Nur 30,1 Prozent der Stimmen bekam die Union am 6. März in der Mainstadt. Dies ist ein Minus von 7,8 Prozentpunkten im Vergleich zu 2011.
Flörsheim. Seitdem die CDU in der Mainstadt keinen Bürgermeister mehr stellt, geht es mit ihr stetig bergab. Doch nicht nur diesem Aspekt sowie der mangelnden Mobilisierung ihrer Klientel ist die Niederlage bei der jüngsten Kommunalwahl geschuldet, sondern vor allem auch dem fehlenden Profil und einem Wahlkampf, der vor Fehlern gestrotzt hat. So hingen die Plakate der Mitbewerber schon längst an den Straßenlaternen und zentralen Plätzen, als sich nach der Fastnachtszeit die CDU dann endlich mal anschickte, ebenso mit Plakaten um die Wählergunst zu werben – von Flugblättern in den Haushalten zu diesem Zeitpunkt kurz nach Fastnacht ganz zu schweigen.
Dabei waren die CDU-Parolen an Harmlosigkeit und Beliebigkeit kaum zu übertreffen. So hieß es in einem Flugblatt unter dem Obertitel „Stadtentwicklung mit Blick auf Ganze“ mit allgemein gehaltenen Unterpunkten: „Langfristiges Konzept zur Entwicklung Flörsheims und seiner Stadtteile unter Beteiligung ale Akteure“, „Einzelmaßnahmen aufeinander abstimmen, bessere Nutzung und Vermarktung der Standortfaktoren“, „Steigerung der Lebensqualität“. Mit solchen abstrakten Sprüchen sind keine Wähler zu einer Stimmabgabe zu bewegen. Auf den Punkt gebracht heißt das: Zu wenig war die Partei präsent im Stadtgebiet, zu lasch waren die Botschaften, die dabei verkündet wurden. Zudem: In einer Wahlbroschüre war ein überflüssiger Stadtplan abgedruckt. Darauf ist eine nicht existierende Wegeverbindung mit den (allerdings kleingedruckten) Worten „Flörsheim-Wörsdorf“ zu sehen. Solche Fehler dokumentieren die Nachlässigkeit.
Was hier als Generalkritik aufgezeigt wird, ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung. Wahlkämpfe können nur mit Personen bestritten werden, die mit Lust, Zeit und Verve ihre Sache vertreten. Die Flörsheimer CDU ist eigentlich ein Opfer ihrer erfolgreichen jungen Frauen und Männer. Diese sind nämlich durch Studium oder Beruf zeitlich so eingeschränkt, dass für die Kärrnerarbeit in der Partei fast kaum Zeit bleibt. Diejenigen, die deshalb einen Wahlkampf völlig auf den Kopf und anders organisieren müssen, sind in der einst dominierenden Flörsheimer Partei nicht vorhanden. Die Führungsriege ist eigenartig blass geblieben. Um es deutlicher zu sagen: Für die Karriere-Frauen und -Männer hätten andere in die Bresche springen müssen. Es war aber anscheinend niemand dazu bereit.
Querelen wegen Eitelkeit
Personelle Nickligkeiten trübten schon vor dem Wahlkampf die Stimmung bei der Partei. So wähnte sich Ex-Stadtrat Markus Ochs auf der Kreistagsliste der Flörsheimer CDU zu schlecht platziert. Aus Protest kehrte er seinem Stadtverband den Rücken und ließ sich – was nach dem Wahlrecht statthaft ist – von den Hattersheimer Parteifreunden auf deren Kreistagsliste setzen. Für die Christdemokraten ist nach der Wahl nun auch wieder vor der Wahl. Ob und mit wem die CDU eine Koalition eingehen wird, ist noch offen. Vieles spricht für ein Bündnis mit der SPD. Ein starker, mitunter störrisch und rücksichtslos auftretender Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) lässt die CDU-Protagonisten aber eher in Schrecken erstarren, als dass es sie zum Kämpfen ermuntern würde. Eingezwängt zwischen dem Rathauschef, der zudem SPD-Unterbezirksvorsitzender ist, sowie dem zweiten Hauptamtlichen im Magistrat, dem Grünen Sven Heß, befindet sich die CDU in einer unvorteilhaften Position. Denn eine Abwahl von Heß (dessen Amtszeit erst 2019 endet) käme schon alleine deshalb nicht in Frage, weil es für die Stadt mit rund 450 000 Euro zu Buche schlagen würde, wie CDU-Fraktionschef Marcus Reif erklärt. Außerdem: Dafür müsste eine Zwei-Drittel-Mehrheit her, die es wohl dafür nicht gibt.
Auf der anderen Seite: Sich immer dem Rathauschef unterordnen zu müssen kann auf Dauer auch keine wegweisende CDU-Politik sein. So bleibt es dabei: Die Christdemokraten müssen sich neu definieren sowie Leitlinien formulieren, die von den Wählern anerkannt werden. Früher wurde so etwas Vision genannt. Heute reicht schon Authentizität aus, um bei den Wählern zu punkten.