Diskussion über Streetballfeld im Baugebiet Nord

Einige Anwohner beharren kategorisch auf eine Verlegung, andere Anlieger stört die Anlage zwischen Kurfürsten- und Werner-von-Siemens-Straße nicht. Fakt ist, dass es dort im Sommer bis spät nachts laut ist – trotz eines Zauns sowie eines Schließdienstes. Das Problem ist seit Jahren bekannt. Doch nun hat es angeblich dramatische Ausmaße angenommen.

Flörsheim. Dass die Bewohner des Neubaugebiets im Flörsheimer Norden unter Lärm leiden, ist bekannt seit der Frankfurter Flughafen die Nordwest-Landebahn in Betrieb nahm. Es ist aber nicht nur Krach von oben, der den Menschen im Bereich zwischen Kurfürstenstraße und Werner-von-Siemens-Straße die Nerven raubt: Neben den dröhnenden Turbinen der Flugzeuge stören sich einige Anwohner an einer Streetballanlage, die schon von Beginn an zum Wohngebiet gehört. Die Lärmbelastung durch die Freizeitfläche an der Ecke Rheinallee/Werner-von-Siemens-Straße sei im Laufe der Jahre schlimmer geworden, klagen Betroffene. „Das ist für uns die Hölle“, betont Anwohnerin Roswitha Jouaux, die seit sieben Jahren in Flörsheim wohnt. Seit drei Jahren sei die Situation kaum erträglich.

„Da ist nur noch Party“

„Die Anwohner gehen nicht mehr in den Garten“, sagt Roswitha Jouaux. Sie selbst steige manchmal ins Auto und fahre weg, um dem Lärm zu entfliehen. Gestern Mittag lag der eingezäunte Bereich mit dem roten Tartan-Belag und den zwei Basketballkörben noch ruhig inmitten der Mehrfamilienhäuser. Doch wenn man den Anwohnern Glauben schenkt, trügt dieser Schein: Während der Öffnungszeiten von 15 bis 20 Uhr werde die Anlage von vielen jungen Leuten als Treffpunkt genutzt. „Die kommen teilweise mit Motorrädern und Fahrrädern von überall her“, sagt Roswitha Jouaux. Basketball spielen wollten anscheinend nur die wenigsten. „Mit Sport hat das nichts mehr zu tun“, erklärt die Anwohnerin. „Das ist nur noch Party“, so Roswitha Jouaux, die im vergangenen Jahr 20 Unterschriften von Anwohnern sammelte, die sich gestört fühlen.

Zu diesen Unterzeichnerinnen gehört Maria Ben Nasr. „Noch nicht mal am Sonntag hat man Ruhe“, klagt die Anwohnerin, die seit dem Jahr 2001 im Flörsheimer Norden wohnt. Sie hat mitbekommen, dass Jugendliche sich von dem Zaun nicht abhalten lassen. Die Flörsheimerin erzählt, dass die jungen Leute über die Absperrung klettern oder Bälle von außen dagegen schießen. Durch die Einzäunung, die nachträglich von der Stadt in Auftrag gegeben wurde, sei der Lärm sogar noch größer geworden, sind sich die beiden Anwohnerinnen einig. „Die Gitter sind das Hauptproblem“, sagt Roswitha Jouaux. „Es schallt und macht Krach, meint Maria Ben Nasr.

„Verschlimmbessert“

Mit Spannung verfolgten die beiden betroffenen Anlieger am Mittwoch die Diskussion in der Stadtverordnetenversammlung. Dort stand ein Antrag der SPD zur Verlegung des Streetballfeldes auf der Tagesordnung. Die Sozialdemokraten wollten den Magistrat auffordern, die Anlage noch bis zu den Sommerferien abzubauen und an einen anderen Platz zu verlegen. Sie habe vor Ort mit mehreren Anwohnern über die große Belästigung gesprochen, erläuterte SPD-Fraktionschefin Marion Eisenmann-Kohl. Der Schall sei lauter geworden, weil die Bebauung rund um den Platz dichter geworden ist.

Die Sozialdemokratin führte außerdem an, dass der Zaun zur Kontrolle der Anlage die Situation „verschlimmbessert“ habe. Da der Platz ohnehin renovierungsbedürftig sei, schlug Marion Eisenmann-Kohl die Verlegung auf das naturnahe Spielgelände am Feldrand hinter der Werner-von-Siemens-Straße vor. Dort werde kein Anwohner gestört. Außerdem argumentierte die Genossin, dass man an einem neuen Standort keinen Zaun brauche und deshalb jährliche Personalkosten in Höhe von 20 000 Euro einspare. Diesen Betrag wendet die Stadt derzeit für einen Wachdienst auf, der die Anlage öffnet und schließt.

Das Vierer-Bündnis aus CDU, Galf, dfb und FDP sah eine Verlegung der Anlage kritischer. Peter Kluin (Galf) bezweifelte, dass am vorgeschlagenen Standort auf dem naturnahen Spielgelände keine Anwohner gestört werden. Er wies außerdem darauf hin, dass die Streetballanlage im Bebauungsplan vorgesehen gewesen sei. „Die Leute, die dort eingezogen sind, wussten was auf sie zukommt“, so Kluin. Die momentan Situation mit einem Wachdienst, der den Zaun kontrolliert, bezeichnete er als „Ding der Unmöglichkeit“. Seiner Ansicht nach, wäre es „zielführender“ mit Markus Singer von der mobilen Jugendberatung zu sprechen, um die Situation zu entschärfen. Außerdem schlug der Galf-Sprecher vor, mit den Anwohnern zu klären, ob sie bereit wären, die Öffnung und Schließung der Platzes zu übernehmen.

Als sich die Ablehnung des SPD-Antrags abzeichnete, schaltete sich Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) ein. Er sei sehr überrascht, wie leichtfertig über die Beschwerden der Anwohner hinweg gegangen werde, erklärte der Rathauschef. „Ich würde es am Wochenende dort nicht aushalten wollen“, gab er den Betroffenen Recht. Einen Bebauungsplan könne man als ein Recht verstehen – dies sei aber keine Verpflichtung, den Platz dort zu belassen. Antenbrink verlangte von den Stadtverordneten, dass sie „wenigstens die Bereitschaft signalisieren, sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen“.

Ortstermin vereinbart

Galf-Fraktionsvorsitzende Renate Mohr wollte die ernste Arbeit ihrer Fraktion von Bürgermeister Michel Antenbrink nicht in Abrede stellen lassen: „Wir waren vor Ort und haben uns mit den Anwohnern unterhalten“, erklärte die Fraktionschefin. Dabei habe die Galf von vielen Anwohnern gehört, dass die Anlage für sie kein ernsthaftes Problem sei.

CDU-Fraktionschef Marcus Reif schlug vor, dass sich die Stadtverordneten im August selbst ein Bild von der Situation an der Sportanlage machen sollten. Die Fraktionen einigten sich, den Antrag bis nach dem Ortstermin zu vertagen.

Für die beiden Anwohnerinnen auf den Zuhörerplätzen war dies nicht genug. Beide hatten sich mehr erhofft: „Die einen wollen helfen, und die anderen blockieren“, fasste Maria Ben Nasr ihren Eindruck von der Sitzung zusammen. Sie sei sehr enttäuscht, meinte Roswitha Jouaux. Den Fluglärm habe sie wenigstens nur während eines Drittels der Zeit. Der Krach des Sportplatzes störe sie hingegen von Montag bis Samstag, erklärte die Flörsheimerin.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 15. Juli 2016