Von Jens Etzelsberger
GÄRRESTE: Ortsbeirat wird über die Planungen der Wickerer Deponie informiert / Keine Laster im Ort
WICKER – Dass beim Thema „Gärrestelager“ unter den Anwohnern und Lokalpolitikern eine besondere geruchtstechnische Empfindlichkeit vorherrscht, war bei der Ortsbeiratssitzung am Montag besonders verständlich. Denn passend zum Thema lagen große Teile der Stadt an diesem Tag unter einer Geruchswolke, die weniger an gute Landluft erinnerte, sondern einfach beißender Puddelgestank war. Ursache war das Unterpflügen von Kompost auf einem Feld.
Markus Töpfer, Geschäftsführer des Wickerer Deponiebetreibers RMD, beeilte sich deshalb auch im Ortsbeirat zu versichern: „Wir waren das nicht“. Gleichwohl wird sein Unternehmen einen 21 000 Kubikmeter großen Tank für flüssige Gärreste bauen, dessen Inhalt einst auf den Feldern der Region landen wird, wie Töpfer im Ortsbeirat erläuterte. Der Bau des Stahlbetonbehälters, 40 mal 80 mal neun Meter groß, sei wegen neuer Regelungen zur Ausbringung der flüssigen Gärreste notwendig geworden, die in der Anlage der Deponie anfallen.
Reglementierte Zeiten zur Ausbringung als Dünger
Die Zeiten, in denen diese Gärreste als Dünger auf die Felder ausgebracht werden dürfen, seien weiter reglementiert worden, so Töpfer. In Zeiten großer Niederschläge, wenn die Böden wassergesättigt seien, dürfe der Dünger ebenso wenig ausgebracht werden wie auf gefrorene Böden. Da die Reste aber kontinuierlich anfielen, sei der Großtank als Zwischenlager notwendig. Geruchsbelästigungen würden von dem Tank aber nicht ausgehen, versicherte Töpfer. „Das ist nicht wie eine Puddelkaut“, sagte er. Der Tank sei gasdicht, Überdruck werde abgesaugt. In dem Tank würden nicht nur Wickerer Gärreste gelagert, sondern auch Material einer Vergärungsanlage im Frankfurter Osthafen, das per Lastwagen angeliefert werde, sagte Töpfer.
Tank soll vor dem Zaun der Deponie gebaut werden
Gebaut werde der Tank vor dem eigentlichen Zaun der Deponie aus Richtung Wicker kommend. Das Gelände sei aber als Deponieareal planfestgestellt. Eine förmliche Baugenehmigung sei noch nicht erteilt, so Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD), doch das Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde habe einen Baubeginn vor der Erteilung der Genehmigung gestattet.
Die Verwertung, also die Abfuhr und Verteilung der Gärreste, werde von der Firma Reterra, einer Remondis-Tochter, übernommen, die die entsprechende europaweite Ausschreibung gewonnen habe, sagte Töpfer. Was mit den Gärresten dann geschehe, liege nicht mehr im Zuständigkeitsbereich des Deponiebetreibers. Töpfer betonte aber, dass die Lastwagen zur Anlieferung aus Frankfurt und zur Abfuhr der Flüssigkeit nicht durch Wicker fahren würden. Der Lkw-Verkehr werde sich dabei auf die sogenannten Kampagnezeiten konzentrieren, in denen die Gärreste auf die Felder ausgebracht werden dürften. Töpfer rechnet damit, dass sich das Ausbringungsgebiet aus wirtschaftlichen Erwägungen auf einen Radius von 50 bis 60 Kilometer beschränkt.
Legt man einen Tankwageninhalt von 40 Kubikmeter zugrunde, sind mehr als 500 Lastwagen notwendig, um den Inhalt des Gärrestetanks ein einziges Mal umzusetzen. Töpfer bot den Ortsbeiratsmitgliedern an, sich im Rahmen einer Ortsbesichtigung über den Bau zu informieren.