Weilbach Ortsbeiratsmitglieder kritisieren GRKW-Geschäftsführer
Zwischen der A 66 und dem nördlichen Ortsrand von Weilbach möchte die Gesellschaft zur Rekultivierung der Kiesgrubenlandschaft Weilbach (GRKW) in den kommenden Jahren Kies abbauen. Weil unter anderem die neue Grube nur circa 230 Meter von dem Rand des Stadtteils entfernt ist, regt sich Widerstand.
Wer zur jüngsten Sitzung des Weilbacher Ortsbeirats gekommen war, um neue Details zum geplanten Kiesabbau zu erfahren, der sah sich schnell ernüchtert. Ein Jahr nach ihrer letzten Präsentation standen die GRKW-Geschäftsführer Kjell Schmidt und Dr. Mathias Bausback erneut Rede und Antwort. Diesmal hatten sie allerdings nicht viel Neues zu berichten. Die Planungen seien nicht weiter vorangeschritten, erklärte Schmidt. Die im Vorfeld eingereichten Fragen der Ortsbeiratsmitglieder hatten die GRKW-Chefs auch nicht beantwortet. Die Fragenkataloge seien zu ausführlich und sollten in den Aufsichtsrat mitgenommen werden.
„Was eine Armut!“
Der Ortsbeirat zeigte dafür wenig Verständnis. CDU-Mann Manfred Schwammbach bemängelte, dass nicht einmal ein paar Fragen als Stichpunkte beantwortet wurden. „Sehr unbefriedigend“, fand das auch Silke Bolender (Galf). Die Weilbacherin erinnerte daran, dass der Ortsbeirat aufgefordert worden war, seine Fragen bis zu einer bestimmten Frist einzureichen. Besucher Werner Siebel kritisierte, dass die Geschäftsführer nicht mal eine Übersichtskarte dabei hätten. „Was eine Armut!“, klagte ein weiterer Zuhörer.
Zur Verteidigung der GRKW erläuterte Ortsvorsteher Thomas Schmidt (CDU), dass der Besuch der Geschäftsführer auf Wunsch des Ortsbeirates eingerichtet worden sei. Mathias Bausback betonte, dass er gerne mehr Zeit gehabt hätte. Er könne nichts präsentieren, was noch nicht vom Aufsichtsrat beschlossen sei. Die Frage von Renate Mohr (Galf), wann aus Sicht der GRKW der richtige Zeitpunkt sei, beantwortete Bausback mit dem Hinweis, dass man derzeit damit beschäftigt sei, die GRKW und die Regionalpark Pilotgesellschaft zukunftsfähig zu machen. Die Geschäftsführung müsse „erst mal klar Schiff machen“. Die nächste Aufsichtsratssitzung, bei der die Fragen der Weilbacher behandelt werden könnten, stehe im März an.
Zwei Punkte, welche die GRKW seit der Vorstellung ihrer Pläne im vergangenen Jahr klären will, sind das Verkehrskonzept und die landwirtschaftliche Betroffenheitsanalyse für die geplante Kiesgrube an der A 66. Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft konnten noch nicht untersucht werden, weil kein drittes Unternehmen für einen Ausschreibung gefunden wurde, erklärte Bausback. Ein paar Neuheiten gab es zumindest zum Verkehrskonzept: Die An- und Abfahrten zur Kiesgrube sollen durch eine Einbahnstraßenregelung über die Querspange erfolgen. Das heißt, dass Transporter von der Autobahn aus Richtung Hochheim kommen und über die Landstraße in Richtung Hattersheim abfahren. Es werde nicht mehr Verkehr herrschen als heute, so Mathias Bausback.
Überschneidungen gibt’s
Manfred Schwammbach wunderte sich über die Aussage, dass kein zusätzlicher Verkehr entsteht, wenn die Arbeiten in der heutigen Weilbacher Kiesgrube zunächst noch fortgesetzt werden. Außerdem habe er gehört, dass die Firma Bäuscher alles Material, das beim Kiesabbau übrig bleibt, auf die Wickerer Deponie fahre. „Was denken Sie, wo die lang fahren?“, fragte der Christdemokrat. GRKW-Geschäftsführer Bausback räumte ein, dass es zu Überschneidungen mit der heutigen Kiesgrube kommen könne. Diese seien aber nicht von langer Dauer. Das Gerücht, dass Aushub von der neuen Kiesgrube nach Wicker transportiert wird, halte er für eine Mär, so Bausback. Kjell Schmidt erläuterte, dass der Aushub verwendet werden soll, um einen Schallschutzwall in Richtung Weilbach zu errichten.
Keine Schlacke-Füllung
Im Publikum wurde die Frage laut, wie konkret der neue Kiesabbau schon auf den Weg gebracht sei und ob sich Grundstückseigentümer wehren können. Mathias Bausback führte aus, dass die Flächen nördlich der Weilbacher Wohnbebauung vor zehn Jahren im Flächennutzungsplan als Vorranggebiet für den Kiesabbau ausgewiesen wurden. Jeder, der über die benötigten Grundstücke verfügt und einen Antrag beim Regierungspräsidium stellt, könne guter Dinge sein, dass er eine Genehmigung erhält. Die Nachfrage von Thomas Probst (dfb), wie viele Grundstücke die GRKW erworben habe und ob Besitzer von Ackerflächen, die nicht verkaufen wollen, im schlimmsten Fall enteignet werden, konnten die Geschäftsführer nicht beantworten. Die Sorge, dass eine neue Grube mit Schlacke verfüllt werde, wies Bausback zurück. Für Schlacke werde das Regierungspräsidium keine Genehmigung erteilen.
„Es reicht eigentlich“
CDU-Mann Marcus Reif bemühte sich, die Situation eindringlich zusammenzufassen. Die ältere Generation der Weilbacher habe schlimme Erfahrungen mit dem früheren Kiesabbau gemacht. Heute sei Weilbach mit 28 000 Fahrzeugen am Tag stark belastet. „Es reicht eigentlich“, sei das vorherrschende Gefühl im Ort. Deshalb werde es aus der Politik momentan nicht eine einzige Stimme für eine weitere Auskiesung geben. „Sie werden die Menschen auf die Straße treiben“, warnte Reif. Er forderte die Geschäftsführer auf, ein Konzept vorzulegen, das mit Weilbach vereinbar ist.
Werner Duchmann (FDP) ging einen Schritt weiter: Die Politik soll überhaupt keinem Konzept zustimmen, da man sich sonst auf ein Verfahren einlasse, dass sich später nicht mehr beeinflussen lasse. „Kein Kompromiss“, betonte der Weilbacher.
Quelle: Höchster Kreisblatt vom 28. November 2018