Die Zeit der kleinen Geschäfte ist vorbei – wie kann die Zukunft aussehen?
Die Flörsheim Kolonnaden haben die Käufer aus der Altstadt abgesogen. In der Politik gibt es indes noch Hoffnung, das Viertel wiederbeleben zu können.
Von Niklaus Mehrfeld
Flörsheim. Während es für die einen fast schon eine Katastrophe ist, sind die anderen sehr zufrieden. Die Rede ist von den Geschäftsinhabern und Unternehmen, die in der Altstadt sowie im neuen Einkaufszentrum an der Wickerer Straße angesiedelt sind.
Viel Betrieb herrschte vor den Weihnachtsfeiertagen in den Flörsheim Kolonnaden. Der große Parkplatz war ständig belegt. Ein gegenteiliges Bild bot die Altstadt. Dort fahren die Autos zwar ebenfalls zahlreich, doch die Fahrzeuge parken nicht, sondern durchqueren die Straßen der Innenstadt. Nur noch wenige Autofahrer halten an, um in den Geschäften der Altstadt ihre Besorgungen zu machen. Kein Wunder, gibt es doch auch nicht mehr viele Läden in diesem Stadtviertel.
Eisenbahn im Fenster
Die älteren Flörsheimer können sich noch gut daran erinnern, welche Geschäfte in der Graben-, Eisenbahn-, Bahnhof-, Haupt- oder Wickerer Straße die Kunden anlockten. Einst drückten sich im Winter viele Kinder vor dem Schaufenster des Elektrohandels Hartmann und Mohr die Nasen platt. War doch dort im Schaufenster eine große Modelleisenbahnanlage von Märklin zu bewundern.
Wie ein Sog
Unter anderem die Metzgerei Nauth, eine Drogerie, das Fahrradgeschäft Schneider, der Obst- und Gemüseladen Münch, ein Wollwaren-Laden, das Haushaltswaren- und Spielzeuggeschäft Lenhardt, ein Hut- sowie ein Bürsten- und Reinigungsmittel-Laden boten Einkaufsmöglichkeiten. Vervollständigt wurde die Liste von Bäckereien und Metzgereien, von Mode-, Schmuck- und Uhren-Geschäften sowie kleinen Lebensmittel-Läden.
Egal, was war: Die Zeit der kleinen Geschäfte ist vorbei. Und das Bild der Altstadt in der Mainstadt wird sich in den nächsten Jahren noch stärker wandeln. Unbestritten: Die Flörsheim Kolonnaden wirken wie ein Sog, der die Käufer aus der Altstadt auf das Center-Gelände an der Wickerer Straße zieht.
Das weiß auch Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD), der sich mit der künftigen Bebauung des Ex-Axthelm- sowie Schützenhof-Geländes einen Anfang zur Wiederbelebung der Altstadt erhofft. Zwar wurden seine Pläne, auf dem ehemaligen Schützenhof-Areal einen Rathausanbau sowie Wohnungen zu errichten, von der CDU/FDP-Mehrheit abgelehnt.
Baulücke schließen
Fest steht aber, dass das «Filet-Grundstück» zwischen der Wickerer-, Bahnhof- und Erzbergerstraße bebaut werden muss. Die künftige Kultur-Scheune reicht als belebendes Element für die allmählich vor sich hin siechende Altstadt aber nicht aus. Deshalb setzt Rathauschef Antenbrink darauf, dass die große Baulücke zwischen Rathaus und Wickerer Straße so schnell wie möglich geschlossen wird. «Wenn das ehemalige Schützenhof-Gelände bebaut wird und weitere Gebäude auf dem Areal entstehen, muss man weitersehen, wohin sich die Altstadt entwickeln soll», zeigte sich der Bürgermeister vorsichtig optimistisch. Eine Kneipenlandschaft, wie dies einmal von der dfb angedacht war, findet aber nicht unbedingt die Zustimmung aller Parteien. Noch ist der Gedanke vorherrschend, dass sich dort auf Dauer doch Einzelhandelsgeschäfte halten können.
Übrigens: Auch die CDU/FDP-Koalition spricht sich für eine Bebauung auf der brachliegenden Grundfläche neben dem Rathaus aus. Marcus Reif, der Fraktionschef der Christdemokraten im Stadtparlament, hatte außerdem schon mehrfach deutlich gemacht, dass für die CDU das größte Problem die künftigen Gestaltungsmöglichkeiten in der Altstadt sind.