Eigentlich hat Markus Ochs Urlaub. Aber einen Tag vor dem offiziellen Ende seiner sechsjährigen Amtszeit als Erster Stadtrat sitzt der CDU-Mann hinterm Schreibtisch im Büro der „Terra“-Erschließungsgesellschaft in der Grabenstraße und sortiert Akten. Am allerletzten Tag in Amt und Würden hat sich der nicht wiedergewählte Erste Stadtrat einen letzten, angenehmen Termin gelegt: Es geht um die Unterschrift unter den Mietvertrag für das ehemalige Restaurant „La Fayance“, in das nun ein spanisches Gastronomenteam einziehen wird (siehe Bericht auf dieser Seite). Die „Terra“ ist Inhaberin der schmucken Immobilie – und Markus Ochs ihr ehrenamtlicher Geschäftsführer. Mit Ende des gestrigen Tages ist er auch dieses Amt los.
Dann ist der Noch-40-Jährige, der am 1. Juli 2007 das Amt antrat, „Stadtrat a.D.“. Stadtrat außer Dienst. „Meinen Pensionärsausweis habe ich schon“, scherzt der Mann, der Bürgermeister werden wollte und dann nicht nur gegen Amtsinhaber Michael Antenbrink (SPD) unterlag, sondern Wochen später auch aus dem Amt des Ersten Stadtrats gespült wurde. Einen Umtrunk zum Abschied mit den Mitarbeitern der Verwaltung gab es bereits vor drei Wochen. Sven Heß tritt am Montag offiziell seine Nachfolge an, das Türschild im Rathaus ist bereits ausgetauscht.
Wenn die Unterschrift unter dem Mietvertrag trocken ist, dann schließt Markus Ochs auch das „Terra“-Kapitel ab. Markus Ochs versichert: „Ich gehe nicht verbittert. Politische Niederlagen gehören dazu in einer Demokratie.“
Rückblende: Als Markus Ochs Im März 2007 von der Stadtverordnetenversammlung als Nachfolger von Leo Fercher zum Ersten Stadtrat gewählt wurde, würdigte ihn der damalige CDU-Fraktionschef als „Option für die Zukunft“. Zielstrebig arbeitete er fortan daran, sich in Position zu bringen als Herausforderer von Michael Antenbrink und als neuer Bürgermeister der Untermainstadt. Die Wähler entschieden anders.
Sechs Jahre später ist diese Zukunft vorerst Vergangenheit – auch in seiner Partei, der CDU. „Es war von Anfang an klar, dass auch der ‚worst case‘ eine Option ist“, sagt Ochs rückblickend. Auch wenn er, daran lässt Ochs im Gespräch keinen Zweifel, gerne weitergemacht hätte. Die vier Wochen Verlängerung – ursprünglich hatte Sven Heß bereits am 1. Juli sein Amt antreten sollen – hat Ochs genutzt, um noch „einige Dinge auf den Weg zu bringen“: Die Sanierung der Trauerhalle in Weilbach etwa oder die Vereinbarung darüber, dass nun 70 weitere Betreuungsplätze im U3-Bereich geschaffen werden können. Ochs‘ persönliche Bilanz nach sechsjähriger Amtszeit fällt unterm Strich positiv aus: Als wichtigen Erfolg sieht er die Sanierung der Weilbachhalle („die größte Baustelle der Stadt“) für 3,5 Millionen Euro an. Dass weder die Kosten der Sanierung ausuferten und auch der Zeitrahmen eingehalten wurde, steht für ihn auf der politischen Habenseite. Auch die Investitionen in den Kitabereich hätten sich ausgezahlt. Besonders stolz ist Ochs darauf, dass im Bereich der Kinderbetreuung Flörsheim „ohne Konkurrenz“ sei: „Wir sind so gut aufgestellt, dass alle Stellen besetzt sind. Das kann sich wirklich sehen lassen.“
Fragen nach seinen politischen Ambitionen beantwortet Markus Ochs zurückhaltend „Ich werde natürlich Ratgeber bleiben, aber einer, der sich ein Stück weit im Hintergrund hält“, sieht er seine Rolle eher in der zweiten, wenn nicht gar in der dritten Reihe. Immerhin: Sein Kreistagsmandat werde er weiter behalten, alles andere werde entschieden, „wenn es ansteht“. Priorität habe für ihn ohnehin erst einmal die berufliche Neuorientierung. „Ich lasse mich nicht aufs Abstellgleis schieben“, versichert der gelernte Verwaltungswirt. Dass er gerne weiter im Öffentlichen Dienst arbeiten möchte, daran lässt Markus Ochs keinen Zweifel. Wo und bei wem, lässt er jedoch offen.
Quelle: Main-Spitze vom 27. Juli 2013