Flörsheim. „Ich war gehetzt“, erinnert sich Norbert Hegmann. Der CDU-Mann führte knapp drei Jahre lang die Weilbacher Amtsgeschäfte als Bürgermeister. Danach hatte er genug vom Chefposten im Rathaus. „Ich wollte nie wieder Bürgermeister werden“, gesteht Hegmann, der heute seinen 80. Geburtstag feiert. Warum seine Zeit in Weilbach so anstrengend war? Hegmanns Jubiläum ist ein geeigneter Anlass, zurückzublicken und diese Frage zu beantworten.

In Ludwigshafen geboren

Dass es ihn einmal nach Flörsheim verschlagen würde, war in den Anfangsjahren des Politikers noch nicht abzusehen. Der Christdemokrat wurde in Ludwigshafen geboren und wuchs im Stadtteil Oggersheim – der Heimat von Altkanzler Helmut Kohl – auf. Den Weg an den Main ebnete ihm Flörsheims Bürgermeister Josef Anna, der ebenfalls aus Ludwigshafen stammt und Hegmann aus der dortigen Stadtverwaltung kannte. Auf Annas Rat habe er sich beworben und sei 1969 mit den Stimmen von CDU und FWG zum Weilbacher Bürgermeister gewählt worden. Damit hatte er einen Posten inne, der in den Vorjahren häufig neu vergeben wurde. Er sei bereits der sechste Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, weiß Norbert Hegmann. „Weilbach war ein komisches Pflaster“, urteilt der 80-Jährige.

Im Alter von 30 Jahren sei er ins kalte Wasser geworfen worden, beschreibt der Jubilar die plötzliche Verantwortung für den kleinen Ort zwischen Hattersheim und Flörsheim. Drei Herausforderungen prägen seine Erinnerung an Weilbach bis heute: der Müll, der Verkehr und die Gebietsreform. Hegmann setzte sich auf teilweise unkonventionellen Wegen für Lösungen ein.

Seit 1964 sei Müll aus Hofheim in eine alte Kiesgrube am Weilbacher Ortsrand gekippt worden, beschreibt er die Ausgangslage zu Beginn seiner Amtszeit. Der Gestank sei oft bis in die Wohnviertel gezogen. Gespräche mit seinem Hofheimer Amtskollegen brachten keine Erleichterung. Also musste Hegmann einen anderen Ausweg finden: Er habe Fahrzeuge, die Erde zu den Kiesgruben transportierten, abfangen lassen und zur Hofheimer Abfallgrube geschickt, erzählt der Jubilar. Die Müllkippe füllte sich durch das zusätzliche Material schneller und konnte im April 1969 geschlossen werden.

Ein weiteres Problem, dem sich Norbert Hegmann gegenüber sah, waren die Verkehrsbelastung und die Verschmutzung des Ortes durch die Kiestransporter. Wenige Tage nach seiner Wahl im Januar 1969 sei im Höchster Kreisblatt ein Foto der stark verdreckten Straßen erschienen. „Es war schockierend“, erzählt der CDU-Mann. Vom Main-Taunus-Kreis sei ihm mitgeteilt worden, dass die Kiesunternehmen keine Genehmigung brauchen. Im August 1969 ließ er die Weilbacher bei einer unangemeldeten Demonstration auf der Taunus- und der Bahnhofstraße (heute Raunheimer Straße) protestieren. „Wir haben schon für Rabatz gesorgt“, sagt Hegmann mit einem zufriedenen Schmunzeln. Bei der anschließenden Diskussion in der Jahnturnhalle hätten sich Vertreter des hessischen Straßenbauamtes bereiterklärt, den Bau einer Umgehungsstraße ohne Planfeststellung zu prüfen. „Die Grundstücke waren da“, erklärt Hegmann. Nur 49 Tage nach der Demonstration sei tatsächlich die Baugenehmigung für die Querspange im Weilbacher Norden erteilt worden. Elf Monate später rollte der Verkehr auf der Umgehungsstrecke. „Schade, dass es nicht gleich weitergegangen ist“, findet Norbert Hegmann. Die Weilbacher warten heute auf den Bau einer Ortsumfahrung, die an das damals geschaffene Stück angebunden werden soll.

19 Straßen gebaut

Schließlich kämpfte Norbert Hegmann noch für den Zusammenschluss Weilbachs mit Flörsheim. Der Ort sollte ursprünglich im Rahmen der Gebietsreform 1972 an Hattersheim angebunden werden. „Ich wusste aber, dass sich die Weilbacher eher nach Flörsheim gezogen fühlen“, berichtet der 80-Jährige. Vor der Eingemeindung baute Hegmann noch 19 Straßen in Weilbach. Als Weilbach schließlich an die Flörsheimer Verwaltung angebunden wurde, war Norbert Hegmann froh, dass seine Amtszeit vorüber war. Verwaltungsaufgaben übernahm er allerdings weiterhin: An der Seite von Josef Anna wurde er zum ersten hauptamtlichen Ersten Stadtrat Flörsheims. Hegmann lebt mittlerweile in Wicker und hat drei Kinder und zwei Enkelkinder.

Am kommenden Mittwoch, 10. Juli, feiert er seinen 80. Geburtstag ab 10 Uhr in der Scheune von Marcel Anthes in der Vorderstraße 11.

Quelle: Höchster Kreisblatt vom 8. Juli 2019