CDU stimmt sich bei Jahresempfang auf Bürgermeister- und Europawahl ein
Relativ spät im neuen Jahr hatte die CDU am Samstag ins Foyer der Stadthalle eingeladen. Nicht als Neujahrsempfang, sondern als Jahresempfang war die gesellige Veranstaltung betitelt, bei der sich Parteimitglieder und befreundete Politiker auf kommende Herausforderungen einstimmten. Ein früherer Termin im Jahr sei wegen Überschneidungen mit der kurzen Fastnachtskampagne nicht möglich gewesen, erläuterte Bürgermeister Bernd Blisch auf Nachfrage. Der jetzige Zeitpunkt bot den Flörsheimer Christdemokraten zudem die Gelegenheit, sich auf die unmittelbar bevorstehenden Wahlkämpfe einzuschießen – allen voran die Bürgermeisterwahl am 9. Juni. „Uns stehen ereignisreiche Wochen bevor“, erklärte die CDU-Vorsitzende Svenja Colak.
Den größten Anteil der Redezeit nutzte Bürgermeisterkandidat und Amtsinhaber Blisch, der sein Motto „Mit Herz und Verstand für Flörsheim“ vorstellte. Blisch hob seine Leistungen der vergangenen sechs Jahren hervor, wobei er sich gezielt vom Vorgänger und erneuten Mitbewerber Michael Antenbrink (SPD) abgrenzte. So unterstrich der amtierende Verwaltungschef unter anderem, dass er 35 Millionen Euro Schulden und acht Millionen Euro Kassenkredite von seinem Vorgänger geerbt habe. Flörsheim habe damals als „der kranke Mann am Untermain“ gegolten. Diese Kredite habe er 2022 auf null gebracht und von den Schulden mittlerweile bereits fünf Millionen abgebaut. Zu seinem Amtsantritt sei die städtische Terra Entwicklungsgesellschaft kaum handlungsfähig gewesen, unterstrich Blisch. Die SPD fordere mehr Sozialwohnungen, obwohl ihr eigener Bürgermeister gerade einmal zwölf gebaut habe.
Gespräche als Erfolgsrezept
Blisch warb auch mit dem Umbau des ehemaligen Krankenhauses zum Gesundheitscampus. Die SPD habe von der Umwandlung der Immobilie zu Wohnraum geträumt. Den Erwerb eines Teils des Herrnberg-Komplexes stellte der Bürgermeister genauso als Erfolg für die Stadtentwicklung heraus wie den ansehenden Umbau des Mainufers. Zu Antenbrinks Zeiten sei dieses Projekt aufgrund der angespannten Finanzen mehrheitlich abgelehnt worden. „Kaa Geld, kaa Musigg“, so Bernd Blisch. Der Christdemokrat betonte, dass man die Stadtgesellschaft nicht aus dem Auge verlieren dürfe. Er erinnerte daran, das er zu Beginn seiner Amtszeit das persönliche Gespräch mit Jugendlichen im Christian-Georg-Schütz-Park gesucht habe, um Konflikte mit den Anwohnern zu beruhigen. „Vielleicht muss man manchmal einfach miteinander reden“, meinte Blisch. Gemeinsame Gespräche mit der katholischen Kirche sah er als Lösung für die Neugestaltung von Kirchplatz und Galluszentrum. Von Antenbrink werde in diesem Verhältnis ein Gegensatz aufgemacht, der so gar nicht existiere.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Altenkamp kam von Kritik an der mangelnden Ukraine-Unterstützung der Bundes-SPD auf die Flörsheimer Genossen zu sprechen. „Mit dem Realitätsbezug scheint es ja auch bei den Sozialdemokraten in Flörsheim nicht weit her zu sein“, erklärte der Gast. Antenbrink habe die Meinung der Flörsheimer vor sechs Jahren gezeigt bekommen. „Es gibt gewisse Regeln der Politik, die man beachten sollte – sonst macht man sich zur tragischen Figur“, urteilte Altenkamp.
Für den Europaabgeordneten Michael Gahler stand die ebenfalls am 9. Juni stattfindende Europawahl im Mittelpunkt seines Vortrags. Angesichts internationaler Krisen, warb Gahler dafür, dass die CDU Verantwortung übernehme. Gahler drückte seine Sorge über einen möglichen Wahlerfolg von Donald Trump aus und lobte den gemeinsamen Kampf gegen die russische Aggression. Auf diesem Gebiet gelte es auch die AfD zu stellen. „Das sind die Putin-Freunde“, hob Gahler hervor.
Im Rahmen des Jahresempfangs ehrten die Christdemokraten mehrere langjährige Mitglieder. Gerald Benisch durfte die Urkunde für 25 Jahre in der Partei entgegen nehmen. Otmar Adelfang, Mathäus Kohl, Thomas Lauck und Christoper Willmy wurden für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Eine besondere Anerkennung hatten sich Heinz-Josef Großmann und Mathäus Lauck verdient: Die beiden CDU-Urgesteine erhielten die Auszeichnung für 75 Jahre in der Flörsheimer CDU. sas
Quelle: Höchster Kreisblatt von Montag, den 14. April 2024