds Helmut Bolz, der sich gemeinsam mit anderen in der Arbeitsgruppe engagiert.
„Mir sind 110 000 Euro zu teuer“, sagt Ursula Ruppert. Auch sie hat keine Bedenken, dass 60 000 Euro nicht ausreichen könnten. „Dann muss man halt etwas einfacheres machen“, meint die Wickerin. Es müsse ja nicht immer so künstlerisch sein. Mit weniger Geld lasse sich auch eine gute Gestaltung realisieren, ist sich Ursula Ruppert sicher. Dass ursprünglich alle Vorschläge der Verwaltung von einem einzelnen Künstler kamen, finde sie nicht so gut.
Jetzt ist die Seniorin aus Wicker gespannt, was die Arbeitsgruppe dem Ortsbeirat vorschlägt. Das Gremium tagt öffentlich am Donnerstag, 16. März, im Clubraum der Goldbornhalle. sas
Quelle: Höchster Kreisblatt vom 8. März 2017