Aus dem Ortsbeirat Wicker: Warum es problematisch ist, verbotene Durchfahrten von Lastwagen zu überwachen und zu bestrafen


Anwohner von Hauptverkehrsstraßen kennen das Gefühl, wenn es plötzlich in der Küche dunkler wird und das Haus zu zittern beginnt. Dann ist gerade wieder ein großer Sattelzug am Fenster vorbei gepoltert. Auch im Wickerer Ortskern nimmt der Schwerlastverkehr aus Sicht einiger Anwohner Überhand. Das Thema ist nicht neu, am Montagabend beschäftigte es den Ortsbeirat erneut. Dort gab es nicht nur einen entsprechenden Antrag von SPD und CDU, sondern auch interessante Zahlen von Seiten der Verwaltung dazu.

Bürgermeister Dr. Bernd Blisch (CDU) berichtete von Messungen in der Friedensstraße. Dort zählte die Stadt innerhalb von sieben Tagen 1948 große Fahrzeuge. Ob es sich um Busse, kleine Lastwagen oder Schwertransporter über 7,5 Tonnen handelte, lässt sich aus den Kontrollen nicht ablesen – dennoch sind die Zahlen recht eindrucksvoll. 

Im Messzeitraum fuhren 1502 Großfahrzeuge aus Richtung Massenheim durch die Friedensstraße – umgerechnet 214 am Tag. In der Gegenrichtung von Massenheim zum Wickerer Kreisel waren 446 schwere Verkehrsteilnehmer unterwegs – 46 pro Tag. Um die Zahlen ins Verhältnis zu setzen, erläuterte Bernd Blisch, dass im gleichen Zeitraum rund 22 000 Pkw in der Friedensstraße gezählt wurden. Der Anteil des Schwerlastverkehrs war also etwa ein Zwölftel.

Zahlreiche Verstöße wurden gezählt

Einhellige Zustimmung fand im Ortsbeirat der gemeinsame Antrag von CDU und SPD. Die Antragsteller setzten sich dafür ein, Verkehrsverstöße durch Lkw auf der Kirschgartenstraße zu überwachen. Ortsvorsteherin Luana Schnabel (CDU) und ihre Stellvertreterin Katharina Hauzel (SPD) hatten am 26. September zahlreiche Durchfahrten zwischen dem Kreisel und dem Ortsausgang in Richtung Hochheim gezählt. Zwischen 7 und 10 Uhr beobachtete die Ortsvorsteherin 34 Schwertransporter, von denen 20 über die Kirschgartenstraße fuhren, obwohl die Durchfahrt für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen untersagt ist. Darüber hinaus zählten die Antragsteller sowohl in den frühen Morgenstunden wie auch zur Mittagszeit jeweils rund 20 Busse, in der Friedensstraße. Es könnte also sein, dass der Busverkehr erheblich zur von der Stadt gemessenen Belastung in diesem Bereich beiträgt. 

SPD-Mann Gerhard Adam gab zu Bedenken, dass der Lkw-Verkehr in Wicker durch die geplante Ansiedlung eines Supermarktes am Massenheimer Ortsrand wahrscheinlich noch zunehmen wird. Auch Verwaltungschef Dr. Blisch konnte sich vorstellen, dass viele Zulieferer versuchen werden, die enge Massenheimer Ortsdurchfahrt zu umfahren.

Der Flörsheimer Bürgermeister sah sich jedoch auch genötigt, die Hoffnung auf die beantragte Überprüfung der Lkw-Durchfahrten zu dämpfen. Man dürfe nicht vergessen, dass es eine Reihe von Schwertransportern mit Ausnahmegenehmigung gebe, so Bernd Blisch. Verstöße würden sich erst zeigen, wenn ein mobiles Messgerät im Bereich der Ortseinfahrt am Wickerer Berg aufgestellt würde. Dabei gelten jedoch Einschränkungen: Die Stadt könne kein Gerät einsetzen, dass nur Lastwagen kontrolliert, erklärte Blisch. 

Die einzige Option wäre ein gewöhnlicher Blitzer, der neben Geschwindigkeitskontrollen auch Lkw überwacht. Doch was so einfach klingt, ist in der Praxis nicht so schnell umsetzbar. Um solch eine Messanlage zu nutzen, bedürfe es jedoch der Zustimmung der Polizei. Die Zahl der Geschwindigkeitsübertretungen am sogenannten „Wickerer Berg“ würden derzeit aber keine Messung hergeben, erläuterte der Bürgermeister. sas

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 16. November 2022