Der Nordwestlandebahn ist in Betrieb. Wenn ich mir meine Heimatstadt Flörsheim anschaue und die Belastungen betrachte, bin ich entsetzt, erschüttert und wütend. Der Fluglärm ist unerträglich. Offensichtlich werden die planfestgestellten Flugkorridore nicht genutzt. Hierzu wurde am Montag im Kreistag des Main-Taunus-Kreises ein gemeinsamer Antrag aller Fraktionen einstimmig verabschiedet, um dem entgegenzuwirken. Für die SPD sprach Bürgermeister i. R. Hans Franssen, für die CDU Marcus Reif, für die Grünen Peter Kluin. Die Zustände sind unhaltbar!
Wir kennen viele Menschen und Freunde, die sich bewusst für Flörsheim entschieden haben, dort Besitz kauften. Viele haben Kinder. Wie soll es da weitergehen? Mit vielen Menschen habe wir in den letzten Tagen gesprochen, ich habe viele E-Mails und Anrufe bekommen. Der Tenor ist überall gleich – „wir wollen hier weg“. Ist es das, was Flörsheims Zukunft ist? Wir Flörsheimer Kommunalpolitiker müssen gemeinsam eine kluge Antwort darauf geben.
Als der Verein Für Flörsheim den anerkannten Bremer Epidemiologen Professor Dr. Eberhard Greiser zu uns nach Flörsheim einlud, konnte man eindrucksvolle Fakten zu Lärm-induzierten Gesundheitsgefahren erfahren. Aus unserer Sicht werden diese Gefahren bald Realität werden. Wie geht die Landes-Politik damit um? Billigend in Kauf nehmen? Etwas ändern? Was geschieht mit unserer Heimat?
Am vergangenen Freitag fand eine Demonstration in Flörsheim statt. Viele Flörsheimer sind dem Aufruf zum Protest gefolgt. Symbolik ist zwar wichtig beim Protest gegen diese Nordwestlandebahn. Wir begeben uns allerdings auf sehr dünnes Eis, wenn wir anfangen, Fraport-Broschüren öffentlich zu verbrennen. Diese Symbolik halten wir für falsch. Trotzdem muss der Protest laut und wahrnehmbar weitergehen. Wir Flörsheimer dürfen nicht ruhen, bis Entlastung da ist. Die Flörsheimer mögen ihren Protest kundtun, schreiben Sie an das Wirtschaftsministerium, an den Ministerpräsidenten, schreiben Sie an Ihre Landtags- und Bundestagsabgeordneten, wenden Sie sich an Ihre lokalen Politiker.
Über Jahre hinweg hatte die Kommunalpolitik in Flörsheim, der Untermainschiene und des Landkreises gegen die Landespolitik gewettert. Ob CDU, SPD oder FDP – die großen Parteien in Hessen waren für den Flughafenausbau. Die Grünen auf Bundesebene ebenso. Wir haben über 2 Mio. EUR für Anwälte ausgegeben, vehement gekämpft, nur um am 21. Oktober die Eröffnung der Landebahn zu erleben. Ich frage mich wirklich, ob ein Infrastrukturprojekt einen politisch höheren Wert haben darf, als die Gesundheit der Menschen, die hier leben? Und ich bin enttäuscht, dass bei der Entscheidung für diese Landebahn alle Fakten und Argumente nicht ausreichend gehört wurden. Was bedeutet das für unsere Demokratie? Für Vertrauen in Politik?
Flörsheim wurde im Jahre 828 das erste Mal urkundlich erwähnt. Wir haben eine fast 1.200 Jahre alte Geschichte. Den Flughafen Frankfurt gibt es an der heutigen Stelle seit 1935. Mit der Entscheidung, die Nordwestlandebahn zu bauen, wurde mit großer Mehrheit im Landtag einseitig die Belastung auf Flörsheim, Hochheim und Hattersheim verteilt. Dies ist eine bewusste Entscheidung, die ich verurteile. Denn die Nordwestlandebahn wird Flörsheim verändern. Das verlorene Öl oder die ersten Wirbelschleppen im Baugebiet Nord sind die ersten beklagenswerten Auswirkungen.
Die CDU Flörsheim und ich bleiben bei unserer Forderung: das CASA-Programm muss erweitert werden. Die Fraport ist in der Pflicht, den Menschen Schallschutz zu finanzieren, die ohne ihn nicht mehr erträglich hier leben können. Die Fraport ist auch in der Pflicht, den Wünschen nach Verkauf der Immobilie mit marktgerechten Preisen zu antworten – und marktgerecht heißt, zum Wert vor dem Flughafenausbau. Die Fraport ist ebenfalls in der Pflicht, der Stadt bei der Finanzierung der Infrastruktur zur Seite zu stehen. Für den Anfang sind 15 Mio. EUR das Mindeste! Wer 670 Mio. EUR für die Schließung eines Chemiewerks zahlt, wird sich sicherlich ebenso in der Pflicht sehen, die Kommunen um den Flughafen bei der Kompensation zu unterstützen.
Wir sind nicht frei von Problemen in unserer Stadt. Der Flughafenausbau, die Verkehrssituation und so einiges mehr verlangen den Flörsheimern eine Menge ab. Wir zählen weiterhin auf ein geschlossenes und gutes Miteinander der Flörsheimer Politik mit CDU, SPD, GALF, dfb und FDP, Bürgermeister Antenbrink und Erster Stadtrat Markus Ochs sowie dem Verein Für Flörsheim und allen Mitstreitern. Wir Kommunalpolitiker sind in der Pflicht, Flörsheims gute Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Marcus K. Reif
CDU Flörsheim am Main