Fronten nach wie vor verhärtet
UMGEHUNG Meinungen prallen bei Bürgerversammlung unversöhnlich aufeinander / Emotionen gewinnen Oberhand
An die 100 Besucher waren am Montag zu einer Bürgerversammlung in die Begegnungsstätte gekommen, um speziell zu der Ortsumgehung B 40 neu und die Auswirkungen auf den Stadtteil Keramag-Falkenberg Stellung zu nehmen. Allerdings prallte, wie zu erwarten war, bald das Für und Wider auch hinsichtlich der geplanten Umgehung B 519 aufeinander.
Zunächst allerdings informierte Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) über den neuesten Stand der Planungen zur B 40 neu vor den Toren des Ortsteils, wo statt einer Unterführung am Verkehrsknoten „Felsenkeller“ wegen schwierigem Untergrund und Grundwasser jetzt eine ebenerdige Zufahrt vorgesehen sei und die andere Zufahrt an den Kalkbrennöfen auf die andere Straßenseite verlegt werde.
Entlastung für die Falkenbergstraße
Das sei auch vorteilhaft für die Anbindung des neuen Gewerbegebiets östlich des Stadtteils und entlaste die Falkenbergstraße vom Schwerlastverkehr, sobald der Bahnübergang geschlossen werde. Anhand ermittelter Dezibelwerte belegte der Rathauschef zudem eine Entlastung der Keramag-Bewohner durch die geplante Lärmschutzwand.
Dem Wunsch eines Besuchers nach einer Ampel an der Kreuzung „Felsenkeller“ begegnete Antenbrink mit viel Verständnis: „Dort ist zwar keine Ampel vorgesehen, doch ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir das realisieren können“. Auch die Bedenken für die Sicherheit des Radweges speziell für Schulkinder entkräftete er und sprach von einer deutlich verbesserten Radwegeverbindung durch das neue Gewerbegebiet.
Hatte Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Odermatt (CDU) als Leiter der Veranstaltung anfangs um eine faire Diskussion gebeten, schlichen sich mit den Wortbeiträgen doch mehr und mehr Polemik und Emotionalität ein. Zwischenrufe wie „lächerlich“, „Unterstellung“ oder „unverschämt“, Vorwürfe an Fraktionen der „großen Veralberei“ und insgesamt verbal heftigere Beiträge machten deutlich, dass die Fronten nach wie vor verhärtet sind, trotz dreijährigen Ringens um gemeinsame Lösungen. „Wir haben uns vor drei Jahren gegen die Umgehung ausgesprochen, wie oft müssen wir das wiederholen?“, fragte ein Besucher mit Blick auf die neuerlich angestrebte Bürgerbefragung, für die am Montag Unterschriftenlisten im Rathaus abgegeben wurden.
Firmen-Ansiedlung in Frage gestellt
„Welche Unternehmen siedeln sich auf dem neuen Gewerbegebiet an“, wollte ein anderer wissen, der die Vorteile höherer Gewerbesteuern für die Stadt anzweifelte. Unterstützung bekam er von Peter Kluin (Galf), der den Nutzen neuer Gewerbesteuern in Frage stellte, „wenn wir nicht mehr vor die Tür gehen können“. Wie er als Vertreter seiner Partei hatten auch die anderen Podiumsmitglieder klar Stellung bezogen, wie dfb-Mitglied Jürgen Kühn, der gegen die Umgehungsstraße, aber für eine „kleine Weilbach-Lösung“ sei.
„Mir ist es wichtig, eine Lösung für die ganze Stadt zu finden, die von einer Mehrheit getragen wird“, war der Kommentar von CDU-Fraktionschef Marcus Reif. Wie er für eine Solidarität aller Bürger warb, erinnerte Werner Duchmann (FDP) daran, dass sich Weilbach ja auch an den Anstrengungen gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafen beteiligt habe, obwohl der Stadtteil Weilbach in Sachen Lärm eher davon profitiere.
SPD-Fraktionschef Gerd Mehler kam schließlich auf das Thema des Abends zurück, nämlich die B 40 neu, gegen die vor drei Jahren kein Bürgerentscheid angestrebt worden war und bei deren Ausbau sich die Stadtverwaltung jetzt durchaus Einspruchmöglichkeiten vorbehalten habe. Letztlich aber blieb nach stundenlangem Geplänkel zwischen Politikern und Bürgern der fade Nachgeschmack eines vertanen Abends ohne einen Schimmer von Annäherung und Kompromissen.
Main-Spitze vom 03.11.2010
Impressionen der Bürgerversammlung: