Verlegung des Freizeitplatzes bleibt umstritten
Im Baugebiet Nord sollte der Streetball-Platz in das benachbarte Wohnquartier integriert sein. Doch das „Flörsheimer Modell“ ist für einige Anwohner zum Ärgernis geworden. Eine Lösung ist nicht in Sicht.
VON SASCHA KRÖNER, Flörsheim. Eigentlich hätte man im Sozialausschuss inhaltliche Diskussion zwischen SPD und dfb erwarten können. Die Sozialdemokraten beantragten bereits im vergangenen Jahr die Verlegung der Streetball-Anlage an der Werner-von-Siemens-Straße, weil sich Anwohnern über den Lärm und jugendlichen Nutzer beschwerten. Die Freien Bürger reagierten im Januar mit einem konkurrierenden Antrag, der die Reparatur und den Verbleib der Anlage am momentanen Standort zum Ziel hat.
Zu Diskussion und Abstimmung über die Anträge kam es nicht. Stattdessen gab es Verwirrung übers weitere Vorgehen. Der Ausschuss wartet nämlich seit Sommer auf Informationen aus dem Dezernat von Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD), ohne die eine Beratung nicht weitergehen kann. Der Rathauschef nahm an der jüngsten Ausschusssitzung nicht teil.
Redeverbot erteilt
Die Hintergründe beim Thema Streetballanlage sind verworren: Die SPD legte ihren Antrag zur Verlegung des Streeball-Feldes am 7. Juli 2016 den Stadtverordneten vor. Das Anliegen fand in der ursprünglichen Form allerdings keine Mehrheit. Das Viererbündnis aus CDU, Galf, dfb und FDP lehnte den Standortwechsel ab. Die SPD lies sich deshalb auf den Kompromiss ein, dass der Magistrat alternative Vorschläge im Ausschuss vorstellt. Markus Singer von der mobilen Jugendberatung sollte einbezogen werden. Diesen Auftrag hat der Magistrat bisher nicht erfüllt.
Für Aufregung sorgte eine Sitzung des Sozialausschuss im Dezember, zu der Jugendarbeiter Singer als Experte eingeladen war. Bürgermeister Antenbrink nahm als Vertreter des Ersten Stadtrats Sven Heß ebenfalls an der Sitzung teil und verbot Martin Singer das Wort. Scheinbar gab es Bedenken, der Jugendpfleger könnte sich kritisch zum Umzug der Anlage äußern.
Bis heute gab es keine weiteren Informationen für die Ausschussmitglieder. Thomas Probst bat am Montag darum, über den Antrag seiner dfb-Fraktion zum Verbleib der Anlage abzustimmen. Dies war jedoch nicht möglich, weil die Informationen zum ursprüngliche Antrag der SPD fehlten. Sie wisse nicht, warum jetzt abgestimmt werden solle, erklärte Sozialdemokratin Melanie Ernst. Die Genossin verwies auf den noch offenen Beschluss der Stadtverordneten, der Magistrat möge Alternativen aufzeigen.
Ausschussvorsitzende Renate Mohr (Galf) hatte solch eine Situation noch nicht erlebt. Sie könne nicht über den konkurrierenden Antrag der Freien Bürger abstimmen lassen, wenn der ursprüngliche Antrag nicht abgestimmt ist, erklärte sie. Für den Fortgang der SPD-Antrags liege ihr keinerlei Vorlage oder Planung aus dem Dezernat I vor, berichtete Renate Mohr.
Thomas Probst betonte dass seit dem 7. Juli nichts passiert sei. Markus Singer sei durch „Zensur“ daran gehindert worden, sich zu äußern. Das zeige die Motivation des zuständigen Dezernenten, monierte Probst. „Der Bürger nimmt uns nicht mehr für voll“, befürchtete er.
SPD-Stadtrat Karl-Heinz Landwehr machte den Vorschlag, das Frühjahr abzuwarten und den Jugendrat einzubinden. Es gehe bei dem Thema nicht um Politik, sondern um die Jugendlichen. Renate Mohr schlug vor die Ideen des Jugendrates zu berücksichtigen und die endgültige Entscheidung in der nächsten Stadtverordnetenversammlung zu fällen. Das Protokoll der jüngsten Jugendratssitzung, in der es um das Streetballfeld ging, soll den Stadtverordneten zur Verfügung gestellt werden.
Defekter Korb
Dies genügte den Ausschussmitglieder aber noch nicht. Thomas Probst erinnerte daran, dass die Sportanlage wegen eines defekten Bretts an einem der Körbe eine Gefahrenquelle sei. Dorothea Thimm (CDU) wunderte sich, warum die Streetball-Anlage immer noch geöffnet ist, obwohl der Schaden längst bekannt ist.
Eine vorübergehende Schließung sei unabhängig von der Frage, ob die Anlage verlegt wird oder nicht. Wenn eine Gefahr von der Anlage ausgehe, müsse diese beseitigt werden, sagte auch Philipp Moritz (SPD). Sie sei „mehr als verwundert“, dass die Anlage immer noch offen ist, so Ausschussvorsitzende Renate Mohr. Sie kündigte an, den Bürgermeister auf das Problem anzusprechen. Schließlich schlug Sozialdemokrat Philipp Moritz vor, den defekten Korb abzumontieren, um den Betrieb weiterhin zu ermöglichen.
Thomas Probst sah in dieser Idee jedoch einen ersten Vorstoß der SPD zur Verlegung der Anlage. Die Entfernung eines Korbes wäre für ihn schon so etwas wie ein teilweiser Abbau. Am Donnerstag, 2. März, wird sich die Stadtverordnetenversammlung mit der Zukunft der Streetball-Anlage befassen.
Quelle: Höchster Kreisblatt vom 23. Februar 2017