Die Flörsheimer setzen dem Wachstum ihrer Stadt Grenzen. Höchsten 3000 Neubürger sollen bis 2050 in Baugebiete zuziehen. Und eine Kirche wird zum Maßstab.

Die Flörsheimer Stadtpolitiker kanalisieren das Wachstum ihrer Stadt. Mehrheitlich haben die Stadtverordneten ein Entwicklungskonzept beschlossen, das Obergrenzen für den Zuzug und für die Dichte der Bebauung festlegt. Demnach soll die Stadt in den Jahrzehnten bis zum Jahr 2050 auf höchstens  25 000  Einwohner wachsen. Derzeit leben dort 22 000 Personen, die Zahl der Einwohner würde also um ein Siebtel zunehmen. Diese Grenze für den Zuzug gilt für Neubürger, welche die Neubaugebiete beziehen. Zusätzliche Flörsheimer in neuen Wohnungen, die in den nächsten Jahren durch Nachverdichtung entstehen, werden nicht mitgerechnet.

Die neuen Leitlinien für die Zukunft der Stadt sehen vor, dass der erwünschte Zuzug nicht zu schnell geschieht. So sollen nicht mehr als 150 neue Wohnungen in Baugebieten innerhalb von fünf Jahren entstehen. Für dieses Konzept stimmte außer der Koalition aus CDU und der Grünen Alternativen Liste Flörsheim (Galf) auch die Wählergruppe Die freien Bürger (DFB). Die SPD lehnte das Papier ab, die FDP enthielt sich der Stimme.

Art und Größe von neuen Häusern werden geregelt. So sollen nur wenige Einfamilienhäuser und in erster Linie Reihen- oder Doppelhäuser entstehen. Das Konzept legt für frei stehende Häuser einen Anteil von zehn Prozent fest. Alle übrigen Wohnungen sollen je zur Hälfte in Doppel- und Reihenhäusern und in Mehrfamilienhäusern entstehen. Ausnahmen sind zugelassen, wenn mit öffentlicher Förderung gebaut wird. Dieser geförderte Wohnraum soll einen Anteil von 15 bis 20 Prozent ausmachen. Für Sozialwohnungen in kleinen Einheiten wird ein Anteil von zehn bis 15 Prozent festgeschrieben.

Bei allen Wohnformen gilt, dass nicht zu dicht gebaut wird, das heißt nicht mehr als 50 Wohneinheiten auf einem Hektar. Für die Höhe der einzelnen Bauten gilt ein sehr traditionelles Maß: Kein Neubau darf höher werden als die Kirche Sankt Gallus in der Flörsheimer Altstadt. Mehrfamilienhäuser sollen aus sechs bis acht Wohnungen bestehen, große Wohnblocks sind nicht erlaubt. Für die nächsten zehn Jahre sieht das Papier zwei Neubaugebiete in den Stadtteilen vor, in Wicker am Prälat-Müller-Weg und in Weilbach im Gebiet In der Krimling südlich der Weilbachhalle. Die soziale Infrastruktur, das Angebot an Kindergärten und Anlaufstellen für Jugendliche, müsse parallel zu den Baugebieten entwickelt werden, möglichst vorausschauend schon vor den Wohnhäusern.

Luana Schnabel (CDU) nannte das Konzept einen „Meilenstein“ für die Stadtentwicklung, die beiden Baugebiete seien gut auf die Stadtteile verteilt. Frank Laurent (Galf) bezeichnete die Festlegungen als einen guten Kompromiss, der ein moderates Wachstum ermögliche. Dagegen sagte Markus Ochs (SPD), Flörsheimer Familien zögen weg, weil Angebot an Wohnraum fehle. Die geplanten Reihenhäuser würden zu teuer. höv.

Quelle: F.A.Z.-Rhein-Main-Zeitung vom Freitag, 27. Mai 2022