Seit der Kommunalwahl vor zwei Jahren debattieren die Flörsheimer Stadtverordneten über die Zukunft der Mainstadt. Ein Konzept soll Vorschläge liefern.
Wie soll es mit Flörsheim weitergehen? Diese grundsätzliche Frage könnte schon bald im Rahmen eines umfassenden Entwurfes beantwortet werden. Bereits seit einigen Jahren geistert der Wunsch nach einem Stadtentwicklungskonzept durch die politischen Gremien. Meist forderten Vertreter des Mehrheitsbündnisses aus CDU, Galf, Freien Bürgern (dfb) und FDP die Erstellung eines solchen Konzeptes, wenn es um städtebauliche Fragen ging.
Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) hat das Thema nun als eigenen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Dort gab es jedoch Gegenwind. Unterschiedliche Auffassungen führten zur ersten Konfrontation mit einem seiner Herausforderer bei der kommenden Bürgermeisterwahl, nämlich CDU-Mann Bernd Blisch.
Vielfältige Bereiche – wie Einzelhandel, Gewerbe, Verkehr, Mobilität, und Wohnen – seien von der künftigen Stadtentwicklung betroffen, erläuterte Antenbrink. Ein Planungsbüro solle mit interessierten Gruppen erarbeiten, wie diese sich Flörsheims Weg bis ins Jahr 2040 vorstellen. Dafür möchte der Rathauschef 260 000 Euro investieren. Ein geeignetes Büro für die Erstellung des Konzeptes soll in einer europaweiten Ausschreibung ermittelt werden. Es gehe um Fragen, über die man nicht ohne fachliche Unterstützung entscheiden könne. Die Politik könne und dürfe deshalb keine inhaltlichen Vorgaben machen, betonte Antenbrink. Erst wenn ein Ergebnis vorliege, schlage die Stunde der Politiker. Die Entscheidung über die Durchführung des Konzeptes liege dann in den Händen der Stadtverordneten.
„Die Sehnsucht lehren“
Dieser Sichtweise widersprach Bernd Blisch, der für die CDU-Fraktion ans Rednerpult trat. Der Bürgermeisterkandidat des Viererbündnisses antwortete literarisch: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“, zitierte er Antoine de Saint-Exupéry. Der Bürgermeister präsentiere sich mal wieder als Macher, der nicht lange zögert und sofort vorprescht, monierte Blisch. Männer, Frauen und Holz habe Antenbrink schon beschafft. Die „große Sehnsucht nach dem Meer“ vermisste der unabhängige Bürgermeisterkandidat allerdings. Er kritisierte, dass die Ideen der Stadtverordneten erst am Ende eine Rolle spielen sollen. Wenn diejenigen, die sich in der Stadt auskennen, nicht zuerst eine Vorstellung entwickeln, könne man alles Geld der Welt in die Hand nehmen und bekomme trotzdem kein ordentliches Ergebnis. „Wir müssen doch wissen, was wir wollen“, meinte Bernd Blisch und beantragte die Überweisung des Antrags in die Ausschüsse.
Er sei grundsätzlich anderer Meinung, widersprach Rathauschef Antenbrink. Aus seiner Sicht dürfe dem beauftragten Büro keine Vorgabe gemacht werden. Das Konzept erfordere eine fundierte fachliche Grundlage. Die Galf-Fraktionsvorsitzende Renate Mohr unterstellte Antenbrink, dass er den Stadtverordneten seine Ansicht „aufdiktieren“ wolle. CDU-Stadtverordneter Michael Kröhle wunderte sich, dass sich Antenbrink zwei Monate vor der Bürgermeisterwahl das Thema Stadtentwicklung auf die Fahne geschrieben habe. Er sei jedoch erfreut über diesen Sinneswandel, erklärte Kröhle, der daran erinnerte, dass die Idee zum Stadtentwicklungskonzept vom Viererbündnis stamme. Die Stadtverordneten verwiesen den Antrag schließlich einstimmig in den Haupt- und Finanzausschuss sowie auch in den Bauausschuss.