Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) soll die Richtung für die Entwicklung der Mainstadt bis zum Jahr 2040 vorgeben. Seitdem das Zukunftskonzept im Vorjahr auf den Weg gebracht wurde, ringen die Stadtverordneten um die Reihenfolge der konkreten Ziele. Die ISEK-Vorschläge sollen in Handlungsvorgaben für die Verwaltung übersetzt werden. In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung stimmten die Fraktionen nun über Umsetzungsschritte für den Stadtteil Weilbach ab. Dabei waren nicht alle mit der Vorlage aus der ISEK-Arbeitsgruppe zufrieden. Für Diskussionen sorgte die künftige Gestaltung des Weilbacher Ortsmittelpunkts im Bereich des Hauses am Weilbach sowie der Frankfurter Straße. Vor allem mit Blick auf den Bodenbelag gab es unterschiedliche Auffassungen.

Der mehrheitlich verabschiedete Beschluss umfasst neun Umsetzungsschritte für Weilbach. Alle Maßnahmen, die nicht den Dorfmittelpunkt und die Verkehrsberuhigung betrafen, waren unstrittig – so etwa die Entwicklung des alten Friedhofsgeländes, die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs, die Schaffung einer Radwegeverbindung nach Hattersheim und Hofheim, die Entwicklung des Baugebietes „In der Krimling“, die Renaturierung des Weilbachs, die Erweiterung der Grundschule, die Prüfung eines Gewerbegebietes auf der Kiesabbaufläche Weilbach II und die Errichtung eines Bolzplatzes. Als zehnten Punkt beantragte die FDP, der Magistrat solle den Kauf der brachliegenden Fläche an der Frankfurter Straße 15 und 17 prüfen. Das Areal könne für Wohnungen oder Gewerbe genutzt werden, so die Liberalen. Ihr Punkt fand parteiübergreifend Zuspruch. Die übrigen Fraktionen stimmten zu, das Vorhaben als Absichtserklärung aufzunehmen.

Keine Mehrheit erhielt jedoch ein weiterer Änderungsantrag der FDP, der die Erneuerung des Dorfmittelpunktes betraf. Die Pläne für diesen zentralen Weilbacher Bereich sind am ausführlichsten in der Beschlussvorlage des ISEK-Arbeitskreises formuliert. Vorgesehen sind Entlastung vom Durchgangsverkehr, Verkehrsberuhigung und verschiedene gestalterische Maßnahmen. Flächen sollen entsiegelt, Parkplätze geschaffen und die Kreuzung mit der Hofheimer Straße zum Kreisel umgebaut werden. Explizit genannt ist auch die „Pflasterung des gesamten Ortskerns“. Die Freidemokraten beantragten, das Wort „Pflasterung“ durch „Aufwertung“ zu ersetzen. Ihre Begründung: Eine durchgehend gepflasterte Straße verursache mehr Lärm und sei weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar. Die Freien Bürger (dfb) unterstützten die FDP in diesem Punkt. Stadtverordneter Alois Mhlanga (dfb) sah bei der Pflasterung zusätzlich eine Sturzgefahr. Seine Fraktion sei dafür, sich alle Optionen am Dorfmittelpunkt offen zu halten. Die Mehrheit der CDU-GALF-Koalition ließ sich jedoch nicht überzeugen. Eine gepflasterte Ortsmitte eröffne neue Bewegungsräume und stärke den Einzelhandel, argumentierte Lena Werner (CDU). Außerdem biete sich eine neue Möglichkeit für Außengastronomie. Frank Laurent (GALF) betonte, dass ein attraktives Umfeld für den Einzelhandel geschaffen werden müsse. Niemand könne vorhersagen, wie sich der Bau der Weilbacher Umgehung auf die Geschäfte auswirke. Die Sozialdemokraten enthielten sich beim Thema Pflasterung.

Auf Wunsch der SPD wurden die Unterpunkte Erneuerung des Dorfmittelpunktes, Entlastung der Ortsmitte und Verkehrsberuhigung getrennt abgestimmt. Die FDP beteiligte sich nicht an der Entscheidung über die Verkehrsberuhigung, die daraufhin einstimmig ausfiel. Alle Fraktionen stimmten für die Entlastung vom Durchgangsverkehr. Die Erneuerung des Dorfmittelpunktes wurde gegen die Stimmen von SPD und FDP mehrheitlich angenommen. SPD-Fraktionschefin Melanie Ernst hatte zuvor erklärt, ihre Fraktion wolle den Weilbachern die Entscheidung überlassen. sas

Quelle: Höchster Kreisblatt vom Samstag, dem 30. Juli 2022