Das Höchster Kreisblatt berichtete in seiner Ausgabe vom Samstag, dem 13. November 2021, über die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses der Flörsheimer Stadtverordnetenversammlung, bei der auch ein Vertreter der FRAPORT sowie eine Vertreterin des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr zu Gast waren:

Flugzeuge sind wieder „gut ausgelastet“

Trotz Corona-Krise können Flüge in den Nachtrandstunden nicht in den Tag verschoben werden


Von ausführlichen Erklärungen zum Klimaschutz im Luftverkehr wollten die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) nichts hören. „Wir sind hier in Flörsheim und haben ganz andere Probleme“, betonte Peter Kluin von der GALF. Zuvor hatte sich die Hessische Fluglärmschutzbeauftragte Regine Barth über moderne Flugzeuge und neue Kraftstoffe ausgelassen. Der Ausschuss hatte die Schutzbeauftragte und einen Fraport-Mitarbeiter eingeladen, damit sie über die Rückkehr des Flugverkehrs nach der Corona-Pause berichten.

Auslöser war ein GALF-Antrag, der das Ziel verfolgte, das Nachtflugverbot auszuweiten, die Inbetriebnahme des Terminals 3 zu stoppen und die Nordwest-Landebahn zu schließen. Begründet wurde dies mit dem Rückgang des Flugverkehrs während der Pandemie. Thomas Schäfer, Bereichsleiter für Lärm- und Luftschadstoffe beim Flughafenbetreiber Fraport berichtete, dass der Airport mit 70,6 Millionen Passagieren im Jahr 2019 auf einem guten Weg gewesen sei. Dann habe Corona den Flugverkehr zum Erliegen gebracht, was unter anderem dazu führte, dass die Nordwest-Landebahn über längere Zeitabschnitte außer Betrieb war. Nach der Durststrecke trete mittlerweile eine deutliche Erholung ein, erklärte der Fraport-Vertreter. Die Passagierzahlen hätten 50 Prozent der Werte von 2019 erreicht, die Flugbewegungen seien bei 70 Prozent der Vorkrisenzeit. An Spitzentagen erreiche der Flughafen sogar 90 Prozent der früheren Auslastung. Deshalb seien alle vier Flugbahnen notwendig. Auch am Terminal 3 müsse die Fraport festhalten. „Wir werden es brauchen“, betonte Schäfer. Regine Barth ging darauf ein, wieso es während der Corona-Krise nächtliche Flüge gab. Aus Sicht des Landes könne man den Planfeststellungsbeschluss nicht wegen der Pandemie außer Kraft setzen, erläuterte die Fluglärmschutzbeauftragte. Auch die Flüge in den Nachtrandstunden – also zwischen 22 und 23 Uhr sowie zwischen 5 und 6 Uhr – könnten nicht pandemiebedingt in den Tag verschoben werden. Die Fluggesellschaften hätten das Recht, diese Zeiten zu nutzen.

Peter Kluin wies darauf hin, dass die Fraport ein Dachklammerungsprogramm zum Schutz vor Wirbelschleppen angeboten hat, obwohl diese nicht im Planfeststellungsbeschluss vorgesehen waren. „Genauso kann man auch bei den Flugzeiten nachbessern“, meinte er. Obwohl der Flugbetrieb in den Randstunden langsam an- und abschwellen solle, sehe dies in der Realität anders aus. Regine Barth verdeutlichte, dass ein An- und Abschwellen nicht bedeute, dass die Flüge in den Randstunden langsam zunehmen. Die Flugbewegungen seien auf durchschnittlich 133 in diesem Zeitraum begrenzt. „Das wird bisher noch gar nicht ausgeschöpft“, erklärte sie.

GALF-Fraktionschef Frank Laurent fand es erschreckend, dass die Fraport AG schnell wieder wachsen und das Terminal 3 in Betrieb nehmen will. Sein Eindruck aus dem Vortrag sei ein: „Weiter so“. Laurent erkundigte sich, ob die Flugzeuge derzeit halbleer sind. In der Anfangszeit der Pandemie seien die Maschinen sehr leer gewesen, erklärte Thomas Schäfer. Dadurch, dass es immer noch weniger Flugbewegungen gebe, seien die Flugzeuge momentan „gut ausgelastet“.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Marcus Reif bezeichnete den Flughafen als große Enttäuschung für Flörsheim. Der Flugbetrieb habe sehr negative Folgen gebracht und sei in dieser Form völlig unvereinbar. Reif sah die Verantwortung dafür, dass Fluggesellschaften hohe Auslastungen planen, bei der Fraport und der Landesregierung. „Die Pläne sind schon so gestaltet, dass Zeiten für die Landungen nicht eingehalten werden“, erklärte der Christdemokrat und wollte wissen, welche Entlastungsmaßnahmen geplant sind. „Flörsheim hat stark gelitten“, räumte Thomas Schäfer ein. Um die Situation zu verbessern, ziehe die Fraport die Entgelte stark an und habe Flüge in den Randstunden damit schon doppelt so teuer gemacht wie zu anderen Tageszeiten. Nichtsdestotrotz werde es immer Flüge in dieser Zeit geben, räumte der Fraport-Mitarbeiter ein. sas

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 13. November 2021