Die Gestaltung der brachliegenden Fläche zwischen Rathaus und Wickerer Straße ist eines der zeitlich längsten Bauprojekte der jüngeren Flörsheimer Geschichte. Die Bauzäune um das zentral gelegene Areal sind schon so lange vorhanden, dass deren Anblick für viele Flörsheimer zur Gewohnheit geworden ist.
In den vergangenen Wochen berichteten das Kreisblatt vom Ende der europaweiten Ausschreibung für das Ex-Schützenhof-Areal. Der Magistrat möchte die geplante Wohnbebauung mit Rathauserweiterung von der städtischen Entwicklungsgesellschaft Terra mbH umsetzen lassen. In den nächsten Tagen soll der Aufsichtsrat der Gesellschaft über das Großprojekt entscheiden. Für die Gestaltung der restlichen Fläche gibt es hingegen keinen abschließenden Plan. Die Meinungen zur Zukunft des Ex-Axthelm-Geländes gehen weit auseinander.
Wenn die Terra die Arbeiten für den Schützenhof-Bau aufnehme, könne eventuell im zweiten Halbjahr ein Planungsbüro mit Entwürfen für die weitere Fläche beauftragt werden, meint Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD). Die Partei des Rathauschefs sieht das nördliche Ende des Areals als wichtigsten Bereich für den nächsten Entwicklungsschritt. „Wir können nicht alles auf einmal entwickeln“, so der Flörsheimer SPD-Vorsitzende Gerd Mehler. Priorität habe das Schließen der Lücke an der Erzberger Straße. Dort liegt derzeit eine Fläche brach, auf der die Gebäude mit den Hausnummern 5 und 7 abgerissen wurden. Als Option könne er sich an dieser Stelle nur Wohnbebauung vorstellen, berichtet Mehler. Wie hoch und wie verdichtet dort gebaut werden soll, müsse in weiteren Beratungen geklärt werden. Der freie Platz vor diesem Bereich soll sich in Richtung Eisenbahn- und Wickerer Straße erstrecken. Es müsse noch geklärt werden, welche Teile als Grünfläche und welche als Parkfläche genutzt werden. Ebenfalls offen ist aus Gerd Mehlers Sicht die Entwicklung entlang der Wickerer Straße. Dort hat die Stadt das Gebäude eines ehemaligen Textilgeschäftes erworben. Es gebe Gerüchte, dass weitere Gebäude der Häuserzeile an der Wickerer Straße zum Verkauf stünden, sagt Gerd Mehler.
Platz-Charakter erhalten
Die Galf hat sich derweil eigene Gedanken zur weiteren Entwicklung des ehemaligen Axthelm-Geländes gemacht: Dabei überwiegt die Forderung, die Fläche nicht zu dicht zu bebauen. Damit widersprechen die Grünen den Plänen des Koalitionspartners SPD. Das Areal sei ein zentraler Platz für die Altstadt, sagt Galf-Fraktionsvorsitzende Renate Mohr. Diesen Charakter eines Platzes zu erhalten, ist eines der Hauptanliegen der Galf. „Wir wollen nicht, dass man nur gegen Häuserwände und Beton schaut“, erläutert Renate Mohr. Vor allem mit Bebauungsplänen für die Erzberger Straße 5 und 7 können sich die Grünen nicht so recht anfreunden. Die Galf habe es mit der Entwicklung dieses Bereiches nicht so eilig, berichtet die Fraktionschefin. Vielleicht sei es sogar sinnvoller nicht das ganze freie Gelände an der Erzberger Straße zu bebauen. „Es kann schon sein, dass wir da eine etwas andere Meinung als die SPD haben“, räumt Renate Mohr ein. Die Galf stelle sich vor, dass man später sternförmig aus allen Richtungen auf den Platz laufen kann. Außerdem spricht sich Mohr dafür aus, Parkflächen mit Grün zu kombinieren und nicht die gesamte Fläche zu asphaltieren.
Auch Erster Stadtrat Sven Heß (Galf) befürwortet einen großflächigen Zugang aus Richtung der Erzberger Straße. Die Bebauung müsse ein „harmonisches Bild“ ergeben, die den Platzcharakter nicht zerstört. Heß wünscht sich eine Gestaltung, die es auch künftig erlaubt, ein großes Fest mit Ständen und einem Zelt auf dem Gelände zu feiern.
CDU-Fraktionsvorsitzender Marcus Reif bezeichnet die Zukunft des Axthelm-Geländes als „immens wichtig“, kritisiert jedoch bereits die bisherigen Schritte. Der stark verfrühte Abriss des Schützenhofs sowie der Feuerwache folge nur „dem kurz gedachten Aktionismus des Bürgermeisters“. Dass die städtische Terra GmbH nun eine Projekt schultern solle, dessen Kostenvolumen dem Umsatz der Gesellschaft von acht bis zehn Jahren entspreche, könne keine ernsthafte wirtschaftliche Option sein. „Damit überhebt sich die Stadt massiv“, meint Reif. Die CDU erachte die Entwicklung des kompletten Areals für eine Generationen „übergreifende Wohnbebauung ohne Rathauserweiterung als zielführend“.