Die Stadtverordneten diskutierten in ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause über einen SPD-Antrag zur Verlegung des Streetballfeldes an der Kurfürstenstraße. Anwohner hatten sich über starken Lärm beklagt. Eine Entscheidung wurde vertagt. Erst soll ein Ortstermin vereinbart werden. Doch die Meinungen über den Platz gehen auseinander. Kreisblatt-Mitarbeiter Sascha Kröner fragte einen der Anwohner nach seiner Meinung.

Flörsheim. Die Einschätzung einer Situation könnte kaum unterschiedlicher sein. Zwei Anwohnerinnen der Streetballanlage im Baugebiet Nord hatten dem Kreisblatt berichtet, dass der Krach „die Hölle“ sei. Die zwei Frauen beklagten, dass Jugendliche Partys feiern und der Lärm bis in den späten Abend andauere. Völlig anders sieht es Harald Zuber, der mit seiner Frau und vier Kindern an der Werner-von-Siemens-Straße wohnt. „Das Thema Streetballplatz ist überhaupt kein Thema“, meint der junge Vater. Er habe sich auch bei Nachbarn erkundigt und sei auf Verwunderung gestoßen. Niemand habe das Spielfeld an der Ecke Kurfürsten-/Werner-von-Siemens-Straße als Problem gesehen. Der von den beiden Anwohnerinnen kritisierte hohe Lärmpegel sei nicht nachvollziehbar. Zuber glaubt, dass die Leute zu Übertreibungen neigen, damit sie von der Politik und den Medien wahrgenommen werden.

Mitten im Wohngebiet

Harald Zuber schätzt, dass er etwa 200 Meter vom Streetballfeld entfernt wohnt. Wenn er das Fenster öffne, höre er gar nichts, sagt der Flörsheimer. Er befindet sich damit in guter Gesellschaft mit dem Ersten Stadtrat Sven Heß (Galf), der ebenfalls an der Straße wohnt und nach eigener Aussage keine Probleme mit einer Lärmbelästigung hat. Harald Zuber ist allerdings wesentlich weiter von dem Sportplatz entfernt als diejenigen Anwohner, deren Balkone sich direkt neben dem Zaun des Spielfeldes erstrecken. Trotzdem glaubt Zuber, dass er weiß, wovon er spricht. Einmal in der Woche gehe er selbst auf das Streetballfeld – „um ein paar Körbe zu werfen“, sagt der Flörsheimer. Meistens sei er alleine auf dem Platz. „Da ist nix los“, betont Harald Zuber. Den meisten Krach mache das Auftreffen des Balls auf das kaputte Brett an einem der Körbe. Manchmal beobachte er Kinder, die an den Tischtennisplatten neben dem Streetballplatz Rundlauf spielten und Musik über ihre Handys hörten. Dies sieht er jedoch nicht als Grund für eine Verlegung des Platzes an einen anderen Standort. „Wenn ich es schlimm fände, könnte ich mich da selbst hinbewegen und bräuchte nicht den Bürgermeister“, erklärt Zuber.

Der Familienvater begrüßt den Streetballplatz am derzeitigen Standort. Wenn er die Wahl habe, ob junge Leute auf einem Platz mit Bällen kicken können oder „ob sie klauen, saufen oder Drogen nehmen“, sei doch eindeutig, wofür er sich entscheide, sagt Zuber. „Das ist doch das Erstrebenswerteste, was man haben kann“, findet der Flörsheimer. Die Lage des Platzes inmitten des Wohngebietes habe zudem den Vorteil, dass Eltern aus angrenzenden Häusern leicht mitbekommen, ob es ihren Kindern gut gehe. Zuber weist darauf hin, dass Kinderlärm im gesetzlichen Sinne nicht als Lärm zu betrachten sei. Außerdem erklärt der Nutzer der Anlage, dass er Müll und Hundekot störender finde als Gespräche und Musik. Den Missbrauch von Wiesen als Müllkippen und Hundetoiletten beobachte er eher bei Anwohnern jenseits des 55. Lebensjahres. Der Flörsheimer argumentiert, dass die Stadt lieber in die Reinigung und Abfallbeseitigung investieren solle, als 20 000 Euro an den Schließdienst für die Streetballanlage zu zahlen.

Die SPD hat vorgeschlagen, die Streetballanlage auf das naturnahe Spielgelände hinter der Wohnbebauung an der Werner-von-Siemens-Straße zu verlegen. Harald Zuber rät den Anwohnern des momentanen Standorts, darüber nachzudenken, was mit dem frei werdenden Gelände passiert, wenn das Spielfeld weg ist. „Sie werden vielleicht ein Jahr lang eine Baustelle vor der Nase haben und später laute Nachbarn“, erklärt der Kritiker des SPD-Antrags. Darüber hinaus befürchte er, dass ein Umzug des Streetballfeldes dazu führen könnte, dass der Bolzplatz am naturnahen Spielgelände verkleinert wird. Dieser Bolzplatz werde jedoch häufig genutzt. Außerdem versteht Harald Zuber die Logik hinter einer Verschiebung der Anlage nicht. Wenn es tatsächlich ein Lärmproblem gebe, dann werde dieses bei einer Verlegung der Anlage doch nur mit verlegt, argumentiert der Flörsheimer. „Da wohnen auch Leute“, betont Zuber.

Aufgrund seiner von den vorgetragenen Beschwerden abweichenden Einschätzung fällt es dem Familienvater schwer, einen Lösungsvorschlag zu machen: „Für mich gibt es kein Problem“, sagt Harald Zuber. Er finde es ausreichend, dass die Sportanlage nach 20 Uhr schließt. Berichte, dass junge Leute nach den Schließzeiten über den Zaun klettern, bezweifelt der Flörsheimer. Ein Übersteigen der Absperrung ohne Hilfsmittel halte er aufgrund der Höhe für unmöglich. Er selbst habe abends noch nie nennenswerten Lärm mitbekommen. Harald Zuber empfiehlt, dass die Stadt die Anlage zunächst beobachten sollte. Ein Streetworker könne feststellen, ob dort tatsächlich so viel los sei.

Zebrastreifen ist nötig

Als viel wichtigeres Thema für das Wohngebiet im Norden Flörsheims betrachtet Harald Zuber die Verbesserung der Wege zur Paul-Maar-Schule und zur Kita Villa Kunterbunt. In der Adam-Opel-Straße gebe es jeden Morgen ein großes Verkehrsaufkommen, aber keinen Zebrastreifen, der von den Kindern genutzt werden könnte. Während der Streetballplatz kaum jemanden interessiere, sei die Sicherung des Schulwegs aber der halben Elternschaft wichtig, meint der Familienvater.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 28. Juli 2016